Faktorzertifikate sind Derivate, welche dem Inhaber die gehebelte Partizipation an einem Basiswert ermöglichen. Das Zertifikat vervielfacht also sowohl die bei einem Investment entstehenden Gewinne als auch Verluste. Dabei sind so strukturiert, dass der jeweilige Multiplikator zum Handelsbeginn angepasst wird, dann aber über den Handelstag konstant bleibt. Bei anderen Hebelprodukten ist dieser Faktor variabel. Die Vor- und Nachteile sind, welche aus dieser Form der Zertifikate entstehen, haben wir für euch in diesem Artikel zusammengefasst.
Was es bei Faktorzertifikaten noch zu beachten gibt, erfahrt ihr im Detail in einem anderen Artikel von uns.
Vorteile von Faktorzertifikaten
- Faktorzertifikate erlauben das Investieren in einen Basiswert auf der Long und Short Seite
- Ein großer Vorteil ist dabei die Bandbreite an verfügbaren Hebeln. Faktorzertifikate sind meistens in einer Palette von Hebel x2 bis hin zu x10 erhältlich.
- Positiv ist auch, dass die Produkte bei den verschiedenen Anbietern relativ einheitlich angeboten werden. So unterscheiden sich die Papiere der einzelnen Emittenten nicht tiefgreifend.
- Faktorzertifikate sind relativ liquide Produkte. Durch die Popularität des Produktes und die eher beschränkte Auswahl der verfügbaren Basiswerte sind Faktorzertifikate speziell für Day Trader eine interessante Alternative. Durch die liquiden Underlyings sind auch die Spreads auf den Papieren recht eng.
- Ein großer Vorteil der Faktorzertifikate ist die Einfachheit des Produkts, Kauft man zu Beginn eines Handelstages ein solches Zertifikat, wird es immer den Hebel haben, welcher im Namen des Produkts steht. Kauft man etwa ein Zertifikat DAX Faktor 2, so wird dieses Zertifikat die Wertentwicklung innerhalb des Tages mit dem Faktor zwei darstellen, also verdoppeln.
- Die tägliche Anpassung des Hebels kann gleichfalls als Vorteil gewertet werden. Sie erlaubt dem Inhaber des Zertifikates eine exponentielle Gewinnentwicklung. Steigt der Basiswert beispielsweise drei Tage in Folge, verstärkt sich durch die tägliche Hebelanpassung die Gewinnentwicklung.
Nachteile von Faktorzertifikaten
- Faktorzertifikate unterliegen der sogenannten Pfadabhängigkeit. Dies kann sich sowohl als Vorteil als auch als Nachteil herausstellen. Der Gewinn oder Verlust, den man durch das Zertifikat macht, hängt davon ab, ob der Basiswert zuerst steigt oder fällt. Fällt ein Basiswert stark, so wird es für das Zertifikat extrem schwierig sich wieder zu erholen, mehr dazu in unserem Artikel – Faktor Zertifikate, eine Seite die dir bares Geld spart
- Die Verfügbarkeit der Produkte ist vom Emittenten abhängig. In sehr volatilen Marktphasen kann es passieren, dass der Emittent das Zertifikat nicht verkaufen will. Dadurch können manche Handelsstrategien nicht immer oder nur in beschränkten Stückzahlen angewandt werden.
- Das Derivat ist nur auf eine recht beschränkte Anzahl an Basiswerten verfügbar. Die Auswah der handelbaren Märkte ist dadurch beschränkt.
- Für hochspekulative Anleger, welche einen Hebel von mehr als 10 wünschen, sind Faktorzertifikate nicht geeignet, da ein entsprechender Multiplikator nicht verfügbar ist
- Faktorzertifikaten sind Inhaberschuldverschreibungen. Diesen Punkt müssen Käufer eines solchen Papiers beachten. Wie auch bei anderen Zertifikaten trägt der Käufer das sogenannte Emittenten-Risiko. Wenn der Emittent ausfällt bzw. zahlungsunfähig wird, kommt dies für den Anleger einem Totalverlust gleich. Eine Alternative wären beispielsweise Leveradged ETFs. Diese sind Sondervermögen und zählen im Fall einer Insolvenz nicht zur Haftungsmasse der Bank. Dies ist offensichtlich auch ein Nachteil der Zertifikatewelt.
Was sich zusammenfassend über die Vorteile und Nachteile von Faktorzertifikaten sagen lässt:
Faktorzertifikate gehören zu der Gruppe der Hebelprodukte und sind besonders für spekulativere Anleger geeignet. Da es sich bei dem Produkt um ein Zertifikat handelt, ist es kein Sondervermögen und der Anleger erleidet im Fall der Insolvenz des Emittenten einen Totalverlust. Besonders positiv kann der feste Hebel des Produkts sein. So wird jeden Tag der Hebel wieder auf den im Namen des Zertifikates festgelegten Wert angepasst. Durch diese Anpassung entsteht ein Effekt, der die Gewinne aber auch die Verluste stark beeinflusst – das Papier unterliegt einer Pfadabhängigkeit. Durch die Liquidität der Basiswerte, auf welche Faktorzertifikate angeboten werden, sind die Konditionen zumeist recht interessant. Dadurch wird allerdings eine Vielzahl an Märkten ausgeschlossen, was als klarer Nachteil zu bewerten ist.
Am Ende des Tages ist es also eine sehr individuelle Entscheidung, inwieweit die Verwendung von Faktorzertifikaten für einen Anleger interessant sein könnte. Wir von InsideTrading, wollen wie immer nochmals darauf hinweisen, dass es speziell mit Derivaten essentiell ist, sich genau zu informieren und die Vor- und Nachteile eines Produktes im Detail verstanden zu haben bevor man es handelt. Sollte es noch Fragen geben oder wir Vorteile bzw. Nachteile von Faktorzertifikaten vergessen haben, freuen wir uns wie immer über einen Kommentar oder eine E-Mail. Um nichts mehr von uns zu verpassen abonniert unseren Newsletter und freut euch über monatliche Updates rund um den Markt, ETFs und unsere besten Artikel.