Was sind die Sharpe- und Sortino-Ratio? Definition und Erklärung

Verfasst von Erik Freutel, Wirtschaftsmathematiker & aktiver Trader seit 2012

Zuletzt überprüft am 19. August 2025

Was sind die Sharpe- und Sortino-Ratio? Definition und Erklärung

Sharpe-Ratio und Sortino-Ratio (Sharpe Ratio & Sortino Ratio) helfen Anlegern, das Verhältnis von Risiko zu Rendite besser zu verstehen – die eine berücksichtigt die Gesamtschwankung, die andere fokussiert sich bewusst nur auf Verluste.

Wenn Du jemals vor der Wahl zwischen zwei Investments standest, die beide ähnlich hohe Renditen versprechen – aber eines davon regelmäßig wilde Kursschwankungen zeigt –, dann hast Du intuitiv bereits gespürt, warum reine Renditeangaben nicht ausreichen. Genau hier setzen risikoadjustierte Kennzahlen wie die Sharpe-Ratio und Sortino-Ratio an.

Die Sharpe-Ratio, entwickelt vom Nobelpreisträger William F. Sharpe, zeigt Dir, wie viel Rendite Du im Verhältnis zum eingegangenen Risiko erzielst – Risiko gemessen als Volatilität. Klingt abstrakt? Keine Sorge, wir machen es greifbar. Die Sortino-Ratio hingegen wurde von Frank A. Sortino als Weiterentwicklung geschaffen und grenzt sich klar ab: Sie ignoriert „gute“ Schwankungen nach oben und fokussiert nur das Downside-Risiko. Für sicherheitsorientierte Anleger ein echtes Plus!

In diesem Artikel zeigen wir anhand eines praktischen Vergleichs zweier Muster-Portfolios, wie beide Kennzahlen arbeiten, wie Du sie berechnest – und vor allem, wann welche sinnvoll ist. Dazu gibt’s Tipps, typische Fehler – und ein klares Fazit, wie Du sie im Alltag wirklich nutzt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Sharpe-Ratio misst, wie viel Überschussrendite pro Risikoeinheit erzielt wird, wobei sämtliche Schwankungen – ob negativ oder positiv – berücksichtigt werden. Ein Wert über 1 ist bereits ordentlich, ab 2 spielt Dein Investment in der Profi-Liga.
  • Die Sortino-Ratio geht einen Schritt weiter: Sie ignoriert erfreuliche Ausreißer nach oben und konzentriert sich ausschließlich auf das Verlustrisiko. Wer nicht bestraft werden will, weil sein Investment stark steigt, wird diesen Ansatz schätzen.
  • Beide Kennzahlen sind unverzichtbar, wenn Du Fonds, ETFs oder Aktiendepots wirklich vergleichen willst. Denn allein eine gute Jahresrendite sagt nichts darüber, wie stressig der Weg dorthin war – und genau darum geht es hier.

Wie funktionieren Sharpe-Ratio und Sortino-Ratio in der Praxis?

Stell Dir vor, Du hast zwei ETFs im Auge. Beide versprechen 10 % p.a., was nett klingt. Doch ETF A springt auf den Charts wie ein Flummi hin und her, während ETF B ruhig seine Linie zieht. Wer ist der bessere Performer? Die reine Rendite bringt Dich hier nicht weiter – aber die Sharpe-Ratio schon.

Sie zeigt Dir glasklar: Wie viel Mehrwert bekommst Du für das Risiko, das Du tatsächlich eingehst? Bei ETF A könnte eine hohe Rendite mit extremer Volatilität einhergehen – was am Ende nur was für starke Nerven ist. Die Sharpe-Ratio bringt Struktur in diese Beurteilung, weil sie alle Schwankungen auswertet – die erfreulichen genauso wie die, die Dir den Schlaf rauben.

Im Gegensatz dazu zeigt Dir die Sortino-Ratio, wie effizient ein Investment mit Blick auf wirkliche Verluste ist. Dabei gilt: Gute Tage sind irrelevant – einzig die Rücksetzer zählen. Das ist besonders wertvoll, wenn Du wissen willst, ob ein Portfolio auch im Crash-Modus Charakter beweist.

Ich hatte genau das während der Corona-Krise live erlebt: Zwei Fonds in meinem Depot, beide am Jahresende rund 12 % im Plus. Doch einer ist im März 2020 regelrecht abgestürzt, während der andere deutlich robuster aufgestellt war. Danach habe ich mir deren Sharpe-Ratio angeschaut – 0,9 zu 1,4. Die Sortino-Ratio setzte noch eins drauf: Fonds B war nicht nur weniger anfällig – er lieferte seine Rendite auch deutlich stressfreier. Genau deshalb lohnt sich die Kombination dieser Kennzahlen.

Was ist die Sharpe-Ratio anhand einer einfachen Definition?

Die Sharpe-Ratio – auch Sharpe-Quotient genannt – ist die Lieblingseinheit vieler Portfolio-Manager und wurde von William F. Sharpe entwickelt, nicht zufällig ein Nobelpreisträger. Sie bringt Struktur in das große Chaos volatiler Kurse, indem sie misst, wie „effizient“ Deine Rendite im Vergleich zum eingegangenen Risiko war.

Die Formel dahinter klingt technischer als sie ist:

Sharpe-Ratio = (Portfolio-Rendite – risikofreier Zinssatz) / Standardabweichung der Rendite

Anders gesagt: Du rechnest aus, wie viel besser Dein Investment abschneidet als etwa eine Staatsanleihe – und teilst das durch die Volatilität Deiner täglichen oder monatlichen Bewegungen. Das Ergebnis zeigt Dir auf einen Blick, ob Du für das Zittern vor dem Bildschirm auch ordentlich belohnt wurdest.

Eine Sharpe-Ratio über 1 steht für ein solides Verhältnis. Über 2? Dann bist Du in der Oberklasse. Über 3? Du schlägst vermutlich sogar manchen Profifonds.

Bei spekulativeren Anlagen wie Kryptowährungen, bei denen die Schwankungen an der Tagesordnung sind, zeigt Dir die Sharpe-Ratio eindrucksvoll, ob die Performance auch wirklich den Preis wert war. Gerade für Anfänger, die nur auf Prozentzahlen schauen, ist die Sharpe-Ratio ein wichtiges Reality-Check-Tool.

Was ist die Sortino-Ratio und worin liegt der Unterschied zur Sharpe-Ratio?

Die Sortino-Ratio ist die clevere Schwester der Sharpe-Ratio – denn sie unterscheidet zwischen gutem und schlechtem Risiko. Während die Sharpe-Ratio jede Abweichung (auch nach oben) als „Risiko“ zählt, sagt sich Frank A. Sortino: Gewinne sind kein Problem, nur Verluste fühlen sich mies an – und genau darauf konzentriert sich seine Formel.

Statt die Standardabweichung zu nutzen, zieht die Sortino-Ratio nur die Downside-Deviation heran – also, wie stark die tatsächlichen Ergebnisse unter eine bestimmte Zielrendite gefallen sind. Das schließt alle positiven Kursausschläge bewusst aus.

Die Formel:

Sortino-Ratio = (Portfolio-Rendite – Zielrendite) / Downside-Deviation

Das ist besonders nützlich bei Investments mit ausgeprägtem Aufwärtspotenzial: Tech-Aktien, Krypto, spekulative Wachstumstitel. Hier wäre es unfair, starke Gewinnsprünge als „volatiles Risiko“ negativ zu werten. Die Sortino-Ratio fokussiert sich auf das, was Anleger wirklich schmerzt – das Verlust- oder Stresstest-Risiko.

Deshalb nutze ich persönlich die Sortino-Ratio immer, wenn ich neue Portfolios oder Fonds mit starker Ausschlagskraft prüfe. Sie ist mein Frühwarnsystem in unsicheren Marktphasen – bei uns auf InsideTrading schon lange Standard.

Wie wird die Sharpe-Ratio im Detail berechnet?

Für eine konkrete Berechnung brauchst Du nur drei Angaben:

  1. Durchschnittliche Rendite Deiner Anlage (z. B. über 12 Monate)
  2. Den risikofreien Zinssatz im selben Zeitraum (z. B. 2 % mit einer 10-jährigen Bundesanleihe)
  3. Die Standardabweichung – also die Streuung der Renditen über die Zeit

Rechenbeispiel gefällig?

  • Rendite: 10 %
  • Risikofrei: 2 %
  • Volatilität (Standardabweichung): 6 %

Dann kommt raus: (10 – 2) / 6 = 1,33 Sharpe-Ratio – ein ordentliches Ergebnis.

Je größer diese Zahl, desto besser wurde Dein Risiko entlohnt. Und wichtig: Das sagt nichts über die Höhe des Risikos aus, sondern über seine „Bezahlung“. Ein spekulatives Investment kann eine sehr hohe Sharpe-Ratio haben – wenn es stark genug performt.

Aber Achtung: Nicht alle Tools berechnen zuverlässig. Manche ziehen Tagesdaten heran, was besonders bei volatilen Titeln zu verzerrten Werten führt. Am besten immer die Quelle prüfen – oder selbst kontrollieren, wenn Du unsicher bist.

Wie berechnet sich die Sortino-Ratio mit Downside-Deviation?

Die Sortino-Ratio ist anspruchsvoller, was die Daten angeht – aber sie lohnt sich. Denn sie berücksichtigt nur, was Dir schlaflose Nächte bereitet: Verluste. Für die Berechnung brauchst Du folgende Punkte:

  1. Zielrendite (oft 0 %, risikofreier Zins oder Dein Mindestziel)
  2. Durchschnittliche tatsächliche Rendite
  3. Downside-Deviation – das ist die Standardabweichung aller Renditen unter Deiner Zielrendite

Ein Beispiel aus der Praxis:

  • Ziel: 0 %
  • Tatsächliche Rendite: 8 %
  • Downside-Deviation: 4 %

Ergebnis: (8 – 0) / 4 = 2,0 Sortino-Ratio

Ein hervorragender Wert – er signalisiert: Du hast solide verdient, ohne dabei größere Rücksetzer durchleiden zu müssen.

Gerade für Vermögensverwaltungen mit „Safety first“-Mentalität ist die Sortino-Ratio Bestandteil jeder fundierten Analyse. Und auch bei eigenen Entscheidungen solltest Du diesen Blickwinkel nicht vernachlässigen, besonders bei spekulativen Anlagen oder im Kontext der Altersvorsorge.

Wann ist welche Kennzahl sinnvoll?

Keine falsche Scheu – beide Ratios haben ihre ganz eigenen Stärken. Es kommt darauf an, was Dir wichtig ist:

  • Sharpe-Ratio ist genial für Anleger, die ein gesamtwirtschaftliches Bild suchen. Ideal für ETF-Portfolios, große Mischfonds oder breite Allokationen, bei denen jede Schwankung zählt – und sauber bewertet werden soll.
  • Sortino-Ratio führt dort die Feinjustierung aus, wo Risiko wirklich Risiko ist: bei Verlustphasen. Das macht sie perfekt bei Absicherungsstrategien, Anleihenfonds oder Märkten mit hoher Downside-Gefahr – etwa 2020 oder 2022.

Für aktives Trading – besonders im Forex- oder Kryptomarkt – eignet sich die Sortino-Ratio oft besser, weil sie stärker auf die Kapitalerhaltung fokussiert. Aber auch langfristige Anleger profitieren, wenn sie nicht nur Performance, sondern Stabilität prüfen wollen.

Heißt für Dich: Nutze beide. Nur so siehst Du wirklich, ob ein spannendes Investment am Ende auch planbar war.

Welche typischen Fehler gibt es bei der Interpretation?

Ein häufiger Stolperstein: Die Ratios werden häufig isoliert betrachtet – ohne Kontext. Eine Sharpe-Ratio von 1,2 kann beim hochvolatilen NASDAQ solide sein – bei Anleihen eher enttäuschend.

Auch ein Klassiker: Zu kurze Zeiträume. Wenn Du gerade mal sechs Monatsrenditen in die Formel wirfst, kann ein extremer Monat das Ergebnis stark verzerren. Die Aussagekraft steigt mit der Datenmenge.

Ein weiterer häufiger Fehler: Zielrendite und risikofreier Zins werden pauschal eingetragen (oft 0 %). Klingt einfach – ist aber gefährlich. Wenn Dein Anlageziel z. B. 5 % ist und Du mit 0 % Ziel rechnest, wird die Sortino-Ratio weit besser erscheinen, als sie tatsächlich ist. Mach’s besser: Definiere realistische Ziele und beziehe sie in Deine Berechnung ein.

Wie lassen sich Sharpe- und Sortino-Ratio im Alltag anwenden?

Du benötigst keinen Doktortitel in Finanzmathe. Viele Broker liefern Dir die Ratios direkt in der Performance-Übersicht. Nutze sie aktiv – wie ein Kompass durch den Dschungel der Produktvielfalt.

Beurteile ETF-Sparpläne, Robo-Advisors oder thematische Fonds nicht nach Werbung oder Jahresrendite. Ein Portfolio, das ruhig und sauber gewachsen ist, schlägt langfristig oft den „Zappel-Fonds“ mit ähnlicher Endrendite.

Meine persönlichen Empfehlungen:

  • Bei Tech- oder Wachstumswerten gibt Dir die Sortino-Ratio ein besseres Gefühl für die echten Risiken – weil sie Überschwankungen nach oben ignoriert.
  • Bei konservativen Produkten oder zur Altersvorsorge ist die Sharpe-Ratio wichtig – hier zählt vor allem, wie effizient Du bei geringer Volatilität vorankommst.
  • Im Bereich Kryptowährungen wirken beide Kennzahlen wie ein Relevanzfilter – was liefert echte Rendite und was ist reines Chaos?
  • Im Forex-Handel, wo Drawdowns schnell dramatisch aussehen, ergibt die Sortino-Ratio zusammen mit dem maximalen Drawdown eine treffsichere Risikoanalyse.

Fakt ist: Wer sein Depot nicht nach Risikoquotienten durchleuchtet, handelt oft nach Bauchgefühl. Und das geht in Märkten, die keine Gnade kennen, selten gut aus.

Welche Kennzahl passt wirklich zu Dir?

Beide Ratios sind mächtige Werkzeuge – aber keinesfalls trocken oder nur für Profis. Sie sagen Dir nicht nur, wie viel Rendite Du gemacht hast, sondern auch wie Du sie erreicht hast – und mit welchem Preis an Nerven, Risiko und Volatilität.

Die Sharpe-Ratio erzählt Dir die ganze Story – inklusive freudiger Ausreißer. Die Sortino-Ratio spart sich den positiven Lärm und geht direkt dahin, wo’s weh tut: in die Drawdowns. Wer verständlich messen will, wann sein Portfolio gestresst war – und wann nicht –, kommt an den beiden nicht vorbei.

Mein Tipp? Probier beides. Spiele die KPIs direkt mal auf Dein eigenes Depot. Ob ETF-Sparplan, Einzelaktien oder Krypto – Du wirst schnell erkennen, was scheinbar gleich starke Produkte wirklich unterscheidet.

Und jetzt die Frage an Dich: Bist Du eher der „Sharpe-Stratege“ oder der „Sortino-Realist“? Lass es uns wissen – wir freuen uns auf Deine Erfahrungen!

FAQ zum Thema Sharpe- und Sortino-Ratio

Was ist der Unterschied zwischen Sharpe- und Sortino-Ratio?

Beide Kennzahlen messen die Effizienz eines Investments – nur mit unterschiedlichem Fokus. Die Sharpe-Ratio bewertet alle Schwankungen – Gute wie Schlechte. Die Sortino-Ratio schaut nur auf die unschönen Momente: Verluste. Sharpe ist der Allrounder, Sortino der Schutzengel.

Was sagt eine hohe Sharpe-Ratio aus?

Eine hohe Sharpe-Ratio bedeutet: Du bekommst viel Rendite pro Risikoeinheit. Ab 1 ist okay, ab 2 wird’s top. Doch Vorsicht – wenn der Weg dahin zu turbulent war, kann selbst eine hohe Zahl trügen.

Warum nutzen viele Anleger lieber die Sortino-Ratio?

Weil sie ehrlicher mit Risiko umgeht. Anleger fürchten Verluste, nicht Gewinne – genau das berücksichtigt die Sortino-Ratio. Für Altersvorsorge oder defensive Strategien ist sie daher oft sinnvoller als der Klassiker.

Können Sharpe & Sortino auch bei Krypto angewendet werden?

Absolut! Gerade bei Bitcoin & Co, wo es wild zugeht, helfen beide Kennzahlen, Ordnung ins Chaos zu bringen. Sie zeigen Dir, ob der Ritt auf dem Kurskarussell auch wirklich belohnt wurde. Speziell für Einsteiger ist die Kombination Sharpe- und Sortino-Ratio bei einer Kryptoanalyse für Anfänger extrem hilfreich.

Erik Freutel

Mein Name ist Erik Freutel, Gründer von InsideTrading.de. Hier schreibe ich als Börsenbegeisterter über meine Erfahrungen als Trader, Investor und Wirtschaftsmathematiker.