Ri$iko – Der schnellste Weg zum Reichtum (2000)

Platz 4: Ri$iko – Der schnellste Weg zum Reichtum (2000)

Risiko – Der schnellste Weg zum Reichtum (Originaltitel: Boiler Room) ist ein US-amerikanischer Thriller aus dem Jahr 2000. Der Film wurde in New York City und auf Long Island gedreht. Im Original heißt der Film Boiler Room – ein Ausdruck, der im Englischen für eine dubiose Firma steht, in der Anrufer unter schlechten Arbeitsbedingungen minderwertige Aktien an leichtgläubige Kunden verhökern, wobei manipulative Verkaufstechniken eingesetzt werden. Der Film ist ebenso wie “The Wolf of Wall Street” (2013) von der Karriere Jordan Belforts inspiriert. Im Film nehmen die Protagonisten auf die Spielfilme “Wall Street” und “Glengarry Glen Ross” Bezug.

 

Die Story:

Der Hauptdarsteller Seth hat das College abgebrochen, um in seinem Apartment ein florierendes Casino zu betreiben. Sein Vater, der ein konservativer Richter ist, bekommt davon Wind und ist empört. Mit dem Ziel seinem Vater ein besser Sohn zu sein, beschließt Seth bei einer Börsenkanzlei anzuheuern. Nach kurzer Zeit merkt Seth jedoch, dass in der Kanzlei nur Phantomaktien verhökert werden. Zu allem Überfluss beginnt der Jung-Broker eine Affäre mit der Sekretärin Abby, die vom FBI überwacht wird. Seths Gewissen regt sich allerdings erst, als er einen kleinen Investor um dessen gesamte Ersparnisse bringt.

 

Trailer:

Der komplette Film:

 

 

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Inside Job (2010 Dokumentation)

Platz 3: Inside Job (2010 Dokumentation)

Inside Job ist ein spannender wie erschreckender Dokumentarfilm von Charles H. Ferguson über die weltweite Finanzkrise ab 2007. Der Film wurde von Sony produziert, Matt Damon gesprochen und im Mai 2010 bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt. Er erhielt 2011 den Oscar für den besten Dokumentarfilm.

Der globale Finanzcrash verschlang über 20 Billionen USD und führte dazu, dass Millionen von Menschen sowohl ihr Zuhause als auch ihren Job verloren. Der Oscar-Gewinner Charles Ferguson erstellte die Dokumentation “Inside Job” auf der Grundlage einer umfangreichen Recherche. Er führte Interviews mit einflussreichen Branchenkennern, Politikern und Journalisten. Inside Job zeigt den Aufstieg der skrupellosen Finanzbranche und enthüllt die korrosiven Beziehungen zwischen korrupten Politikern, Regierungsbehörden und der akademischen Welt.

 

Trailer:

 

 

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The Wolf of Wall Street

Platz 2: The Wolf of Wall Street (2013)

Die US-amerikanische Filmbiografie “The Wolf of Wall Street” erzählt die Geschichte des Börsenmarklers Jordan Belfort (gespielt von Leonardo DiCaprio). Der Film zeigt den raschen Aufstieg seiner eigens gegründeten Scheinfirma, seinen ausschweifenden Lebensstil und seine Drogensucht. Auf dem Höhepunkt der Finanzwelt angekommen, beginnt seine Erfolgskurve sich allmählich nach unten zu neigen. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller “The Wolf of Wall Street”, das 2007 erschien,

Zur Hauptperson:

Der unternehmerische Geist des in Queens geborenen Jordan Belfort zeigte schon früh. Bereits im Alter von 24 Jahren ging sein erstes Unternehmen pleite, mit dem er sich allerdings das College finanzieren konnte. Mit 100 USD in der Tasche machte er sich auf den Weg zur Wall Street und baute schlussendlich mit Stratton Oakmont eines der größten amerikanischen Investmentunternehmen auf. Dieses wurde jedoch wegen Betruges geschlossen und Belfort wurde zu 4 Jahren Haft verurteilt. Im Anschluss schrieb er seine eigene Geschichte auf. Seine Memorien wurden schnell zum Bestseller und schließlich von Martin Scorsese verfilmt. Heute ist Belfort Motivationstrainer und lebt in Los Angeles.

Trailer:


Vortrag: Arm und Reich


Ratschläge von Mark Hanna aus The Wolf of Wallstreet



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Wall Street (1987)

Platz 1: Wall Street (1987)

Der US-amerikanische Spielfilm “Wall Street” erzählt die Geschichte des Nachwuchs-Börsenmaklers Bud Fox (gespielt von Charlie Sheen). Die Handlung spielt im Jahre 1985 in New York City. In seinem Streben tritt er an die Heuschrecke Gordon Gekko heran und gerät zunehmend in kriminelle Insider-Geschäfte.

Als Vorbild für Gordon Gekko dienten die beiden Wallstreet-Millionäre Ivan Boesky und Carl Icahn. Die Machenschaften der beiden sind Thema in den Büchern „Mr. Diamond“ von Douglas Frantz und „Club der Diebe“ von James B. Stewart.

Zitate des Films:

“Gier ist gut. Gier ist richtig. Gier funktioniert. Gier schafft Klarheit. Gier hat das beste im Menschen hervorgebracht.” (Gorden Gekko gespielt von Michael Douglas)

“Wenn du einen Freund brauchst, kauf Dir einen Hund.” (Gorden Gekko gespielt von Michael Douglas)

“Wenn Dir der Feind überlegen ist, geh’ ihm aus dem Weg! Ist er zornig, reize ihn! Und wenn er ebenbürtig ist, kämpfe! Und falls nicht, teile mit ihm und fang von vorne an!” (Bud Fox gespielt von Charlie Sheen)



Die 11 besten Börsenfilme aller Zeiten:

  1. Wall Street (1987)
  2. The Wolf of Wall Street (2013)
  3. Inside Job (2010 Dokumentation)
  4. Ri$iko – Der schnellste Weg zum Reichtum (2000)
  5. The Big Short (2015)
  6. Die Glücksritter (1983)
  7. Der große Crash – Margin Call (2011)
  8. Wall Street: Geld schläft nicht (2010)
  9. Enron: The Smartest Guys in the Room (2005 Dokumentation)
  10. Too Big to Fail – Die große Krise (2011)
  11. Million Dollar Traders (2009, BBC Dokumentation)

Zerstören EFT’s und Anleihen unsere Unternehmen?

Ich weiß, mit diesem Titel erwartet jetzt jeder eine weitere Verschwörungstheorie. Aber in diesem Artikel geht es mehr um die Mentalität der Deutschen ­– unserem konservativen Anlageverhalten.

Vor einiger Zeit hatte ich bei einem Freund das Buch mit dem vielversprechenden Titel „Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse: Praxisnahe Einführung mit zahlreichen Fallbeispielen börsennotierter Unternehmen“ von Nicolas Schmidlin in der Hand, das mir beim Durchblättern und kurzem Querlesen sofort richtig gut gefiel. Nachdem der Postbote mir bereits ein paar Tage später das Buch überreichte, las ich total interessiert sofort das Vorwort. Es wurde von dem Kapitalmarktstrategen Philipp Vorndran aus Würzburg geschrieben und machte mir wirklich Lust, das Buch augenblicklich zu lesen. Ich möchte euch an dieser Stelle die Gedanken aus dem Vorwort zusammenfassen, weil es einige meiner Meinung nach interessante Thesen aufwirft.

Philipp Vorndran wird regelmäßig gefragt, wo der DAX am Ende das Jahres stehen würde. Dies spiegelt die heimatfokussierte und indexgesteurte Investmentphilosophie deutscher Anleger wider, die sich in einer großen und leistungsfähigen Volkswirtschaft wähnen. Diesen Heimatfokus (Home Bias) könne man daher auch in den USA, Japan und Großbritannien finden. Obwohl der deutsche Aktienmarkt nur etwa 5% der globalen Marktkapitalisierung ausmachen, stammen bei den deutschen Anlegern etwa 75% der direkt gehaltenen Unternehmen aus dem Heimatland. Als Gründe hierfür nennt der Autor die Sprache, die Vertrautheit mit dem lokalen Rechtssystem, den täglichen Kontakt mit der Produkten von deutschen Unternehmen und das fehlende Wechselkursrisiko. Obwohl all diese Fakten natürlich nicht von Hand zu weisen sind, liefern Sie keinen Grund für das Vernachlässigen ganzer Regionen oder Sektionen. Die Einführung des Euros und die exorbitanten Entwicklung von Schwellenländern hat den Home Bias in den letzten Jahren etwas abgeschwächt.

Im Gegensatz dazu hat sich allerdings ein Trend zum Indexinvestment herauskristallisiert. Doch was wären die Folgen, würden wir alle nur noch ETFs, Zertifikate oder benchmarktnahe Aktienfonds handeln? Nun, für eine Volkswirtschaft wäre das traurig und langfristig auch schädlich, da die Investoren den Bezug zu den Unternehmen mit ihren Chancen und Nöten schrittweise verlieren würden. Dabei sind es eben diese, die das Rückgrat unserer sozialen Marktwirtschaft bilden. Wenn Anleger die Produkte ihrer Unternehmen gerade einmal noch über deren Produkte kennen, finden die Standortvoraussetzungen für leistungsfähige und international agierende Unternehmen in der politischen Diskussion kaum noch Gehör.

Wenn sich Eigenkapital (Aktie) langfristig nicht mehr rentiert als Fremdkapital (Anleihe), gäbe es in einer Marktwirtschaft bald keine Unternehmen mehr. Investoren, die bei der Geldanlage langfristig orientiert sind, legen den Großteil ihres Anlagevermögens in gute Firmen an, nicht in Sparbriefe oder Anleihen. Doch warum zeigt sich beim durchschnittlichen Deutschen ein starker Überhang von Anleihen? Glauben wir nicht mehr an die positiven Effekte unseres Systems? Haben wir vielleicht nie daran geglaubt? Sind wir noch immer verliebt in die Planwirtschaft?

Im zweiten Teil des Vorwortes geht Philipp Vorndran konkreter darauf ein, was man vom dem Buch „Amazonlink für das Buch: Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse“ erwarten kann. Es wird darum gehen, wie man gute Unternehmen findet. Die erste Grundvoraussetzung dafür ist seiner Meinung nach ZEIT. Und diese nehme ich mir jetzt und steige tiefer in das Buch ein, um mehr über das Zahlenwerk unserer Gesellschaft zu lernen. Ich denke, dieses Buch wird mir sehr dabei helfen.

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George Soros – Krieg und Frieden

Mit einem durch das Forbes Magazine geschätzten Vermögen über rund $25 Milliarden erfreut sich George Soros über den Platz 21 der reichsten Personen der Welt. Reich wurde er als Hedgefonds-Manager mit riskanten und aufsehenerregenden Spekulationen. Er ist einer der bekanntesten Investoren weltweit und fällt immer wieder durch spektakuläre Investments auf. Zuletzt verdoppelte Soros im August 2016 seine Wette gegen den SP500 auf ein Volumen in Höhe von einer Milliarde US-Dollar. Wenn George Soros eine Möglichkeit wittert, ist er ein gnadenloser Spekulant auf der Suche nach maximalem Profit. Doch er ist nicht nur der klassische Finanzhai. Soros ist eine extrem spannende Person. Er hat zwei Seiten – Krieg und Frieden. Ich möchte dich mit diesem Artikel in die Welt des Milliardärs mitnehmen.

Hier lassen sich Essays von George Soros lesen.

 

Werdegang von George Soros

Geboren wurde György Schwartz (bürgerlicher Name) am 12. August 1930 in Budapest. Heute ist George Soros ein US-amerikanischer Investor mit ungarischen Wurzeln. Trotz der jüdischen Herkunft konnte Soros die Besetzung durch das NS-Regime überleben, nachdem er sich mit seinem Vater lange Zeit versteckt hielt. Nach dem Besuch des Esperanto-Weltjugendkongresses blieb George Soros in England und studierte an der London School of Economics and Political Sciense (LSE) Philosophie und erlangte die Promotion. Die Lehren seines Dozenten Karl Popper prägten Soros Weltbild einer offenen Gesellschaft. Nachdem er 1956, mit 26 Jahren, in die USA zog, übernahm er 1968, mit 38 Jahren, erst das Management eines Hedgefonds, welcher in Curacao angesiedelt war, und gründete daraufhin 1969 seinen bekannten Quantum Funds. Heutzutage führt und managt er zahlreiche Fonds, zusammengefasst in der Soros Fund Management LLC.

 

Krieg mit George Soros

Soros ist ein unerbittlicher Investor. Wittert er eine Gelegenheit Gewinne zu machen, so nutzt er diese schamlos aus. Krieg mit bzw. gegen seine Milliarden ist ein schier unmögliches Unterfangen. So zwang der amerikanische Starinvestor Großbritannien 1992 zum Austritt aus dem europäischen Währungssystem (EWS) und besiegte die Bank of England im Kampf um die Bewertung des Pfund. Seitdem trägt George Soros auch den Beinamen „the man who broke the Bank of England“. Durch den Beitritt der Briten 1990 zur EWS verpflichteten sich diese, einen festen Wechselkurs zur deutschen Mark (DM) einzuhalten. Ohne Absprachen entschied sich die Bank of England am Anfang eine sehr hohe Bewertung des Pfund festzusetzen und durch Veränderungen des Leitzinses und Interventionen am Kapitalmarkt aufrechtzuerhalten. Es war die turbulente Anfangsphase des EWS bei dem die Dänen das Währungssystem ablehnten und auch die italienische Lira als überbewertet galt.

Schnell wetteten zahlreiche Investoren gegen das Pfund. Insgesamt 10 Milliarden Pfund wurden verkauft und vor allem gegen die deutsche DM und den französischen Franc eingetauscht. Durch diese Verkäufe des britischen Pfund sank der Wert des Pfund, welchen die Bank of England durch Interventionen wieder anheben zu versuchte. Dies konnte die britische Zentralbank entweder durch die Anhebung des Leitzinses oder das Einziehen von Pfund-Noten am Markt mit der Konsequenz der Verknappung der Währung tun. Das pfund konnte die BoE mit eigenen Devisen (Fremdwährung) am Markt aufkaufen und hatte somit lediglich einen begrenzten Spielraum das Pfund stützen zu können. Gingen die Währungsreserven zur Neige konnte die Bank of Engalnd das Pfund nicht mehr aufkaufen bzw. stützen.Am 16. September 1992, dem „Black Wednesday“, gab die Bank of England auf. Das Vereinigte Königreich musste die Schande über sich ergehen lassen aus dem EWS austreten zu müssen. Dies fachte die europafeindliche Stimmung im Königreich an. Auch verlor die damals noch hoch geschätzte Bank of England ihr Image der zuverlässigsten Zentralbank weltweit. Während Soros innerhalb einer Woche durch den im Wert sinkenden Pfund eine Milliarde US-Dollar verdiente, schätzte die britische Regierung 2005 die Kosten der Intervention der BoE für den Steuerzahler auf 3 bis 5 Milliarden Pfund. Noch heute stellt die Pfundkrise einen beschämenden Fleck in der Geschichte des Vereinigten Königreiches dar.

Vor allem in den 1990er Jahren fiel Soros durch zahlreiche große Spekulationen auf. 1993 wettete George Soros gegen die D-Mark und 1997 warf man ihm vor, Schuld an der malaysischen Finanzkrise zu sein. An der Finanzkrise 2008 verdiente Soros 2,9 Milliarden USD. Bis Ende 2009 stieg das Vermögen seiner Fonds-Gesellschaft auf 24 Milliarden USD.

Die Feldzüge von George Soros gegen Währungen, Indizes und Finanzsysteme können oft mit politischen Motiven in Verbindung gebracht werden. Immer wieder mischt sich der Großinvestor in Länder und Politik ein und nimmt aktiv Einfluss. So galten seine Wetten in den 1990er Jahren gegen europäische Währungen bereits dem Kampf für faire Bedingungen unterentwickelter Länder. Mit 23,5 Millionen US-Dollar setzte sich George Soros gegen die Wiederwahl des Republikaners George W. Bush ein. Die von Soros gegründete Open Society Foundations (OSF) ist in über 50 Ländern aktiv. Die Büros dieser Stiftung liegen nah an staatlichen Behörden oder direkt in den Gebäuden dieser. Vor allem in ehemaligen Ländern der sowjetischen Republik ist die Stiftung sehr aktiv. Mit viel Geld und viel Nähe zu staatlichen Institutionen vermutet man, dass George Soros immer wieder Einfluss auf Wahlen, Prozesse und Politik nimmt. Auch kommt er durch dieses weitverzweigte Netzwerk schneller an Informationen als andere Personen. Aktiv unterstützte Soros auch Dissidenten und Oppositionen in der Sowjetunion mit drei Millionen Dollar jährlich.

Zuletzt hatten Soros politische Einmischungen in der Ukrainekrise Aufsehen erregt. So bedankte sich Präsident Poroschenko 2014 für die Unterstützung des Investors. Soros investierte mehrere Milliarden Dollar in ukrainische Staatsanleihen, rief andere Investoren auf dies ebenfalls zu tun und forderte immer wieder vehement die EU auf selbst bis zu 50 Milliarden Euro zu investieren. Aus seiner Sicht muss die EU den Krieg der Ukraine unterstützen und selbst auch führen. Versuchte Soros damals noch Einfluss auf den Sturz der Sowjetunion zu nehmen, so tut er dies nun gegen Russland. Seine Fonds und er sind durch die russische Regierung auf Grund der tendenziell russlandfeindlichen Rhetorik des Investors als „unerwünscht“ eingestuft. 2016 kündigte Soros an, über 10 Jahre verteilt bis zu 500 Milliarden USD in die Ukraine investieren zu wollen, nachdem er 2015 den ukrainischen Orden der Freiheit erhalten hatte.

Frieden mit George Soros

Während der berühmte Hedgefonds-Manager politisch Einfluss nimmt und unerbittlich auf der Suche nach Profit vor scheinbar nichts zurückschreckt, gibt es auch eine andere Seite des Investors. Geprägt durch sein Philosophie-Studium und die Lehre der offenen Gesellschaft von Karl Popper pflegt George Soros ein philanthropisches Weltbild. Das Konzept der offenen Gesellschaft spiegelt sich auch in der Namensgebung der Open Society Fundation wider.

Mit der OSF und der Soros Foundation förderte er beispielsweise die Möglichkeit schwarzer südafrikanischer Studenten an der University of Cape Town studieren zu können. Die Time schätzte 2007 die Gesamtsumme der Spenden durch George Soros für das philanthropische Weltbild auf 7 Milliarden USD.

George Soros unterstützt die „Reporter ohne Grenzen“ finanziell und kritisiert immer wieder die Einmischung der USA in andere Länder als nicht förderlich. So behindere das Engagement der USA beispielsweise eine Friedensfindung zwischen Israel und Palästina. Ob der Vorwurf der politischen Einmischung der USA durch einen Investor, welcher sich aktiv weltweit politisch einmischt, jedoch viel Wert verliehen werden kann, ist zu bezweifeln.

Seit 2009 unterstützt George Soros Climate Policy Initative mit jährlich 10 Millionen US-Dollar zur Erforschung von Klimaschutzmaßnahmen. Das von ihm 2009 mit $50 Millionen gegründete Institute for New Economic Thinking soll neue Theorien der Volkswirtschaft entwickeln. 2010 erklärte sich Soros bereit weitere 7 Milliarden Dollar für gute Zwecke im Sinne der Initiative „The Giving Pledge“ zu spenden.

George Soros kritisiert die Deregulierung der Finanzmärkte – und das obwohl er auf der einen Seite davon profitiert und seine Fonds selbst in Steuerparadiesen angesiedelt hat, um sich dem Zugriff der Regulierung und Finanzämter in den USA und Europa zu entziehen.

 

Fazit

Ich finde George Soros einen sehr spannenden Charakter. Es ist ein Wechselspiel zwischen Krieg und Frieden. Auf der einen Seite der Philosophie-Student, welcher sich für Menschenrechte, Gleichberechtigung und eine offene Gesellschaft in Form der Philanthropie einsetzt. Auf der anderen Seite ein politisch unnachgiebig einflussnehmender Investor, welcher sein Netzwerk und seine finanzielle Macht maßlos zur Einflussnahme nutzt. George Soros setzt sich für sein Weltbild ein und führt auf der einen Seite Kriege gegen Systeme, welche ihm nicht gefallen, und auf der anderen Seite arbeitet er mit Spenden und Stiftungen an einer offenen Gesellschaft und Frieden.

Es ist unvorstellbar, wie viel Schlagkraft und Macht George Soros durch seine Milliarden ausübt. Er war bereits 1992 stärker als die Bank of England (nun gut, nicht er alleine) und kann wahrscheinlich auch heute noch Systeme, Regierungen, Währungen und Länder beeinflussen und/oder vernichten (wenn sich ihm andere Investoren anschließen). Hätte ich die Möglichkeit, Soros eine Frage zu stellen wäre es die, wie er die Konsequenzen seines Handelns bewertet? Durch seine Feldzüge und Einflussnahmen wurden viele Menschen arbeitslos, viele Steuergelder wurden vernichtet und ganze Länder in den Ruin getrieben. Ist es das aus seiner Sicht wert?

MACD – Technische Analyse – Signale – Anwendung

Der MACD ist ein Oszillator, also ein um eine Mittellinie bzw. in diesem Falle klassisch der Nulllinie schwankender (oszillierender) Indikator. MACD steht dabei für Moving Average Convergence Divergence ­– also Zusammen- und Auseinanderlaufen von gleitenden Durchschnitten).

Die Nulllinie ist eine dem Indikator hinzugefügte statische Linie. Sie resultiert nicht aus der Berechnungsformel, sondern ist vielmehr aus signalgebenden Gründen dem Indikator hinzugefügt. Die verschiedenen Signale, die aus dem MACD generiert werden können, werden später genauer betrachtet und in dem zugehörigen Video noch anhand eines Beispiels verdeutlicht.

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Für die Berechnung des MACD werden zwei exponentielle gleitende Durchschnitte verwendet, wobei der eine einen kürzeren und der andere einen längeren Betrachtungszeitraum in die Berechnung einbezieht. Um den MACD Wert zu errechnen, wird der langsamere vom schnelleren Moving Average abgezogen. Dieser Wert ist bereits das Ergebnis, denn es gibt die Differenz der beiden Moving Averages an. Die Signallinie ist ein Durchschnitt der MACD Linie / Werte.

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Es ist also wichtig, neben den beiden Perioden für die gleitenden Durchschnitte auch die Periode für die Signallinie mit Bedacht zu wählen. Durch den dritten Eingabewert wird die Feinfühligkeit für das Eintreten eines Signales festgelegt. Mehr zu den Gewichtungen und Effekten auf das Verhalten von Moving Averages folgt in einem entsprechenden Beitrag. Je kleiner der Gewichtungsfaktor, desto stärker fließen die vorherigen Werte in die Berechnung ein. Der Dritte Input an den MACD ist der Buchstabe l in der folgenden Formel:

Die Standardeinstellung des MACD ist (12/26/9). Also ein schneller Gleitender Durchschnitt von 12, ein langsamer Gleitender Durchschnitt von 26 und ein Gewichtungsfaktor von 9. Diese Faktoren wurden von Gerald Appel, dem „Erfinder des MACD“ als stabil erachtet.

Trading mit dem MACD – Signale

Cross Over – Das überkreuzen der MACD und der Signallinie

Beim Cross Over Signal des Indikators überkreuzt die MACD-Linie die Signallinie unterhalb oder oberhalb der Nulllinie. Unterhalb der Nulllinie ist ein Schnitt der MACD-Linie mit der Signallinie von unten nach oben erwünscht. Oberhalb der Nulllinie soll die MACD-Linie die Signallinie von oben nach unten durchschneiden. Die Idee dahinter findet sich im Mean-Reversion Ansatz. Manche bezeichnen dies auch als Trading mit der Schwerkraft. Schnitte oberhalb der Nulllinie sind dabei als potenzielle Shortsignale zu betrachten und Schnitte unterhalb als bullish zu werten

Da ein Trend nicht linear verläuft, sondern sich in Hoch- und Tiefpunkten um den Trend herum entwickelt, zielt der Indikator darauf ab, die Übertreibungen des Marktes zu erkennen, indem er misst, wie weit der schnelle gleitende Durchschnitt (kurzfristige Bewegung) sich vom langsamen gleitenden Durchschnitt entfernt (Trend). Wird diese Distanz zu groß, sollte die Bewegung korrigieren, der Markt sollte also wieder in ein angemesseneres Preisniveau zurückkehren. Um nun aber nicht blind einen starken Kursanstieg oder Kursverfall zu kaufen oder zu verkaufen, wartet man ab, bis der Markt die Trading-Idee etwas bestätigt hat und der MACD die Signallinie schneidet.

Um die Aussagekraft des Moving Average Convergence Divergence zu verstärken, ist es interessant, sich zusätzlich noch eine fundamentale Meinung oder ein langfristiges technisches Bild eines Wertes zu machen und so mit Hilfe des MACD einen Einstieg in einen langfristigen Trend oder Zyklus zu bekommen.

MACD Divergenzen – tiefere Hochs oder höhere Tiefs

Neben dem klassischen Ansatz des MACDs, Übertreibungen zu erkennen, hat sich auch die Methode Divergenzen zu handeln zunehmend etabliert, denn der Indikator eignet sich auch sehr gut, um die Stärke eines Trends zu messen. Erreicht der Basiswert in seinem Trendverlauf ein neues höheres Hoch oder ein tieferes Tief, welches nicht durch ein höheres Hoch bzw. tieferes Tief im MACD bestätigt wird, so deutet dies auf ein Abschwächen des Trends hin. Die Idee dahinter ist, dass ein Trend sich verstärken sollte. Bei starken Bewegungen sollte die Differenz des MACD groß sein. Erreicht der Markt nun also in einem Trend ein neues Hoch, verliert aber an Dynamik, so wird dies im MACD durch ein tieferes Hoch sichtbar. Selbiges gilt auch für einen Abwärtstrend. Natürlich ist dies auch im Kursverlauf erkennbar. Jedoch glättet der MACD diesen Zusammenhang und ermöglicht durch die Signallinie zudem die Erzeugung eines Signals.

Wo findet man den MACD in den gängigen Handelsplattformen?

Die Traderworkstation ist eine professionelle Handelsplattform für den Aktien-, Futures-, Options- sowie FOREX- und Bonds-Handel. Sie ermöglicht das Einbinden verschiedenster Datenfeeds und unterstützen durch die Verwendung gängiger Programmiersprachen auch die Erstellung von Handelssystemen. Ein Orderbuchtrader sowie ausgefeilte Tools zur technischen Analyse, Risikoszenarien und Impliziter Volatilitätsanalyse sind integriert. Angeboten wird sie z.B. hier.

Wie man einen Chart öffnet und den MACD hinzufügt, lässt sich dem Video entnehmen.

 

Metatrader 5

Der Metatrader 5 ist der Nachfolger der von den meisten Forex und CFD Brokern angebotenen Software MT4. Was sich im Vergleich zum MT4 geändert hat, kann hier nachgelesen werden.

Wie man einen Chart öffnet und den MACD hinzufügt, lässt sich dem Video entnehmen.

Börsenpsychologie 2.0 – Prospekttheorie der Heuristik

Bis heute basieren ein Großteil der Modelle und Theorien der Makro- und Mikroökonomie auf der Nutzentheorie (auch Nutzenfunktion). Hierbei geht man davon aus, dass sich ein Marktakteur immer für die Möglichkeit entscheidet, welche seinen Gewinn/Nutzen maximiert und die Kosten/Aufwand minimiert. Dieses rationale und erwartbar-logische Verhalten spiegelt sich im Konzept des homo oeconomicus wieder. Die britische Zeitschrift „The Economist“ nutzte 1999 die Metapher des Mr. Spock als emotional disziplinierten und absolut logisch und rational denkenden Akteur[1].

Den meisten Konzepten der Ökonomie liegt der homo oeconomicus zu Grunde. Grund dessen ist das erwarte Verhalten dieser fiktiven Person. Individuelle Charakterzüge und die Psychologie des Menschen – wie z.B. Emotionen – werden nicht beachtet um die Modelle und Theorien möglichst einfach zu gestalten. Seit 1940 entwickeln zahlreiche Wissenschaftler jedoch neue Ansätze. Mr. Spock ist zwar eine interessante Persönlichkeit, aber in keinem Fall menschlich. Und ökonomischen Konzepten eine nicht-menschliche und fiktive Person zu Grunde zu legen ist fraglich. Seit etwa 1980 erlebt der junge Teilbereich der Ökonomie, die Verhaltenspsychologie oder auch Behavioral Economics, immer mehr Zulauf und Zustimmung.

1979 veröffentlichten die amerikanischen Wissenschaftler Daniel Kahneman (2002 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet) und Amos Tversky ihre Weiterentwicklung der Nutzentherorie. Diese Prospect Theory (Neue Erwartungstheorie) zählt zu den in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts am häufigsten zitierten Beiträge. Das Konzept stellte eine Revolution der bisherigen ökonomischen Gedankenwelt dar. Die Prospect Theory erlaubt die Beschreibung menschlicher Entscheidungsfindungen bezüglich risikoreicher Situationen mit Einbezug von Psyche und Charakter des Akteurs.

Ich möchte dich mit diesem Beitrag in die Erwartungstheorie und die daraus resultierenden Rückschlüsse auf menschliches Verhalten einweihen. Trader müssen täglich Entscheidungen unter Zeitdruck, ohne vollständige Information und im Umfeld hohen Risikos treffen. Das Wissen über den Ablauf der Entscheidungsfindung in diesen Situationen hilft dir dich selbst als Trader besser kennenzulernen und auch das (menschliche) Verhalten der Akteure an der Börse besser zu verstehen.

Heuristik

Heuristik

Die Prospect Theory ist ein Bestandteil der Heuristik, welche sozusagen das Fundament der Verhaltensökonomie darstellt. Die Heuristik umfasst dabei das Verhalten des Menschen Problemstellungen ohne nutzbare Methode zur Lösung, unter Zeit- und emotionalem Druck und ohne vollständige Information zu lösen. Um das Problem zu lösen, für welches keine erprobte Lösungsstrategie vorliegt, muss die jeweilige Person auf eigene Erfahrungswerte zurückgreifen und bestehende Methoden anpassen oder persönliche Tendenzen zur Entscheidungsfindung nutzen. Heuristik findet sich vor Allem in komplexen, schnelllebigen, kaum überschaubaren und unzureichend strukturierten Problembereichen.

 

Die Prospect Theory

Während die ursprüngliche Nutzentheorie alle Gewinne als positiv definiert und bestimmt, dass sich der Akteur für den Maximalgewinn entscheidet geht die neue Nutzentheorie, die Prospect Theory, auf den Entscheidungsprozess des Akteurs ein: dieser wird in zwei Phasen, das editing (Bearbeitung) und evaluation (Bewertung) unterteilt.

In der ersten Phase – dem editing – ordnet der Akteur die möglichen Entscheidungen heuristisch in Bezug zu seinem Referenzpunkt. Alle Ergebnisse unterhalb des Referenzpunktes werden als Verluste wahrgenommen, alles oberhalb dessen als Gewinn. Möchte ein Trader ungenutztes Cash (z.B. 2.000€) gewinnbringend anlegen und innerhalb der nächsten Monate 10% Gewinn, also 200€ Profit, machen, dann liegt sein Referenzpunkt bei der Bearbeitung und Beurteilung möglicher Anlageobjekte bei +10%. Alle Ergebnisse unterhalb nimmt die Person emotional tatsächlich als Verlust wahr. Entscheidend ist also nicht der Gewinn, sondern der Referenzpunkt, welcher von außen beeinflusst werden kann (siehe kognitive Verzerrungen, Ankereffekt). Der Moment, wenn der persönliche Referenzpunkt festgelegt wird, nennt sich Kodierung. Auf die Kodierung folgt das heuristische Einordnen der Möglichkeiten und abschließend vier weitere kleine Phasen, welche vor allem der Vereinfachung dienen: Die Wahrscheinlichkeiten identischer Ergebnisse werden addiert, gemeinsame Bestandteile, welche für alle Möglichkeiten gelten, ignoriert, Ergebnisse und Wahrscheinlichkeiten vereinfacht, sowie stochastisch dominierende Aspekte ausgesondert.

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In der zweiten Phase – der evaluation – werden die vorhandenen Alternativen (Prospects) bewertet. Hierbei ist einerseits die Wertefunktion und andererseits die Wahrscheinlichkeitsgewichtungsfunktion entscheidend. Wie wir bereits wissen wird jedes Ergebnis, welches besser als der Referenzpunkt (Mindesterwartung) abschneidet, als Gewinn wahrgenommen. Hierbei ist anhand der Wertefunktion erkennbar, dass jeder anfängliche Zusätzliche Gewinn über den Referenzpunkt hinaus als besonders starker Wertzuwachs empfunden wird. Der Gewinn-Zuwachs über den Referenzpunkt +10% auf +14% (4% mehr) hinaus wird als wesentlich wertvoller wahrgenommen als ein Gewinnzuwachs von +20 auf +24% (ebenfalls 4% mehr) bei gleichem Referenzpunkt. Gleiches gilt auch im negativen Bereich. Fällt der Zuwachs einer Position um 2% auf nur noch +8%, so wird dies einerseits als Verlust empfunden und wesentlich intensiver verarbeitet als ein Sinken um 2% von zum Beispiel -4 auf -6%. Neben dem Empfinden des Wertzuwachses werden die möglichen Alternativen durch den Akteur ebenfalls nach der Eintrittswahrscheinlichkeit gewichtet. Zuletzt entscheidet sich die Person für einen Wert, welcher bezogen auf den persönlichen Referenzpunkt, die Werte- und Wahrscheinlichkeitseintrittsfunktion am besten abschneiden könnte.

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Kognitive Verzerrungen

Im Entscheidungsprozess der Prospekt Theory spielt der Charakter und die Psyche des Akteurs eine gewichtige Rolle. Er muss kodieren, gewichten, sortieren, bewerten und entscheiden. Dies muss er heuristisch meist unter Zeitdruck, Einflüssen aus seiner Umwelt und ohne vollständige Informationen und erprobte Lösungsmethoden umsetzen. Hierbei sind kognitive Verzerrungen (biases) erkennbar. Hierbei handelt es sich um unbewusste systematisch fehlerhafte Neigungen des Akteurs beim Wahrnehmen, Erinnern, Denken und Urteilen.

Darunter fallen zum Beispiel die Nähe-Verzerrung und das Priming. Bei Ersterem kann die Nähe einer Person zu einer Problemstellung zu einer verzerrten Wahrnehmung führen. Dies zeigt bei Tradern vor Allem daran, dass in Depots oft jene Branchen übergewichtet werden, welche auf Grund von Kontakten, Empfehlungen und des eigenen Berufs besonders gut kennt. Diese Thematik werde ich im siebten Artikel unter Sektoren-Verliebtheit nochmals genauer erklären. Zu viel Nähe zu einer Thematik macht blind für Optionen. Wer beispielsweise im Bankwesen arbeitet setzt selbst vor allem auf Banken. Er hinterfragt seine eigene Branche, also auch seine berufliche Zukunft, nicht und glorifiziert seinen Sektor. Auch das Priming erklärt die Art der kognitiven Verzerrung sehr gut: Hierbei wird eine Entscheidung durch ehemalige bewusste oder meist unbewusste Erfahrungen beeinflusst. Auf Grund einer negativen Erfahrung mit einer Aktie, beispielsweise, nimmt der Akteur diese auch in Zukunft als negativ wahr und wehrt sich unbewusst, aus Angst die negative Erfahrung zu wiederholen, dagegen die Aktie nun als bestes Anlageobjekt zu klassifizieren. Rational wäre die Aktie wahrscheinlich die beste Entscheidung. Da der Anleger jedoch kein homo oeconomicus ist und auch nicht Mr. Spock heißt verhindert eine negative Vorgeschichte unbewusst diese Erkenntnis.

Die an der Börse wohl am meisten verbreitete und kostenintensivste kognitive Verzerrung ist der Dispositionseffekt. Umfragen in den letzten Jahrzehnten ergaben immer wieder, dass bis zu 80% der Anleger vom Dispositionseffekt betroffen sind. Dieser erklärt, warum Trader oftmals Gewinnpositionen viel zu schnell verkaufen und Verluste dagegen zu lange laufen lassen. Die erste Ursache dieses Effektes ist, dass Verluste etwas doppelt so stark empfunden werden als Gewinne. Gewinne werden als angenehme Selbstverständlichkeit wahrgenommen und meist durch Verkäufe zügig realisiert. Verluste dagegen wird als überaus unangenehmes und unerwartetes Scheitern empfunden. Hierbei tun sich Anleger schwer den Verlust zu realisieren und hoffen auf eine Umkehr des Kurses. Die zweite Ursache ist die bereits beschriebene Wertefunktion. Die ersten Gewinne werden als am wertvollsten empfunden. Mit steigenden Gewinnen nimmt das Empfinden über den Wertezuwachs ab, sodass frühzeitig verkauft wird, wenn kein Nutzen-/Wertezuwachs mehr empfunden wird. Auf der anderen Seite werden die ersten Verluste am heftigsten wahrgenommen. Mit der Zeit nimmt dieses Gefühl jedoch ab und der Anleger empfindet zunehmende Gleichgültigkeit bei weiteren Verlusten. Aus diesem Grund verkaufen Anleger Verlust-Positionen meist nicht, da das anfänglich negative Gefühl schwächer (ja fast besser) wird je größer die Verluste werden. Verrückt aber wahr.

Weitere kognitive Verzerrungen sind beispielsweise die Vermessenheitsverzerrung (overconfidence bias) unter welcher die Überschätzung des Akteurs durch sich selbst gemeint ist. Der Trader nimmt sich selbst zu talentiert, zu mutig, zu wissend, zu könnend oder zu überlegen war. Vor Allem in guten Phasen mit zahlreichen Erfolgen kann die Vermessenheit an die eigene Leistungsfähigkeit und Überlegenheit der Konkurrenz zu einer überzogenen Selbstbewertung und Verlust von Realitätsbezug und gesundem Misstrauen führen.

Die Ankerheuristik ist beispielsweise bei der Kodierung des Referenzpunktes zu finden. Hierbei wirken Einflüsse von außen wie ein Anker der eigenen Einstellung. Bei Untersuchungen hatte man beispielsweise Passanten in einer Fußgängerzone befragt was sie tendenziell bereit sind für den Naturschutz zu spenden. Den Anker hatte man in den Fragen „Wären Sie bereit $5 zu spenden?“ und „Wären Sie bereit $400 zu spenden?“ versteckt. Der Anker tat sein Übriges, sodass die erste Gruppe durchschnittlich bereits war $20 zu spenden während die zweite durchschnittlich $143 angab. Den Anker nehmen wir selten bewusst wahr. Es sind Kommentare, Meinungen, Artikel, Analysten, welche uns beeinflussen.

Sturheit und die Status-Quo-Verzerrung sind machen uns als Trader ebenfalls zu schaffen. Bei der Sturheit geben wir eine einmal gemachte Entscheidung nur sehr ungern wieder auf. Wer sich für ein Unternehmen entscheidet lässt sich ungern vom Gegenteil überzeugen. Dies erkennen wir daran, dass manche Trader trotz Zureden und Aufzeigen von Fakten an manchen Werten unbeirrt festhalten. Wir geben auch den Status Quo ungern auf. Auf der einen Seite nehmen wir Vorteile nicht wahr, nur um den Status Quo zu erhalten. Wir empfinden das Risiko des Fortschritts als zu groß als dass wir den Status Quo verlassen würden. So ergaben Umfragen in Unternehmen, dass die wenigsten Arbeitnehmer bereit wären weniger als die gesetzlichen 24 Urlaubstage zu erhalten, selbst wenn sie für jeden nicht genommenen Urlaubstag unterhalb der 24-Tage-Marke das Drei- bis Vierfache des Gehalts für einen normalen Arbeitstag bekommen würde. Der gesetzliche Urlaubsanspruch ist der Status Quo. Und Veränderung, wie vorteilhaft sie auch sein mögen, werden meist nicht wahrgenommen. Und entfernen wir uns vom Status Quo, so sind wir bereits viel mehr Risiko einzugehen als sonst um den Status Quo wiederherzustellen. Dies könnte der Grund für das ebenfalls unter unerfahrenen Anlegern desaströse Verbilligen sein bei dem Trader Verlustpositionen immer wieder durch Nachkäufe ausweiten in der Hoffnung wieder den Status Quo, also keine Verluste, wiederherzustellen.

Auch setzen wir uns stetig falsche Prioritäten und wenden unverhältnismäßig viel Zeit für kleine Entscheidungen und dagegen wenig Zeit für wichtige Entscheidungen auf. Auch das unangebrachte Bedauern sollte jeder von sich kennen. Vergangene Verluste werden unverhältnismäßig lange bedauert. Gefahr birgt auch das Täuschen auf Grund einer kognitiven Dissonanz. Hierbei gerät der Trader in eine unangenehme Situation in der er seine Kognitionen, wie Gedanken, Gefühle und Wünsche, nicht einordnen kann. In einer solchen Phase fühlt sich der Mensch unwohl. Dies kann beispielsweise passieren, wenn zahlreiche Trades missglücken und der Trader nicht einordnen kann was er von sich und der Situation halten soll. Ein Ausweg bietet hierbei schnell die Täuschung. Wir verändern den Blickwinkel auf die Situation und behaupten, dass wir es eigentlich ja anders machen wollten und somit doch eigentlich richtiglagen. Wir verändern unsere Einstellung und senken unsere Erwartungen. Waren vorher noch 5% Verlust hinnehmbar so sind es nun 15% auch und der Trade war doch nicht so schlimm. Informationen und die Situation werden verdreht, abgewertet und geleugnet um uns selbst wieder ins rechte Licht zu rücken. Auch greifen wir zu beruhigenden Mitteln, wie Sport, Freizeit, Mediation oder schlimmstenfalls Alkohol. Umgangssprachlich ist all dies als „Schönreden“ bekannt.

 

Optimiere deinen Entscheidungsprozess

Jeder von uns findet sich bewusst bei den kognitiven Verzerrungen wieder. Unbewusst haben wir wahrscheinlich alle jede dieser Verzerrungen durchgemacht. Das ist menschlich und normal. Doch nun kennen wir den Entscheidungsprozess und die Gefahren des Einflusses unserer Psychologie. Börse basiert eben nicht nur auf Zahlen und Charts. Bereits am Anker-Effekt erkennen wir die Macht der Analysten, sodass hohe Gewinne eines Unternehmens teilweise negativ bewertet werden, weil die Erwartung der Analysten und somit des Marktes höher lag. Wie bereits im ersten Beitrag zur Verhaltenspsychologie dargestellt bewertet die Börse die ökonomische Realität basierend auf der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Erwartungen an die Zukunft). Und in diesen Bewertungen steckt sehr viel Psychologie.

Auf der einen Seite kann und sollte ein Trader an sich selbst arbeiten, was ich auch im sechsten Beitrag (Traden ist Charakterbildung) nochmals thematisieren werde. Welche Verzerrungen haben wir in unserem Entscheidungsprozess? Wie können wir diese Einflüsse erkennen und verhindern? Wie schaffe ich es als Trader möglichst rational und möglichst wenig emotional zu agieren? Traden heißt nicht nur gegen den Markt zu spielen, sondern auch gegen sich selbst und seine menschlichen Fehler.

Auf der anderen Seite können wir unser Wissen über kognitive Verzerrungen am Markt gewinnbringend verwenden. Was sind die vorhanden Anker, welche das Denken die Einstellung des Marktes beeinflussen? Wann fühlen sich die meisten Anleger unwohl und tendieren zu schnellen und irrationalen Entscheidungen? Mit der Psychologie hält man den Schlüssel in der Hand den Markt nicht nur zu lesen (Zahlen & Charts), sondern auch zu verstehen. In den kommenden Beiträgen möchte ich weitere Szenarien beschreiben, welche uns und den Markt beeinflussen.

 

Alle Artikel der Börsenpsychologie-Reihe auf einen Blick

  1. Börse basiert auf Psychologie
  2. Prospekttheorie der Heuristik
  3. Verlustaversion, Status Quo und Trugschlüsse
  4. Systematische Kognitionsprobleme
  5. Anomalien der Heuristik
  6. Traden ist Charakterbildung
  7. Psychologische Fallen
  8. Praxisbeispiele

 


[1] http://www.economist.com/node/268946

Die Wahrheit über Koko Petkov

Das große Interview mit Koko Petkov

Er ist wahrscheinlich einer der bekanntesten Daytrader Deutschlands. Auch ist er wohl einer der am meisten diskutierten Trading-Coaches Deutschlands. Er polarisiert und sorgt für emotionale Reaktionen bei seinen Fans und Kritikern. Es geht um Koko Petkov. Trader, Coach, in Deutschland aufgewachsen und mittlerweile in Dubai lebend. Ich hatte die einmalige Möglichkeit mich am Mittwoch, dem 07.09.2016, mit ihm in Nordrhein-Westfalen zu treffen und ihm kritische Fragen zu stellen. Wie agiert er? Was ist dahinter? Ist an den Vorwürfen etwas dran?

Ich selbst hatte bereits 2015 Koko Petkov in meinem Blog „Seminare von Tradern – seriös oder dubiose Masche?“ für seine Form des Marketings harsch kritisiert. Doch es ist unfair über Menschen zu schreiben, welche man nicht kennt. Also wollte ich hinter die Fassade schauen und herausfinden ob etwas an meinen Vorwürfen dran ist. Nachdem ich Kontakt zu Koko aufgenommen hatte vereinbarten wir ein Treffen in Düsseldorf, um uns auszutauschen. Auf der einen Seite mit mir, ein kritisch hinterfragender Verbraucher, und auf der anderen Seite Koko Petkov, als bekannter und viel diskutierter Anbieter von Coachings.

Der Finanzmarkt hat ein Problem mit Betrügern. Ähnlich wie im Gesundheitswesen liegt dies an den asymmetrisch verteilten Informationen. Es gibt unwissenden Nachfrager, welche den wissenden Anbietern vertrauen müssen. Die Qualität der Dienstleistung bzw. des Dienstleisters kann der Kunde meist erst beurteilen, wenn ihn die positiven oder negativen Konsequenzen der Dienstleistung betreffen. Betrüger machen sich diese ungleich oder auch unfair verteilte Informationslage zu Nutze und bieten, versteckt hinter falschen Versprechungen, qualitativ schwache Coachings zu königlichen Preisen an. Die Kritiker werfen Petkov Betrug und Prahlerei vor während die Fans von seinem Wissen, Können und den Coachings schwärmen. Was ist dran? Was steckt hinter kostenfreien Webinaren wie: Vom Einsteiger zum Profitrader?

Das Treffen mit Koko Petkov

Das Treffen hat meine Erwartungen übertroffen. Ich hatte vermutet mit standarisierten aalglatten Aussagen abgespeist zu werden und nicht wirklich schlauer abzureisen als ich gekommen war. Doch ich wurde positiv überrascht. Erlebt habe ich einen freundlichen und bodenständigen Koko Petkov. Nichts zu sehen war vom schrillen und marketingtechnisch aufgebauschten Auftreten, welches wir von ihm im Internet kennen. Petkov war interessiert, kommunikativ, bodenständig, entspannt und lebensfroh. Während des Gesprächs nebenher am Laptop handelnd diskutierte er jede Frage, ging auf Einwände und auch kritische Vorwürfe ein. Er scheint an der Kommunikation mit seinem Umfeld sehr interessiert zu sein. Positiv zu bewerten ist die Erreichbarkeit. Petkov ist kein Trader, den man nur erreicht, wenn man viel Geld bezahlt. Er traf sich mit mir in NRW, er reagiert mit seiner Youtube-Video-Reihe „Frag den Koko“ auf Nutzerfragen und hört seinen Fans und Kritikern zu und antwortet auch.

Koko Petkov schein oder sein.

Gute Laune und Trading am Laptop während des Interviews in Düsseldorf.

Fragen und Antworten

Jonas Höfgen: Die meisten Menschen kennen dich aus der N24-Dokumentation „Daytrader – der Traum vom schnellen Geld“ (2010). Damals hattest du 170.000€ Schulden und hast das Trading erlernt. Bist du erst seitdem an der Börse aktiv und wie schnell konntest du den phänomenalen Gewinn von 150.000€ erreichen?

Koko Petkov: Ich bin seit Anfang 2008 an der Börse aktiv und bin mit der Finanzkrise in die Schulden gerutscht. Ich habe zwar seit 2008 kontinuierlich Geld in meine Ausbildung investiert, habe aber nur langsame Fortschritte gemacht. Ich habe ca. 2 Jahre gebraucht, um auf break even zu sein und noch weitere zwei Jahre, um positiv zu traden. Ende 2013 konnte ich die Schulden dann begleichen und ungefähr ein Jahr später hatte ich es geschafft mit meinem Trading-System 150.000€ zu verdienen. Es war eine schwere Zeit, aber ich habe an mich geglaubt und ich habe es geschafft. Jeder kann es schaffen. Es gehört viel Arbeit dazu, aber es ist möglich. Das möchte ich auch immer vermitteln.

Um die Doku reißerisch zu gestalten sind einige Szenen gestellt. Das meiste stimmt jedoch mit der Realität überein, berichtete Koko.

Jonas Höfgen: Was sind die drei ausschlaggebenden Bestandteile deiner Seminare?

Koko Petkov: Als erstes ist da die Struktur der Seminare. Man kann diese von überall auf der Welt belegen und sich das Coaching frei gestalten. Außerdem bieten wir eine Nachbetreuung der Kunden an. Als zweites lege ich viel Wert auf die Sicherheit. Risiko- und Money-Management sind sehr wichtig an der Börse. In erster Linie geht es darum, dass eigene Geld zu behalten. Das musste ich 2008 schmerzlich erfahren. Aufgrund meiner negativen Erfahrung möchte ich meinen Kunden heutzutage beibringen wie man Verluste und Schulden vermeidet. Ziel ist, dass meine Kunden weniger Geld verlieren und mehr verdienen. Der vielleicht entscheidende USP ist drittens, dass viel Wert auf die Einzelperson gelegt wird. Wir haben kleine Gruppen. Maximal 50 Personen. Mehr schaffe ich nicht zu betreuen und ich möchte ausreichend Zeit haben auf jeden einzugehen. Der mentale Aspekt ist mir wichtig.

Jonas Höfgen: Tradest du selbst aktiv oder machst du nur noch Coachings?

Koko Petkov: Ich trade regelmäßig. Muss ich. Ich muss gedanklich am Markt dabei sein. Ansonsten würde ich bei den Coachings und Live-Tradings Nichts zeigen können. Auch deswegen habe ich mittlerweile zehn Mitarbeiter. Die viele Arbeit, die hinter den Coachings steckt, haben wir verteilt. Allein müsste ich mich entscheiden, ob ich nur trade oder nur coache. Mit dem Team kann ich beides machen, was sehr wichtig ist.

Jonas Höfgen: Warum werden um dich und deine Angebote durch ein schrilles Marketing Emotionen aufgebaut und Stories konstruiert? Warum wird das Produkt nicht nüchtern präsentiert, sondern Elemente, wie Geld, Yachten oder schnelle Autos eingebaut?

Koko Petkov: Wenn man ein Produkt hat, dass gut ist, dann sollte man voll durchziehen. Meine Coachings sind gut und ich möchte möglichst viele Menschen erreichen. Das geht am besten mit genau diesem Marketing. Die Reichweite ist größer. Im Endeffekt kann ich so auch viele Menschen erreichen, die nach einer Ausbildung suchen, und besser bei mir buchen als auf einen Betrüger reinzufallen und das Geld umsonst zu verlieren.

Jonas Höfgen: Mit wie viel Geld agierst du an der Börse?

Koko Petkov: Ich handle meistens mit Hebel 4 oder 5. Wenn ich also beispielsweise 100.000€ auf meinem Tradingkonto habe, dann trade ich am Markt mit dem Risiko eines Tradingkontos von bis zu 500.000€. Einhergehend sind enorme Risiken. Das Geld, mit welchem ich agiere, habe ich nicht auf dem Trading-Konto, was ich jedem empfehlen würde. Doch ich besitze es. Sollte etwas schief gehen muss ich meine Schulden begleichen können.

Jonas Höfgen: Welche Art Kunden bucht deine Seminare? Sticht ein Charakter besonders hervor?

Koko Petkov: Alle möglichen Personen sind dabei. 16-jährige, aber auch Personen zwischen 60 und 70 Jahren. Arbeitslose, Angestellte, aber auch Manager, Rechtsanwälte oder Ärzte. Gemeinsam haben meine Kunden jedoch meist, dass sie eine neue Herausforderung suchen. Es sind mutige Menschen, welche den Schritt zum Trader wagen wollen und somit auch ein besonders großes Interesse und viel Motivation mitbringen. Bei mir bucht nicht der Durchschnittsbürger, sondern mutige Personen, welche etwas in ihrem Leben verändern wollen.

Jonas Höfgen: Wie wird man aus deiner Sicht Trader? Was muss man mitbringen?

Koko Petkov: Durchhaltevermögen. Das ist das Wichtigste. Übermut und voreilige, unüberlegte Entschlüsse führen zu Verlusten. Man sollte immer langsam vorgehen und nicht ins kalte Wasser springen. Die Arbeitsstelle sichert einen ab und nach der Arbeit kann man sich fortbilden oder traden. Der Markt kann jeden in die Knie zwingen. Nach einer Demokontophase reichen bereits 1.000€ um in einer Lernphase mit Echtgeld zu üben und lernen.

Jonas Höfgen: Was kosten deine Seminare?

Koko Petkov: Das günstigste Anfangsprodukt kostet 48€. Wer die teuerste Ausbildung wählt zahlt 2998€ oder auch 298€ im Monat für 12xMonate. Das kann man so pauschal nicht sagen. Der Kunde stellt sich sein Coaching selbst zusammen. Die Preise variieren. Der Kunde kann günstige Grundcoachings wählen oder kostenintensiver sich individueller und direkter coachen lassen inklusive einer Nachbetreuung.

Die Analyse

Ich wollte hinter die Fassade des Marketings schauen. Was ist die Wahrheit über Koko Petkov? Er polarisiert mit seinem Auftreten und seinem Marketing. Die einen Trader spricht es an. Die anderen wiederum nicht. Viele Diskussionen werden über ihn geführt. Dabei polarisiert aus meiner Sicht vor allem sein Ansatz groß zu Denken und an sich zu glauben. Im Gespräch sagte er, er könne sich nicht damit anfreunden immer nur klein zu denken, sondern möchte vermitteln, dass es jeder schaffen kann. Petkov spielt groß auf. Doch er glaubt an sich an auch daran, dass er anderen helfen kann es zu schaffen. Es genießt sein Leben. Seine freie Zeiteinteilung. Seine Arbeit zwischen Coaching und Trading. Sein Lifestyle. Er ist zufrieden und kommuniziert gerne. Er möchte nicht nur Geld verdienen, sondern auch sein Wissen und seine Lebenseinstellung verbreiten.

„Das meine ich so. Das lebe ich auch so. Ich kann mich mit diesem Kleindenken nicht anfreunden. Es ist möglich.“ – Koko Petkov

Wie sind seine Coachings einzuordnen? Laut Eigenaussage kennt Koko Petkov aus 4.000 Kunden vier, welche unzufrieden waren. Den Wahrheitsgehalt dieser Aussage können wir natürlich nicht nachvollziehen. Doch sollte er unseriöse Coachings anbieten, Qualität versprechen und nur heiße Luft liefern wäre das Luftschloss doch bereits geplatzt, oder? Seit 2014 bietet er Coachings an. Seit zwei Jahren halten sich die Angebote am Markt und werden weiterhin gebucht. Es gibt viele Vorwürfe im Internet, doch bisher keine fundierte Klagewelle, welche irgendwas aufgedeckt oder bewiesen hat. Mir gefällt der Aspekt der Nachbetreuung, die Preise und das 10-köpfige Team. Es handelt sich nicht um eine Person, welche sich bereichert, sondern um ein Unternehmen, welches einen Kostenblock refinanzieren und kaufmännisch Qualität bieten muss. Es wird an den Seminaren verdient und es gibt keine weiteren Angebote, wie Fonds oder Abonnements, welche verkauft werden.

Im Gegensatz zu Betrügern, welche nur das positive vom Himmel versprechen, sich selbst nur als Gewinner darstellen und auch Gewinne und Erfolge garantieren, was an der Börse nicht möglich ist, kennen wir auch die schlechten und erfolgslosen Zeiten von Koko Petkov (Doku 2010) und finden keine dubiosen Garantien und Versprechen. Auf der einen Seite ist die finanziell schwierige Lebensphase Koko’s ein Teil seiner Erfahrung und seines Werdegangs, auf der anderen Seite wird dieser Aspekt heutzutage natürlich im Marketing aufgegriffen und verwertet. Gemeinsam haben beide Parteien das Marketing. Ob Geldstapel, Yachten und teure Autos Teil im Marketingkonzept sein müssen kann man weiterhin kritisieren. Mit solchen Lockmitteln werden die Emotionen des potentiellen Kunden angesprochen und die Emotion nimmt unbewusst großen Einfluss auf die Kaufentscheidung. Das ist ein gängiges Marketingmittel. So wirbt auch die Kinderschokolade mit den gesunden Zutaten oder Krombacher mit dem Schutz der Regenwälder.

Ich habe die Vermutung, dass Koko Petkov sich im Internet überzogener und schriller darstellt bzw. dargestellt wird als er es in der Realität der Fall ist. Sein besonderer und lebensfreudiger Lifestyle wird durch das Marketing nochmals aufgebauscht. Gewerblich gilt Klotzen statt Kleckern um möglichst viele Menschen zu erreichen und das eigene Produkt, von dem Petkov in seinem Mehrwert für den Verbraucher überzeugt ist, an den Kunden zu bringen. Er polarisiert. Dies führt zu Diskussionen. Diskussionen erhöhen seine Bekanntheit und somit auch seine Reichweite, welche ihm Kunden bringt. Es ist ein durchaus legales Marketing, welches jedoch mit Sicherheit nicht den Geschmack aller trifft. Mutige Personen, welche etwas verändern wollen in ihrem Leben und den Lebensstil von Koko Petkov mögen fühlen sich angesprochen. Das Marketing und seine Arbeit funktionieren. Denn wer von uns kennt Koko Petkov nicht? Für die Interessierten: Kokos Erfolgsformel.

Börsenpsychologie 1.0 – Börse basiert auf Psychologie

Trading ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Das Handwerk des Tradings und Investierens zu erlernen benötigt viel Zeit, Leidenschaft und erfahrungsbringende aber doch schmerzvolle Rückschläge. Erfolg an der Börse basiert nicht nur auf Wissen, sondern auch auf Erfahrung, Glück und Talent. Es bedarf jahre- bis jahrzehntelanger Zuneigung des Traders zur Börse bis er nicht mehr größtenteils von Glück abhängig ist, sondern auch seine Erfahrung und sein Wissen gewinnbringend ausspielen kann. Indikatoren, Strategien, Muster, Chart-Technik, Fundamental-Analysen und andere Dinge vereinfachen die Komplexität des sich täglich verändernden Marktes. Doch viele Trader sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Börse umfasst zwar Ökonomie, Mathematik und Finanzwirtschaft. Doch grundlegend basiert sie auf dem Verhalten von Menschen. Börse basiert auf Psychologie.

„Die Börse reagiert gerade mal zu 10 Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie“
André Kostolany

 

Mathematiker und Ökonomen haben nicht unbedingt einen Vorteil an der Börse. Sie denken viel zu rational. Mathematiker erwarten berechenbare Vorgänge und Ökonomen versuchen den Markt in stupide Modelle zu pressen. Doch die Börse ist launisch, wild und oft sehr irrational. Wir können die Zukunft nicht berechnen oder an Modellen ablesen. Auch wenn Algorithmen und Super-Computer immer größere Anteile am Handel haben, ist weiterhin der Faktor Mensch entscheidend. Und Menschen agieren nicht immer rational. Der Homo Oeconomicus existiert nicht. Menschen reagieren unter dem Einfluss von Emotionen, Stress, Angst und Euphorie unlogisch und unerwartet. Wer sich mit der Verhaltenspsychologie am Finanzmarkt, der sogenannten Behavioral Finance, beschäftigt, kann sein Wissen und sein Können als Trader daher maßgeblich verbessern.

„Home Oeconomicus“

Der Home Oeconomicus ist eine Entwicklung der Ökonomie. Bei diesem Konzept handelt es sich um einen menschlichen Markt-Akteur, welcher stets rational und optimierend agiert. Diese fiktive Person klammert menschliches Verhalten, wie Schusseligkeit oder Ungenauigkeit, genauso wie Psychologie, Angst oder Stress aus. Dies dient dazu, die Ökonomie in einfache Modelle pressen zu können. Beim Home Oeconomicus folgt B auf A. In der Realität ist dem jedoch nicht so.

„Ein Großteil aller unserer Entscheidungen werden ganz stark von psychologischen Faktoren beeinflusst werden […] weil wir Homo Sapiens sind. Das ist eine Frage unserer Gattung. Das ist naturgegeben. In unserer Evolution haben uns bestimmte Flucht- und Verhaltensreflexe das Überleben gesichert. Diese Reflexe begehen wir bewusst und leider auch oft unbewusst. Auch heutzutage noch.“

 Winfried Neun

  

Ausmaß der Psyche – die Spieltheorie

Um dir einen kurzen Eindruck über das Ausmaß der Psyche als Einfluss auf das menschliche Verhalten zu geben, möchte ich kurz mit dir einen Blick in die Spieltheorie werfen. Diese untersucht das Verhalten von Spielern und entwickelt daraus Theorien über das rationale und irrationale menschliche Vorgehen.

Beeindruckend ist beispielsweise das Feiglings-Spiel. Hierbei fahren zwei Personen mit einem Auto und hoher Geschwindigkeit aufeinander zu. Nun haben beide Spieler je zwei Möglichkeiten. Sie können ausweichen und behalten ihr Leben, aber verlieren ihre Ehre als gedemütigter Verlierer und Feigling. Sie können weiterfahren und riskieren ihren Tod. Fahren sie jedoch weiter und der gegenüber weicht aus, so behalten sie ihr Leben und gehen als mutiger Sieger aus diesem Spiel heraus. Für was sollen sie sich entscheiden? Sie stecken in einem verhaltensabhängigen Dilemma. Definieren wir nun, dass „Ausweichen“ einen Nutzen-Wert von einem Punkt hat, weil der Spieler überlebt, und „Siegen“ ebenfalls einen Punkt auf der Nutzen-Skala einbringt, erkennen wir die Krux dieses theoretischen Spiels: Fahren beide Spieler weiter liegt der Nutzen für beide auf Grund ihres Todes bei null. Weicht ein Spieler stetig sechs Mal in Folge aus, so verliert er zwar seine Ehre, aber überlebt. Sein Nutzen liegt bei 6 Punkten. Der Spieler, welcher sechs Mal weiterfährt und darauf vertraut, dass der andere stetig ausweicht, erreicht einen Nutzen von 12. Er überlebt und gewinnt. Hieraus ist zu erkennen, dass die wohl irrationalste und dümmste Entscheidung (weiterfahren) jedoch diese mit dem höchsten Nutzen für den Spieler ist.

“Das Geheimnis des Börsengeschäfts liegt darin, zu erkennen, was der Durchschnittsbürger glaubt, dass der Durchschnittsbürger tut.”
John Maynard Keynes

Während das Feiglings-Spiel beeindruckend das Dilemma situativer Entscheidungen von Menschen aufzeigt, hat es jedoch kaum praktischen Nutzen. Schaut man sich jedoch beispielsweise das Spiel „Dollarauktion“ an, so können wir bereits Rückschlüsse auf die Entstehung von Spekulations-Blasen ziehen. Bei diesem Spiel bieten zwei Personen um einen Dollar. Immer abwechselnd können Sie das Gebot um mindestens einen Cent erhöhen. Entscheidend ist, dass beide Personen, also Gewinner und Verlierer, ihr letztes Gebot an die Bank zahlen müssen, aber nur der Gewinner den Dollar erhält. Nun bieten die Personen los. 4, 12, 25 Cent und so weiter. Zwischen 50 und 99 Cent denkt meist der erste Bieter ans Aussteigen. In diesem Moment wird ihm oder beiden klar, dass sie nun bereits Geld verlieren würden, wenn sie aussteigen. Selbst beim Erreichen von Geboten von 98 und 99 Cent bieten die Spieler weiter und spekulieren darauf, den Dollar zu gewinnen und bei einem Gebot von zum Beispiel 1,20 Dollar nur 20 Cent Verlust zu machen. Versuche ergeben, dass Spieler sich durchschnittlich auf $3,40 hochschaukeln. Sie bieten das Dreifache des Wertes dessen, was sie erhalten könnten. Dies basiert auf der gegenseitigen Beeinflussung. Die Spekulanten regen sich gegenseitig zu einem Verhalten an, welches die Preise explodieren lässt.

„Seien sie ängstlich wenn die Welt gierig und seien sie gierig wenn die Welt ängstlich ist“
Waren Buffett

 

Kern der Börse – Bewertung

Nun kann man nicht behaupten, alles sei Psychologie. Börse ist eben auch ein Kapitalmarkt und eine Abbildung konjunktureller und wirtschaftlicher Begebenheiten. Wie viel Anteil menschliches Verhalten an Kursbewegungen hat, wird man auf der einen Seite nicht bestimmen können und auf der anderen Seite ändert sich der Anteil an jedem Tag und in jeder Sekunde. Doch ich wage zu behaupten, dass die meisten Ursachen größtenteils auf psychologische Gründe zurückführbar sind.

Ist Psychologie tatschlich so wichtig? Die gehandelten Bewertungen an der Börse basieren auf fundamentalen Daten. Die ökonomische Realität bildet das Fundament der Bewertung. Die Kurse sind jedoch losgelöst und basierend auf menschlichen Verhalten entstehen Über- und Unterbewertungen. Immer wieder werden diese korrigiert, wenn sich bei Veröffentlichung von Konjunktur- oder Unternehmensdaten zeigt, wie weit sich die Anleger vom „wahren“ Wert entfernt haben. Das Verhalten der Anleger lässt sich durch Kennzahlen, wie z.B. dem KGV, oder das Herdenverhalten anhand der Chart-Technik erkennen.

rolle-der-psychologie-beim-traden

Ist Psychologie tatsächlich so wichtig? Millionen Menschen handeln täglich. Dabei beeinflussen sie sich gegenseitig in ihrem Verhalten. Ihr Verhalten wird in steigenden oder fallenden Kursen ausgedrückt. Auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Jeder reagiert auf den anderen. Erinnerst du dich an die Spieltheorie und zu welchen verrückten und nur schwer nachvollziehbaren Situationen es dadurch kommen kann? Chart-Technik versucht hierbei Muster dieses Verhaltens zu erkennen und zu definieren. So sind Unterstützungen und Widerstände nichts anderes als psychologisch bedeutende Marken. Ob 9000, 9500, 10000 oder 11000. Runde Zahlen sind beispielsweise immer gewichtige Marken. Menschen mögen runde Zahlen. Diese wirken wie Meilensteine bei einem Rennen, bei dem die Distanzen zum Ziel stetig gerade sind.

Ist Psychologie tatsächlich so wichtig? Auf Grund der Technologisierung und Digitalisierung wird auch der Finanzmarkt immer schneller und größer. Sekündlich zirkulieren unglaublich große Datenmengen und Geldsummen am Finanzmarkt. Der einzelne Akteur kann dies nicht überblicken. Dennoch muss er trotz dieser schnelllebigen, unübersichtlichen und komplexen Situation Entscheidungen treffen (Heuristik). Er steht unter Druck, sein Geld möglicherweise zu verlieren. Aus diesem Druck der Situation entsteht Stress und mit dem Stress kommen die Emotionen: Angst, Misstrauen, Euphorie, Wahrnehmungsverzerrung und viele andere Dinge. Viele Entscheidungen werden nicht rational, sondern emotional getroffen.

„Geduld ist die oberste Tugend des Investors“
Benjamin Graham

Ist Psychologie tatsächlich so wichtig? Erfolg an der Börse durch Verständnis für Verhaltenspsychologie besteht jedoch nicht nur daraus, das Verhalten anderer zu erkennen und zu verstehen, sondern auch am eigenen Verhalten. Wir machen als Trader Fehler. Das ist menschlich. Trading ist daraus resultierend eine Form der Charakterbildung. Wir müssen uns jeden Handelstag aufs Neue disziplinieren, konzentrieren und am Riemen reißen. Emotionen sind unser größter Feind. Wir arbeiten vorwiegend mit uns selbst und mit anderen.

Chart-Technik, Indikatoren, Strategien und andere Mittel der Markt-Analyse sind berechtigt und wichtig. Ein Anleger sollte sich jedoch nicht nur auf die Bäume fixieren, sondern den Wald im Ganzen betrachten. Psychologie wird an der Börse unterschätzt. Die meisten Trader schlagen sich mit Signalen, Formeln, Berechnungen, Wahrscheinlichkeiten und anderen Dingen herum und vergessen dabei den Faktor Mensch. Nur wer dies beachtet und in seine Gedanken und Konzepte einfließen lässt, wird ein abgerundetes Verständnis vom Markt erhalten.

Mein Ziel ist es, mit diesem Artikel dein Interesse für die Behavioral Finance zu wecken. Psychologie wird von Männern, welche die Börse weiterhin dominieren, oftmals als verweichlicht abgelehnt. Philosophieren und über Gefühle reden und nachdenken, behagt vielen nicht. Doch genau dies ist ein wichtiger Faktor für deinen Erfolg. In den kommenden Artikeln möchte ich weiter auf den Einfluss der Psychologie an der Börse eingehen.

 

Alle Artikel der Börsenpsychologie-Reihe auf einen Blick

  1. Börse basiert auf Psychologie
  2. Prospekttheorie der Heuristik
  3. Verlustaversion, Status Quo und Trugschlüsse
  4. Systematische Kognitionsprobleme (folgt in kürze)
  5. Anomalien der Heuristik (folgt in kürze)
  6. Traden ist Charakterbildung (folgt in kürze)
  7. Psychologische Fallen (folgt in kürze)
  8. Praxisbeispiele (folgt in kürze)

 

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