Bewegung und Korrektur – Was passiert zwischen den Wendepunkten

Die wichtigen Punkte innerhalb eines Trends (Hoch- und Tiefpunkte) und damit einhergehende Unterstützungen und Widerstände haben wir bereits ausreichend beleuchtet.
Damit sind wir auf die markanten Punkte in einem Trend eingegangen. Offen bleibt allerdings was zwischen diesen Punkten passiert.

Neben den Hoch- und Tiefpunkten besteht ein Trend weiterhin aus einer Bewegung und einer Korrektur.
In einem Aufwärtstrend findet die Bewegung zwischen dem vorherigen Tiefpunkt und dem neuen Hochpunkt statt. Die Korrektur erfolgt dabei zwischen dem vorherigen Hochpunkt und dem neuen Tief.
In einem Abwärtstrend stellt sich Situation genau umgekehrt dar.
Zur Veranschaulichung eine weitere Abbildung:

Abbildung 4a (Bewegung und Korrektur)

Bewegung und Korrektur

Man sieht also, dass die Kursverläufe sich aus zwei verschiedenen Arten von Bewegungen zusammensetzen. Der Impulsbewegung und der Korrektur-(Bewegung).
Dabei ist die Impulsbewegung in der Regel dynamischer und zügiger als die Korrektur. Hinzu kommt meistens, dass die Impulsbewegung von einem höheren Volumen getragen ist als die Korrektur, in welcher das Volumen eher abnehmende Tendenz aufweist.
Impulsbewegung und Korrektur müssen dabei nicht immer wie oben veranschaulicht in einem Trend auftreten. Daneben sind durch Anordnung von Impulsbewegung und Korrektur auch andere Kursmuster möglich, welche häufig in „ Fortsetzungsformationen“ oder „Trendwendeformationen“ unterteilt werden. Diese Kursmuster werden später noch detailliert betrachtet.


Trendlinien:

Nachdem wir uns mit Unterstützungen und Widerständen sowie Bewegung und Korrektur beschäftigt haben, verfügen wir nun über ein Fundament an Grundwissen über den Trendaufbau.
Damit können wir uns einem weiteren wichtigen Instrument der technischen Analyse widmen. Der Trendlinie bzw. den Trendkanälen. Gerade zu Beginn kommt es häufig vor, dass ein Trend auf eben eine solche Trendlinie oder einen Trendkanal heruntergebrochen wird. Daher haben wir uns im Vorfeld explizit mit dem Trendaufbau beschäftigt, bevor uns nun diesem Instrument widmen.

zwei Typen von Trendlinien:
Bei Trendlinien wird zwischen einer Aufwärts- und Abwärtstrendlinie unterschieden.
Bei einer Aufwärtstrendlinie wird eine Linie entlang der einzelnen lokalen Reaktionstiefs gezogen.
Bei einer Abwärtstrendlinie wird dies analog mit den lokalen Reaktionshochs durchgeführt.
Um das zu verdeutlichen schauen wir einmal in die folgenden Abbildungen:

Aufwärtstrendlinie

Abwärtstrendlinie

Wichtig dabei ist: Trendlinien verlaufen selten so genau wie es in der Theorie dargestellt ist. Hier kann es gerade im Verlauf der einzelnen Periode zu kurzfristigen Über- und Unterschreitungen der Trendlinien kommen. Daher ist es meistens notwendig, mehrere Linien zu ziehen und etwas zu experimentieren bevor die richtige Trendlinie gefunden wird.
Dabei kann auch auf bestimmte Pufferzonen bei Trendlinien zurückgegriffen werden. Die einzig wahre Trendlinie ist in der Praxis eher selten anzutreffen.
Deshalb ist es wichtig, sich zunächst mit dem grundsätzlichen Trend auseinander zu setzen.
Haben wir kontinuierlich ansteigende neue Hoch- und Tiefpunkte (Aufwärtstrend) oder fallende Hoch- und Tiefpunkte (Abwärtstrend)? Wenn ja können diese Hoch-oder Tiefpunkte über eine Linie, der Trendlinie miteinander verbunden werden.
Wir brauchen also mindestens zwei verschiedene neue Hoch- oder Tiefpunkte. Ansonsten ist das Verbinden dieser Punkte zu einer steigenden/ fallenden Trendlinie nicht möglich.
Sofern eine Trendlinie auf lediglich zwei Berührungspunkten basiert, befindet sich diese sozusagen im Versuchsstadium. Wenn wir uns einen Chart nehmen und frei Hand zwei Punkte miteinander verbinden werden wir selten dazu kommen, dass im weiteren Kursverlauf eine gültige Trendlinie entstanden ist. Um die Trendlinie zu bestätigen und ihr bei einer größeren Anzahl an Marktteilnehmern eine gewisse Gültigkeit zu verleihen, ist ein dritter Test bzw. ein dritter Berührungspunkt des Kurses mit der Trendlinie erforderlich.
Grundsätzlich gilt: Desto häufiger die Trendlinie durch den Kursverlauf bestätigt wird, d.h. der Kurs durchbricht die Trendlinie nicht, desto stärker ist diese Trendlinie, weil immer mehr Marktteilnehmer diese akzeptieren und den Kurs durch Käufe/Verkäufe in die andere Richtung ziehen.


Die gültige Trendlinie als Hilfsmittel der Trendbestimmung:

Sobald die Trendlinie durch einen dritten Punkt bestätigt ist, liegt eine gültige Trendlinie vor. Neben der Trendrichtung lässt sich über die Trendlinie jetzt auch die Trendgeschwindigkeit bestimmen.
Dem Trendhandel liegt die Annahme zu Grunde, dass ein Trend in seiner Richtung und Geschwindigkeit eher beibehalten als geändert wird „The Trend isyour Friend“.

Die Trendlinie hilft uns somit insbesondere Korrekturen innerhalb des Trends richtig einzusortieren. Im Normalfall sollten die einzelnen Korrekturen der verlaufenden Trendlinie immer relativ nahe kommen (→ Trendrichtung und Trendgeschwindigkeit werden beibehalten).

Damit erweist sich die Trendlinie als Indikator für einen eventuell bevorstehenden Trendwechsel. Sofern nämlich die Korrektur über die Trendlinie hinausgeht, besteht eine erhöhte Gefahr, dass der Trend wechselt.
Ein Trendbruch ist hingegen noch nicht endgültig bei einem Bruch der Trendlinie erreicht. Daher kann der Bruch der Trendlinie hier nur ein Indiz sein.

Bruch ohne Tief

In der Abbildung sehen wir, dass die Trendlinie (dunkelgrün) gebrochen worden ist. Dadurch hat sich der Trend allerdings noch nicht in seiner Richtung geändert. Der Kurs liegt immer noch oberhalb des vorangegangenen Tiefpunktes. Erst wenn der Kurs diesen Unterstützungsbereich unterschreitet, hätten wir ein neues tieferes Tief und der Aufwärtstrend wäre nicht mehr intakt. Die Bedingung von stetig ansteigenden lokalen Hoch- und TIEFPUNKTEN wäre dann nicht mehr erfüllt.

Lediglich die Geschwindigkeit des Aufwärtstrends hat sich geändert. Der Aufwärtstrend würde, sofern die Korrektur in der Abbildung auf diesem Kursnvievau enden würde, lediglich etwas flacher und nicht mehr so steil wie vorher verlaufen.

Es lässt sich also zusammenfassen, dass eine Trendlinie ein unterstützendes Hilfsmittel für Kaufs- und Verkaufsentscheidungen darstellt. In der Nähe der Trendlinie eignen sich Käufe oder Verkäufe, da davon ausgegangen werden kann, dass der Kurs sich nicht mehr weit in die entgegengesetzte Richtung (Also die Trendlinie bricht) bewegt und in meine erwartete Verlaufsrichtung dreht. Kurz gesagt, der Kurs sollte jetzt wieder von einer Korrektur in die Bewegung übergehen.

Sofern dies nicht der Fall ist bietet mir die Trendlinie ein Indiz dafür, dass unter Umständen ein Trendwechsel bevorsteht.

Weitere Aspekte der Trendlinie:
Wie bereits oben angesprochen besteht die Möglichkeit, eine Trendlinie mit verschiedenen Punkten einer Periode zu verbinden. Hierbei wird hauptsächlich zwischen einer Trendlinie anhand verschiedener Tagesschlusskurse und einer Trendlinien zwischen den Extremen einer Periode (bspw. Tageshochs und Tagestiefs) unterschieden.
Es besteht auch die Möglichkeit beide Trendlinien zu benutzen. Dadurch ergibt sich eine sog. Pufferzone an der Trendlinie.

Die folgenden Abbildungen machen dies deutlich.

D1 EUR USD H4

EURUSD Trendlinie H4

Zunächst sind lediglich die Tageshöchstkurse durch eine Trendlinie (orange) miteinander verbunden worden. Im zweiten Chart sind zusätzlich die Tagesschlusskurse der lokalen Hochpunkte verbunden worden. Diese lassen sich durch einen Linienchart entsprechend lokalisieren, vgl. folgende Abbildung:

EUR USD Trendlineie Berührung

Wir sehen also, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt Trendlinien einzuzeichnen. Wichtig ist zu verstehen, dass nicht jede Verletzung einer Trendlinie eine Trendwende zur Folge hat. Um diese Fehlsignale aber zu minimieren, bieten die Pufferzone eine entsprechende Möglichkeit.


Verletzung der Trendlinie:

In Zusammenhang mit den oben aufgeführten Pufferzonen stellt sich die Frage, wann von dem Bruch einer Trendlinie gesprochen werden kann. Man wird es immer erleben, dass der Kurs im Verlauf einer Periode die Trendlinie durchbricht aber im Laufe dieser Handelsperiode (D1, H1, etc.) wieder zurückgehandelt wird. D.h. der Schlusskurs der Handelsperiode liegt wieder innerhalb der Trendlinie.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine Trendlinie durchbrochen ist wenn der Schlusskurs außerhalb der Trendlinie liegt. Ob es sich dann dabei auch um einen nachhaltigen Bruch der Trendlinie handelt, kann erst mit Verlauf der folgenden Zeitperioden gesagt werden. Häufig kommt es hier auch zu Fehlsignalen.

Dies mag sich darauf zurückführen lassen, dass es sich bei dem Bereich zwischen Trendlinie und vorangegangenen Hoch- bzw. Tiefpunkt um einen leeren Raum handelt. Der Trend ist nach wie vor intakt. Lediglich die Frage der zukünftigen Geschwindigkeit des Trends ist jetzt offen. Ein sehr variabler Bereich, der stets mit Vorsicht zu handeln ist.

Der Bruch der Trendlinie nur ein Indiz und keine Bestätigung für einen Trendwechsel!“

Der Trendkanal:
In den vorgenannten Beispielen haben wir gesehen, dass eine Aufwärtstrendlinie stets die lokalen Tiefpunkte miteinander verbindet.

Darüber hinaus können aber auch die Hochpunkte miteinander verbunden werden und so ein sog. Trendkanal gebildet werden. Voraussetzung hierfür ist, dass der Trend halbwegs symmetrisch verläuft. D.h. Hoch- und Tiefpunkte haben immer eine bestimmte Distanz zueinander. Hierfür schauen wir uns den folgenden Chart einmal an.

Trendkanal

Trendkanäle sind logischerweise seltener als Trendlinien. Dies liegt daran, dass eine weitere Voraussetzung (Symmetrie) vorliegen muss.

Die obere Trendlinie liefert dabei ähnliche Signale wie die untere Trendlinie. Auch die Anwendung von Pufferzonen ist für diese möglich. Es lässt sich also festhalten das alle Informationen, die wir oben zur Haupttrendlinie in Erfahrung gebracht haben, auch auf die Trendkanallinie anzuwenden sind.


Die Trendlinie als Unterstützung und Widerstand:

Wie oben bereits angesprochen kann eine Trendlinie auch als Unterstützung oder Widerstand fungieren. Die Ausführungen zu Unterstützungen und Widerständen bei lokalen Hoch- und Tiefpunkten können hierbei analog angewendet werden.

Somit kann auch das Modell über die Wechselwirkung zwischen Unterstützung und Widerstand angewendet werden. Hierfür schauen wir zunächst auf die folgende Grafik:

Unterstützung Widerstand,

Wir sehen, dass die Trendlinie zunächst dreimal getestet worden ist. Die Trendlinie erfüllt somit die Voraussetzung einer gültigen Trendlinie und kann als Unterstützung verwendet werden. Beim vierten Test der Trendlinie wird diese aber durchbrochen. Nicht nur kurzfristig sondern auch nachhaltig, da der Kurs im weiteren Verlauf sogar unter dem vorangegangenen lokalen Tief notiert. Die Korrektur hat sich zu einer Bewegung ausgedehnt.

Diese Bewegung wird, im folgenden, ebenfalls korrigiert. Als Korrekturziel kommt neben dem vorherigen Tiefpunkt jetzt ebenfalls die bestehende Trendlinie in Betracht. Diese war vorher vom Markt als Unterstützung anerkannt und wandelt sich nach dem Bruch in einen Widerstandsbereich.


Von Trendstufen und Zeiteinheiten

Wir haben nun herausgearbeitet, dass ein Trend aus verschiedenen Hoch- und Tiefpunkten besteht und zwischen den lokalen Punkten Impuls- sowie Korrekturbewegungen stattfinden.
Zu beachten ist dabei, dass Trends in verschiedenen Zeiteinheiten vorkommen können.
Zeiteinheit bedeutet dabei, dass für jede Zeiteinheit eine Kerze bzw. ein Balken ausgebildet wird. In der Zeiteinheit D1 (=Daily1) wird für jeden Handelstag eine Kerze ausgebildet. Im H1-Chart (=Hour1) wird bspw. für jede Stunde eine Kerze ausgebildet.
Oftmals werden Zeiteinheiten und Trendstufen miteinander gleichgesetzt. Diese Gleichung geht allerdings nicht auf, da sich für die Trendstufen eine andere Definition ergibt.

Eine neue Trendstufe ist erreicht, wenn man den jetzigen Trend erneut in Bewegung und Korrektur zerlegen kann.

Hierzu eine graphische Darstellung:

Abbildung 5a (übergeordneter & untergeordneter Trend)

Trends Zusammenhang

Im Vergleich zu den Trendstufen ist nicht bei jeder kleineren oder größeren Zeiteinheit ein anderes Trendbild erkennbar. Heißt: Ob ich mir nun den M15 oder M30 Chart anzeigen lasse, der sichtbare Trend ist der Selbe. Etwas feiner dargestellt, aber der Trend bleibt. Eine andere Darstellung ergibt sich bei der Unterscheidung zwischen Tages- und Stundenchart. Hier ergibt sich eine neue untergeordnete bzw. übergeordnete Trendstufe.

Im Wesentlichen lassen sich folgende Trendstufen und Zeiteinheiten zusammenfassen:

 

T1 T2 T3 T4 T5
Monat D1
W1
H1
H4
M15
M5
M1
Tick

 

Der Monatschart stellt somit die erste und auch die absolut übergeordnete Trendstufe dar. Alle anderen Trendstufen sind diesem untergeordnet.

Damit kommen wir zu der Erkenntnis: Desto niedriger die Trendstufe in der ich handele, desto mehr übergeordnete Trendstufen muss ich berücksichtigen.

Dabei muss ich jeweils für die übergeordneten Trendstufen klären, wo die lokalen Hoch- und Tiefpunkte sind und welcher Trend in der übergeordneten Trendstufe vorliegt.

Ein Beispiel:

(Abbildung 5b (Beispiel übergeordnet & untergeordnet)

Trendszusammenhang2

 

Angenommen wir handeln den untergeordneten Abwärtstrend im Stundenchart. Dieser Abwärtstrend ist gem. der Definition absolut intakt. Eine Abfolge von ständigen niedrigeren Hoch- und Tiefpunkten. Sofern nur dieser Trend betrachtet wird, sollte die Wahrscheinlichkeit, dass der Trend erhalten bleibt und wir weiter fallende Kurse sehen größer sein, als dass der Trend sich ändert.

In diesem Fall befinden wir uns allerdings an einem wichtigen Unterstützungsniveau einer übergeordneten Trendstufe. Auf Tagesbasis haben wir das Kursniveau des vorherigen Hochpunktes erreicht, ein Punkt an dem der Markt (hier theoretisch) immer wieder nach oben gedreht hat um den übergeordneten Trend fortzusetzen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der intakte Abwärtstrend auf Stundenbasis fortgeführt wird, ist also unter Einbeziehung der übergeordneten lokalen Kursmarken wesentlich geringer. Viel wahrscheinlicher ist hingegen die übergeordnete Trendfortsetzung.

Wir sehen also, dass die übergeordnete Lage immer beachtet werden muss. Wer übergeordnet handelt, muss sich die untergeordneten Trendstufen nicht zwingend anschauen. Hier geht es lediglich um eine Timing-Frage. Wer aber auf höheren Trendstufen unterwegs ist ohne die Großwetterlage für sich geklärt zu haben, läuft Gefahr, gänzlich auf das falsche Pferd zu setzen. Ein Fehler der vermieden werden kann, sofern man die nötige Weitsicht an den Tag legt.

 

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