ETFs Nachteile und Risiken
Die Manager von FPA** haben sich vor kurzem bezüglich des Einflusses von ETFs auf den Aktienmarkt geäußert. Dabei kommen sie zu einem fatalen Fazit:
- Die Zunahme an Investitionen in passive Investmentprodukte – besonders ETFs, verzerren die Aktienkurse und mindern die Effizienz des Marktes
- Was passiert mit dem in ETFs investierten Kapital im Falle eines Markt Crashes? – Wie reagieren Investoren und was passiert mit gesunden Unternehmen? – Besteht die Gefahr für einen Dominoeffekt?
Exchange-traded Funds, besser bekannt als ETFs, seien „Massenvernichtungswaffen“, welche die Preise für Unternehmensanteile der weltweiten Indizes irrational verzerren und so ein erhöhtes Potenzial für aggressive Abverkäufe liefern. Zu diesem Schluss kamen die Manager des FPA Capital Fund.
„In dem Moment, in dem die Welt sich dazu entscheidet, dass es keine Notwendigkeit für eine umfassende Fundamental-Analyse von Unternehmen mehr gibt und man blind Index-Fonds und ETFs kauft, ist es unserer Meinung nach Zeit sich etwas ängstlicher zu zeigen, die Zeit weniger aggressiv zu sein ist jetzt gekommen.“ Dieses Statement ließen die beiden Fonds Manager Arik Ahitov und Dennis Bryan am 6. April ihren Investoren in einem offenen Brief an Shareholder zukommen. Ihr Fonds ist ein aktiv gemanagter Fonds mit einem Volumen von rund 800 Millionen US-Dollar.
Die Kapitalflut in passive Anlageprodukte lässt Aktienkurse einzelner Indizes zunehmend parallel verlaufen. Dabei trennen sich die fundamentalen Werte immer mehr von der Bewertung am Markt. Während die Märkte immer höher getrieben werden, wird dadurch das Risiko von scharfen Abverkäufen in künstlich hoch bewerteten Unternehmen immer höher. Der ETF Markt hat alleine in den USA inzwischen ein Volumen von ungefähr 2,7 Billionen US-Dollar. Anfang des Jahres 2017 haben nach Bloomberg Daten 160 Milliarden Dollar ihr neues Zuhause in einer ETF-Anlage gefunden.
„Diese neue Markt-Struktur ist noch nie getestet worden“, gab Bryan in einem Telefon-Interview zu bedenken. Es gab noch nie einen „Crash“, bei dem passive Investoren einen so großen Anteil an den investierten Beträgen hatten, wie es heute der Fall ist. „Wir könnten einen Ansturm von Verkäufern sehen“, welche unkontrolliert alles verkaufen, unabhängig der wirklichen Bewertung der Unternehmen. Dies lässt schließen, dass die zunehmende Verbreitung von ETFs zu einer Verringerung der Effizienz des Marktes führen könnte.
Auch Nikolaos Panigirtzoglou, ein Global Market Strategist bei JP-Morgan Chase in London, äußerte sich gegenüber dem aktuellen ETF Hype durchaus kritisch. So sagte er, dass die zunehmenden Geldströme in ETFs den Markt destabilisieren. Dies unterstützt die Aussagen der FPA Captial Manager, welche sich ähnlich zu den Risiken von ETFs geäußert hatten. Neben Panigirtzoglou hat sich auch Seth Klarman, der einen 30 Milliarden US-Dollar Fonds leitet, über die zunehmende Ineffizienz der Märkte durch einen höheren Anteil an passiven Investment-Lösungen geäußert. Die Begründungen, welche er dafür heranzieht, ähneln denen von anderen.
Gegenperspektive – Vanguard – ETFs bergen keine Risiken für den Markt
Diesen Aussagen lassen sich einige Argumente entgegenstellen, so zum Beispiel jene von Jim Rowley, einem Senior Invesmtent Strategist, welcher bei Vanguard tätig ist. Dieser widerspricht den Aussagen und argumentiert mit der über 20-jährigen Erfahrung, welche Vanguard mit passiven Anlageprodukten gemacht hat. Im Laufe dieser Jahre habe sich keine Veränderung in der Volatilität der Märkte beobachten lassen.
Er schließt daraus, dass die Volatilität der Märkte sich bis heute noch nicht durch die zunehmende Popularität von Indexs-Investing verändert habe. Vanguard bietet verschiedene Investmentlösungen an. Dabei fallen 3 Billionen US-Dollar in die Kategorie der passiven Investment Produkte, wovon 700 Milliarden in ETFs angelegt sind.
Da es sich bei vielen ETF-Investoren um Buy and Hold bzw. Sparplan-Anleger handelt, liegt diese Aussage durchaus nahe, beziehungsweise lässt sich bekräftigen. Denn dieser Typ der Marktteilnehmer denkt sehr langfristig und lässt sich von kurzfristigen Kursschwankungen nicht aus der Ruhe bringen, denn diese bedeuten für sie günstige Einstiege in ihren Sparplänen, was deren durchschnittliche Einstiegskosten erheblich senkt. Mehr dazu kann man in unserem ETF 2.0 Artikel finden oder in dem Basisartikel – CostAverage.
Zusammenfassung – bringen ETFs ein zusätzliches Crash Risiko
Es ist durchaus nicht falsch, dass beim Index-Investing Geld nicht immer effizient verteilt wird. Schließlich kauft der Investor durch den Index Anteile an allen Unternehmen, ganz gleich wie es ihnen wirtschaftlich geht. Dieser Effekt wird in einem gewissen Umfang durch die Strukturierung des Index´ vermindert. So ist der DAX zum Beispiel nach Marktkapitalisierung gewichtet, womit gut bewertete Unternehmen ein größeres Gewicht an dessen Kursberechnung zufällt. Unternehmen, welche stark unter Druck sind oder aber nur einen geringeren Unternehmenswert haben, werden daher weniger stark durch ETFs beeinflusst. Dies entkräftet jedoch mit Nichten die Aussage von Arik Ahitov und Dennis Bryan, denn die Marktkapitalisierung steht nicht zwangsläufig in einem direkten Zusammenhang mit dem wirklichen fundamentalen Wert eines Unternehmens.
Nichts desto trotz sollte die Frage, ob die Effizienz des Marktes dadurch gefährdet wird, mit Vorsicht genossen werden. Jede Ineffizienz bietet Chancen auf Erträge und diese werden speziell an den Finanzmärkten mit einer absoluten Härte verfolg und ausgenutzt. So haben auch Arik Ahitov und Dennis Bryan einen gewissen Vorzug in der Situation erkannt und geäußert: „Für den Fall, dass wir scharfe Abverkäufe sehen, wird es für Smarte Investoren echte Schnäppchen am Markt geben“ – Sie werden in diesem Zeiten gute Aktien günstig kaufen und von der Ineffizienz profitieren, welche unter Umständen durch scharfe ETF Abverkäufe entstehen.
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**FPA Capital ist einer der bestperformenden Fonds – zwischen 1986 und 2010 lieferte der Fonds seinen Investoren einen Return von 14,5 Prozent pro Jahr in einer Phase, in welcher der Russel2000 eine Vergleichsrendite von 8,5 lieferte.