Vor einigen Jahren, haben wir hier bei InsideTrading.de einen Artikel zu eben diesem Thema veröffentlicht. Dabei wurde der Fokus jedoch auf kurzfristige Engagements an den Finanzmärkten gelegt.
Da dies weder alltagstauglich noch kostengünstig ist, wollten wir uns dieser Thematik von neuem widmen und in den Zusammenhang mit mittel- bis langfristigen ETF und Aktieninvestitionen bringen, welche besonders für Berufstätige und Sparer viele Vorzüge mit sich bringen.
„Man muss kaufen, wenn in den Straßen Blut fließt“
… so lautet zumindest die These, die Baron Rothschild nur allzu gerne in den Mund gelegt wird. Ob dies seine historische Richtigkeit hat oder nicht, sei an dieser Stelle dahingestellt – wir wollen uns mit den Implikationen dieser Aussage auf unser Investmentverhalten auseinandersetzen. Ein anderes sehr bekanntes Zitat in diesem Zusammenhang stammt von Warren Buffet und lautet:
„Sei gierig, wenn andere ängstlich sind – sei ängstlich, wenn andere gierig sind“
Beide weisen den Adressaten (also uns) auf ein und dasselbe hin – „denke und handle antizyklisch, lasse dich nicht von der Masse und Emotionen leiten“.
Diese Denkweiße widerstrebt den meisten Menschen – sie jagen einem Trend hinterher und wollen das Markt-Momentum nutzen, um Profite am Markt zu erzielen. Auch wenn diese Möglichkeit durchaus interessant und profitabel sein mag, so ist sie doch mit einem erhöhten Zeitaufwand verbunden. So müssen aktiv Positionen gecheckt und gemanagt werden, neue Kauf- und Verkaufsaufträge folgen wöchentlich, wenn nicht gar täglich. Es kann daher nicht jeder einen solchen Investitionsansatz im Alltag verfolgen. Aber gute Gelegenheiten abzuwarten und dann gezielt zu investieren – nach einem Ansatz aus der Value Methodik- kann selbst der vielbeschäftigte Berufstätige.
Billig ist nicht gleich günstig – Diversifizieren oder Selektieren
Wer nach starken Kurseinbrüchen kaufen möchte, um sich günstige Einstiegskurse zu sichern, kann seine Aktivitäten auf zweierlei Weisen planen. Zum einen gibt es die Möglichkeit, Aktien auf Basis von Kriterien der Fundamentalanalyse auszuwählen, zum anderen kann man diversifiziert in den Gesamtmarkt investieren. Je nach Risikobereitschaft und Wissensstand ist die eine oder die andere Lösung vorzuziehen. Beide haben sowohl Vor- als auch Nachteile. Wie diese sich aufteilen, lässt sich der Grafik entnehmen.
Um für beide Arten sinnvolle Beispiele zu liefern und zusätzlich einen Ausblick zu geben, wie sich dieser Ansatz noch anwenden lassen kann, sollen drei Beispiele betrachtet werden. Das erste Beispiel ist die Volkswagen Aktie nach der Diesel-Affäre, das zweite der Bankensektor, im speziellen die Deutsche Bank und das dritte Beispiel ist China nach der Blase 2015 und der daraufhin folgenden scharfen Korrektur. Diese drei Situationen sollen keine Empfehlung für ein optimales Vorgehen darstellen, sondern vielmehr zeigen, wie man vergangene Chancen ganz im Sinne von Rothschild oder auch Buffet – streng getreu dem Motto: kaufe, wenn in den Straßen Blut fließt – hätte spielen können.
Volkswagen – eine Aktie gerät unter massiven Druck
Der obige Chart gehört zur Volkswagen Vz. Aktie, welche im Rahmen der Diesel-Abgas-Affäre massiv unter Druck geriet. Dabei wurde von Seiten der US-Behörden ermittelt, ob und in welchem Ausmaß die Testergebnisse von Motoren manipuliert wurden, um bessere Abgaswerte zu erzielen und so konkurrenzfähigere Automobile anzubieten. Dabei wurden sowohl Störsysteme als auch an- und abschaltbare, mechanische Einrichtungen verbaut und installiert.
Zeitweise wurden Strafen diskutiert, welche für die Existenz des Automobilkonzerns als durchaus grenzwertig einzuordnen waren. Diese Phase lässt sich gut am rechten Rand des Charts erkennen, eine Kurslücke ist erkennbar – panisch verkauften Investoren ihre Anteile: „Das Blut floss“ sprichwörtlich auf der Straße. Wer hier Fälle der Vergangenheit analysiert hat und sich nicht einschüchtern ließ, konnte gut Kasse machen – mit Kursen um die 100€-Marke war auch aus fundamentalen Gesichtspunkten eine Talsohle erreicht. Dieser Kursbereich war dabei zweimal über einen Abstand von fast drei Monaten erreicht worden und öffnete mutigen, nüchternen Investoren Tür und Tor für satte Renditen.
Hierbei war es jedoch wichtig, den Markt aktiv zu beobachten, sowie die fundamentalen Umstände und Kennzahlen zu kennen und sich mit vergleichbaren Rechtsfällen auseinanderzusetzen, um so ein eigenes Urteil fällen zu können. Dies ist je nach Berufsgruppe und familiärer Situation nicht für jedermann möglich – wer zeitlich stark eingebunden ist, kann nicht auch für die Aktienanalyse noch Stunden einplanen. Daher ist unser Fazit – selektive Aktieninvestments in kurzfristig prekären Situationen bieten große Chancen für Personen mit ausreichend Fachwissen und Zeitbudget.
Fachwissen kann man sowohl im Eigenstudium hier bei InsideTrading unter der Rubrik „Know how“ oder auch gezielt über die Suchfunktion finden – für eine gezieltere Ausbildung bietet Findedeinentradingcoach.de die richtige Anlaufstelle.
Ein Sektor stürzt ab – Leicht gestreut investieren
Wer nun nicht das Interesse hat, in einzelne Titel zu investieren, kann stattdessen auch einen ganzen Sektor durch einen ETF kaufen.
So gerieten in der Vergangenheit beispielsweise Banken als ganze Branche unter Druck, sobald eines der global relevanten Institute Probleme bekam. Dies hängt mit der der Tatsache zusammen, dass Unternehmen innerhalb einer Branche stark vernetzt sind. Bekommt ein Unternehmen Probleme, leiden die anderen zumeist auch dadurch. Gründe dafür sind unter anderem Image-Verlust, Vertrauenskrisen im Interbankenmarkt (Liquiditäts-Knappheit) und im schlimmsten Fall gar politische Interventionen.
Je nach Branche und Geschehnis äußert sich dies unterschiedlich. Ganz unabhängig davon, wie und was die genauen Hintergründe sind, lässt sich hier durch eine rein qualitative Analyse bereits eine erste Aussage darüber treffen, ob eine Erholung des Marktes auf mittlere und lange Frist realistisch erscheint.
So sind Banken, solange für ihre gesellschaftlich wichtige Funktion der Fristen- und Losgrößentransformation kein Ersatz gefunden wurde, aus unserem Wirtschaftskreislauf nicht wegzudenken. Die Vergabe von Krediten ist maßgeblich für das Wirtschaftswachstum notwendig. De facto sind günstige Kaufkurse für Unternehmen im Finanzsektor eine durchaus interessante Option. Wichtig: Wir sprechen hier von Finanzprodukten, die den Sektor abbilden und nicht von einem Einzeltitel.
Eine so qualitative Analyse wäre beim Kauf von Einzelaktien bei weitem nicht ausreichend. Gerade in Krisenzeiten kann man hier ins Messer greifen und eine Detailanalyse ist notwendig. Wenn man jedoch in verschiedene Unternehmen innerhalb eines Sektors investiert, reduziert sich das Risiko selbst dann, wenn ein oder zwei der Unternehmen auch längerfristig Probleme bekommen. So können die anderen dies durchaus auffangen – der Portfolioeffekt bzw. die Diversifikation schützen uns in diesem Fall.
Sowohl für die Sektoren- als auch die Länder-Indizes liefern wir in unserem Memberbereich tägliche Updates, sowie monatlich in unserem Newsletter.
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Eine Blase platzt – jeder schreit, kaum einer sieht die Chancen
Die letzte Möglichkeit und die wohl alltagstauglichste ist, noch einen Schritt zurück zu treten und nicht nur die Sektoren, sondern ganze Länder zu betrachten.
Dies ist am einfachsten, risikoärmsten und am wenigsten zeitintensiv. Durch die starke Diversifikation und Neugewichtungen, welche mit den Aktienindizes ganzer Länder einhergehen, ist man als Investoren mit einer langfristig orientierten, qualitativen Analyse oftmals bereits ausreichend gut bedient.
Die Grafik zeigt den Kursverlauf des IShares Large Cap China ETFs zwischen April 2015 und Juni 2017
Wer sich nicht in einer großen Intensität mit Aktien beschäftigt, kann auch in Stesssituationen die Ruhe bewahren. So boten sich in China nach dem Platzen der Blase 2015/ 2016 wunderbare Einstiegschancen. Wer bei seiner Analyse zu dem Schluss kam, dass langfristig gesehen China ein wichtiger Spieler auf den Weltmärkten bleiben wird, freute sich über kurzfristige Verwerfungen unter dem Aspekt der günstigen Einstiegskurse hinsichtlich der langfristigen Vision.
So war der Kurs, zu welchem wir nach unserem CostAverage 2.0 Sparplan gekauft hätten, bei 0,65*150€ = 97,50€. Unter diesem Kurs konnten wir eine Sparplanausführung zum 15ten des Monats in folgenden Monaten erzielen:
Monat | Januar 2016 | Februar 2016 | März 2016 | Mai 2016 | Juni 2016 |
Kurs am 15ten | 85,85€ | 82,55€ | 93,05€ | 91,83€ | 94,84€ |
Sparvolumen | 500€ | 500€ | 500€ | 500€ | 500€ |
Gekaufte Stücke | 5,82 | 6,07 | 5,37 | 5,45 | 5,27 |
Gewichtung des Kaufkurses | 0,2080 | 0,2169 | 0,1919 | 0,1948 | 0,1883 |
Somit konnten wir 5 Ausführungen erzielen, welche zu einem Durchschnittskurs von 89,37€, bei einem konstanten Sparplan-Volumen von 500€ geführt hätte. Die Performance (Stand 27.06.2017) läge bei 29,5%; bei der beispielhaften Sparsumme von 500€ entspräche dies einem Bruttoprofit von 2500€*0,295 = 737,50€.
Die Idee, die hinter diesem Ansatz steckt, beschreiben wir im Detail in unserem Artikel Costaverage 2.0.
Die zugehörigen Signale dazu finden sich in unserem Memberbereich als tägliche Updates sowie monatlich in unserem Newsletter.
Wie kaufe ich die Krise am besten?
Wir setzen bei langfristigen Investitionen stark auf den Costaverage-Effekt. Dabei kaufen wir regelmäßig Anteile von einem Fonds, ETF oder auch einer Aktie. Fällt der Titel, so kauft man günstiger nach und ist bei steigenden Kursen schnell im Gewinn. Steigt die Aktie, so gewinnt man an der Wertentwicklung. Mit dieser Art des Investierens setzt man auf einen langfristig steigenden Markt.
Wie diese Form des Ansparens / des Vermögensaufbaus im Detail funktioniert, kann man in den folgenden Artikeln genauer nachlesen: