Nahezu alle Krisen, zumindest die größten, seit 1950 sind durch Engpässe bei der Liquidität entstanden. Nicht Blasen, Kredite, wirtschaftliche Rezessionen oder Spekulationen waren der Auslöser. Dies waren die Folgen und Ursachen. Immer kam einer Krise das Zögern der Banken zuvor. Diese wurden misstrauisch und fingen an weniger Geld zu verleihen. Sprich: Ihr eigenes Geld beisammenzuhalten. Daraufhin fehlte der Schmierstoff unserer Epoche. Nein, nicht Öl. Das Geld muss fließen. Cashflow ist immens wichtig. Bleibt der Geldfluss aus so spricht man von einer nicht liquiden Phase. Ein zerstörerischer Moment.
Mit diesem Element und den Schulden möchte ich mich in diesem Blog beschäftigen. Im ersten Teil der zweiteiligen Reihe habe ich die Herkunft und Entstehung des Geldes beschrieben. Da wir nun ein breites Verständnis von Geld besitzen möchte ich aktuell und detaillierter werden.
Wie entsteht heutzutage das Geld?
Der gesamte Prozess wird Giralgeldschöpfung genannt. Hierbei hinterlegen Banken Sicherheiten (Geld und Werte) bei ihrer Zentralbank. 2% (der Wert schwankt durch Änderungen zwischen 1% und 3%) eines Kredites müssen durch Sicherheiten hinterlegt werden. Hinterlegt die Bank also 2.000€ eines Sparers bei der Zentralbank, so kann Sie 100.000 € als Kredit verleihen. Zumeist gilt das Eigenkapital einer Bank als Sicherheit und legt den maximalen Rahmen der möglich zu vergebenen Kredite fest.
Hinterlegt die Bank also 2000€ bei der Zentralbank, so erhält sie die Erlaubnis oder Möglichkeit 100.000 € zu verleihen. Dieses Geld besitzt die Bank jedoch nicht. Die Zentralbank auch nicht. Das Geld wird dem Kunden/Kreditnehmer einfach aus seinem Girokonto gutgeschrieben. Plötzlich existiert es. Bei der Bank wird das Geld nicht als fehlend eingetragen. Das geht ja nicht. Es kann ja kein Geld fehlen oder fließen, welches nicht vorhanden ist. Der Kredit wird als Forderung gegenüber einen Kunden eingetragen. Geld wurde in diesem Moment aus dem Nichts geschöpft mit der Giralgeldschöpfung.
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Allgemeine Kritik an der Giralgeldschöpfung
Vielleicht haben einige bereits den Knackpunkt erkannt: Die Bank fordert Geld zurück, welches Sie gar nicht besessen hat. Darüber hinaus verlangt die Bank Zinsen auf dieses Geld. Die Schlüsse daraus sind, dass immer genau so viele Schulden, wie auch Geld existieren. Des Weiteren könnten wir heutzutage all unser Geld nehmen und zurückbezahlen. Die Schulden sind dann beglichen – die Zinsen jedoch nicht. Die einzigen Gewinner sind die Banken. Mit jeder Sekunde wächst die Differenz. Da Blasen durch Kreditvergabe entstehen kann man denke ich zurecht sagen, dass sich hier eine riesige weltweite Blase langsam aufpumpt. Diese wird lediglich durch eine ebenfalls rasant wachsende Wertschöpfung in Stand gehalten. Die Wertschöpfung (BIP) entsteht durch all unsere Leistungen und Produktionen. Doch mittlerweile haben die Banken und Börsen sogar geschafft ihre Geschäfte von der reellen Wirtschaft zu entkoppeln. Es wird ein Vielfaches Mehr an der Börse und in Banken gehandelt, als die Weltwirtschaft selbst real zu leisten vermag. Es ist ein Drahtseilakt.
Die zweite Schlinge namens Liquidität
Die Banken haben uns bereits im Schwitzkasten. Wir schulden den Banken mehr als wir besitzen und jemals besitzen werden. Außerdem steigt die unmöglich bezahlbare Schuldenlast mit jeder Sekunde. Und doch reicht das nicht. Die Banken wollen uns nun auch ordentlich in die Magengrube schlagen und sind Hauptgrund eigentlich aller Krisen.
Blasen und Kreditvergabe werden immer als Hort der Krisen betrachtet. Stimmt. Sie sind Ursprung, aber nicht Auslöser. Rezession, Börsenralleys, Spekulation und vieles mehr sind auch keine Auslöser, wie von Kapitalismusfeinden gerne angeführt. Eine Krise gehen meist Blasen mit zu vielen unvorsichtig vergebenen Krediten voraus.
2007 war dies zu beobachten. Subprime-Kredite sind Kredite, welche an Personen ohne Bonität vergeben worden sind. Jeder in den USA, auch die N.I.N.J.A.-Generation (No Income, No Job, No Asset) konnte innerhalb weniger Stunden ohne Sicherheiten einen Kredit von bis zu einer halben Million Dollar erhalten. Als die Banken bemerkten, dass das nicht gut geht haben sie diese Kredite genommen, in Pakete zusammengefasst, mit anderen Paketen besichert und dann mit einem sehr guten Rating an die ganze Welt verkauft. Die ersten betroffenen Banken in Deutschland waren Mittelstands- und Förderbanken, welche sich zu Hauf mit Schrottpapieren eingedeckt hatten.
Die Krise brach in dem Moment aus in dem die Liquidität nicht mehr gewährleistet war. Am besten lässt sich dies am Interbanken-Spread einsehen. Der Interbankenhandel umfasst die sekündlich zu Milliarden stattfindenden Tauschgeschäfte zwischen Banken. Der Spread zeigt in dem Fall auf wie sehr sich die Zinssätze dieser Geschäfte vom Leitzins unterscheiden. 2007 brach der Spread nach oben aus. Das heißt: Banken forderten für die Verleihung von Geld an andere Banken viel mehr Zinsen als der derzeitige Leitzins vorsah. Kurz gesagt: Banken wurden misstrauisch und horteten ihr Geld. Jeder versuchte zu retten, was zu retten war.
In solchen Moment wird die Kreditvergabe gestoppt. Bei Banken, Versicherungen, an der Börse und vor Allem in der Wirtschaft kommt es zu immensen Problemen, denn das Geld fehlt. Geld fließt ununterbrochen von einem Besitzer zum nächsten und immer neues Geld fließt durch Banken in die Wirtschaft. Passiert dies nicht gehen schnell die ersten Firmen und Banken Pleite. In dem Moment erkennen alle, ja wirklich alle, das nahende Problem und die Hysterie beginnt. Jeder kratzt sein Geld zusammen und verkauft seinen Wertbesitz rund um Aktien und Co. Der Crash ist perfekt.
Die Moral der Geschichte
Wir wissen nun wie Geld über die Jahrtausende entstanden ist und wie es heute entsteht. Banken sind die einzigen Gewinner des Systems und haben uns gegen die Wand gespielt.
Wer das Spiel „Börse“ spielen möchte muss sich dem Bewusst sein und vor Allem die Banken im Blick haben. Diese entscheiden über das Wohl und Wehe von Blasen und Crashs. Derzeit (18.06.2015) ist zu sagen, dass in den USA eine erneute zwar kleinere aber beobachtungswerte Subprime-Blase am Automarkt entsteht. China ist auch ein Beispiel. Die Überschuldung stieg auf über 200%. Doch das Land hat sich berappelt und baut derzeit Schulden ab. Das Land, die Firmen und die Menschen. Ein Musterbeispiel, wie man eine Blase erkennt und frühzeitig verhindert.
Wer das Spiel Börse spielen möchte, der hat die Kreditvergabe und den Interbanken-Spread im Blick.
Quelle: EZB Stabilitätsbericht vom Mai 2015