Pivot-Points (engl. „Pivot Points“) sind dynamische Unterstützungs- und Widerstandsniveaus, die Tradern helfen, potenzielle Trendwenden im Markt vorauszusehen. Dieser Artikel erklärt Dir ihre Bedeutung, Berechnung, Einsatzmöglichkeiten und welche Strategien sich daraus im Trading ableiten lassen.
Stell Dir vor, Du stehst jeden Morgen mit einem klaren Plan vorm Chart – kein Ratespiel, sondern konkrete Marken, an denen Du Chancen erkennen und Risiken besser einschätzen kannst. Genau das bieten Pivot Points: mathematisch berechnete Kurslevel, die aus den Hoch-, Tief- und Schlusskursen des Vortages entstehen. Sie gehören zu den ältesten und gleichzeitig am häufigsten genutzten Werkzeugen in der technischen Analyse – besonders im Forex- und Futures-Handel.
In diesem Beitrag erfährst Du nicht nur, wie Du Pivot-Levels wie den Hauptpivot, R1 bis R3 (Widerstände) und S1 bis S3 (Unterstützungen) berechnest. Du lernst auch, wie Trader sie konkret einsetzen – z. B. für Daytrading im DAX oder Swing-Trading im EUR/USD. Dazu kommen praktische Beispiele mit Zahlen, Strategieansätze und Tipps zur Kombination mit anderen Tools wie Candlestick-Mustern oder gleitenden Durchschnitten. Und ganz wichtig: Wir zeigen Dir auch, wann man sich nicht blind auf Pivot Points verlassen sollte.
Also, wenn Du wissen willst, wie Du Pivot Points zu Deinem Vorteil nutzen kannst – und nicht mehr auf blauen Dunst tradest – dann lies unbedingt weiter.
Das Wichtigste in Kürze
- Pivot Points basieren auf Marktwerten des Vortags und liefern objektive Unterstützung-/Widerstandsniveaus – besonders hilfreich für Daytrader.
- Studien zur Wirksamkeit liefern gemischte Ergebnisse: Inverse Strategien zeigen teils bessere Resultate (Frykmer & Johnsson, 2019).
- Es gibt verschiedene Methoden zur Berechnung wie Standard, Fibonacci, Camarilla oder DeMark – jede hat ihre Eigenheiten und ist in spezifischen Marktphasen besonders nützlich.
Wie funktioniert die Berechnung von Pivot Points anhand eines Praxisbeispiels?
Pivot Points klingen erstmal nach Mathe aus dem Lehrbuch – doch keine Sorge, Du brauchst weder Taschenrechner noch Excel-Formeln. Es geht viel einfacher.
Stell Dir vor, du analysierst den DAX am Montagmorgen. Um auf die gewünschten Pivot-Werte zu kommen, brauchst Du lediglich drei Zahlen vom Freitag: das Tageshoch, das Tagestief und den Schlusskurs. Nehmen wir an, diese lagen bei 15.230 (Hoch), 15.050 (Tief) und 15.180 (Schlusskurs).
Dann lautet die Standard-Formel:
Pivot Point (P) = (Hoch + Tief + Schlusskurs) / 3
Rechnen wir es aus:
P = (15.230 + 15.050 + 15.180) / 3 = 15.153,33
Ab diesem Punkt ergeben sich die Unterstützungs- und Widerstandslevel wie folgt:
- R1 (Widerstand 1) = (2 × Pivot) – Tief = (2 × 15.153,33) – 15.050 = 15.256,66
- S1 (Unterstützung 1) = (2 × Pivot) – Hoch = (2 × 15.153,33) – 15.230 = 15.076,66
Diese Marken trägst Du im Chart ein – und plötzlich hast Du Orientierung, wo es spannend werden könnte. Trader beobachten dann ganz genau, ob der Kurs sich an diesen Punkten „entscheidet“ – etwa abprallt, sie durchbricht oder konsolidiert. Gerade für das schnelle Daytrading im DAX oder im EUR/USD liefern diese Marken Anhaltspunkte für mögliche Einstiege, Absicherungen oder Zielzonen.
Was sind Pivot Points genau – und warum nutzen Trader sie?
Pivot Points sind mehr als bloße technische Linien – sie sind wie kleine Leuchttürme im stürmischen Marktgewässer. Sie entstehen auf Basis vergangener Kursdaten (meist des Vortags) und verrechnen Hoch, Tief und Schlusskurs zu einem zentralen Drehwert. Von dort werden dann mehrere Stütz- und Widerstandszonen berechnet.
Diese mathematische Klarheit hat einen besonderen Vorteil: Alle Trader sehen dieselben Marken. Das verstärkt ihre psychologische Wirkung – denn an diesen Punkten wartet oft das nächste Spiel: Kommt es zu einem Bruch? Oder reagiert der Markt genau dort?
Vor allem Anfänger im Trading profitieren von Pivot Points, weil sie verlässliche Anker bieten – ohne komplizierte Indikatoren oder verwirrende Charttechnik.
Sie sind außerdem ein perfektes Beispiel für den Herdentrieb im Markt: Wenn tausende Trader dieselben Pivot-Levels im Blick haben, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Preis dort merklich bewegt – sei es durch kumulierte Orderplatzierungen, algorithmische Reaktionen oder emotionale Entscheidungen.
Welche Pivot-Formeln gibt es – und wie unterscheiden sie sich?
Auch wenn der Standard-Pivot der beliebteste ist, solltest Du wissen: Es gibt mehrere Varianten – jede mit eigenem Charakter.
1. Fibonacci-Pivot Points:
Wie der Name schon sagt, arbeiten diese mit den berühmten Fibonacci-Verhältnissen (23,6 %, 38,2 %, 61,8 %). Die Berechnungsbasis ist gleich wie beim Standard, aber die Abstandslevel werden mit diesen Faktoren gewichtet. Dadurch ergeben sich feinere Preiszonen – besonders praktisch für Trader, die bereits mit Fibonacci-Retracements oder -Extensions arbeiten.
2. Camarilla-Pivot Points:
Hier wird’s komplexer – aber auch präziser. Camarilla wendet ein spezielles Formelset an, das insgesamt acht Pivot-Levels liefert – vier nach oben, vier nach unten. Besonders Scalper und Intraday-Spezialisten setzen darauf, weil sie auf engem Raum extrem reaktionsschnelle Marken brauchen. Solche Level sind Gold wert z. B. in hektischen Krypto-Märkten oder bei volatilen Aktien.
3. DeMark-Pivot Points:
Diese Methode – entwickelt von Tom DeMark – ist eher selektiv und legt einen stärkeren Fokus auf Wendepunkte als auf Range-Level. Sie richtet sich eher an erfahrene Swing-Trader, die antizipativ statt reaktiv handeln wollen. Besonders an Tagen mit langem Schatten oder Gap-Eröffnungen kann diese Methode echte Vorteile bringen.
Je nach Deinem Trading-Ansatz und der Marktumgebung kann es sinnvoll sein, gezielt zwischen diesen Varianten zu wechseln. Wer z. B. kurzfristig im Forex unterwegs ist, bleibt meist beim Standard- oder Fibonacci-Pivot. Wer mehr Lagen aus dem Chart lesen will, testet Camarilla – am besten erstmal im Demo-Konto.
Wie reagieren Märkte auf Pivot Points?
Schaust Du Dir mal ein paar Chartverläufe durch die Pivot-Brille an, merkst Du schnell: Diese Marken haben Magnetwirkung. Und zwar nicht willkürlich, sondern strukturell.
Hier ein paar typische Muster im Tagesgeschäft:
- Der Kurs testet R1, scheitert und bildet ein bärisches Signal – das ist häufig ein perfekter Moment für einen Short-Einstieg mit engem Stopp.
- S1 wird durchbrochen, der Preis kehrt dann aber in einer sauberen Seitwärtsphase zurück darüber – das kann eine starke Long-Chance sein.
- Der Pivot selbst wird über viele Stunden gehandelt – das signalisiert Trägheit oder Seitwärtsphase und lässt Dich direkt vorsichtiger agieren.
Aber es wird noch spannender: In Verbindung mit bekannten Candlestick-Formationen (z. B. Morning Star, Hammer, Shooting Star) oder sogenannten Inside Bars (Kerzen innerhalb der Vortages-Spanne) ergeben sich oft treffsichere Setups. Fortgeschrittene Trader kombinieren das zusätzlich mit Volumen, um sicherzugehen, dass die Bewegung auch „Kraft“ hat.
Viele Trader bei Inside berichten z. B., dass Kombinationen aus einem Retest auf S1 mit steigender Ordergröße und RSI-Bestätigung wiederkehrende Erfolgswahrscheinlichkeiten bieten. Klar ist: Märkte „sehen“ Pivot Levels, weil Menschen und Maschinen darauf reagieren.
Welche Vorteile – und auch Grenzen – haben Pivot Points?
Wie jedes Werkzeug im Trading bringen Pivot Points sowohl klare Vorteile als auch reale Einschränkungen mit sich.
Was sie besser macht als viele andere Tools:
- Sie sind universell einsetzbar – egal ob im DAX, bei Währungen oder sogar bei Rohstoffen.
- Die Berechnung ist simpel und für jeden zugänglich – ideal für Trader, die mehrere Werte gleichzeitig screenen.
- Sie basieren auf objektiven Werten – Du bekommst also keine subjektive Zeichnung wie bei Trendlinien, sondern harte Zahlen.
- Du kannst sie leicht in Risk-Management einbinden – Stopp knapp unter S1, Take Profit an R2? Klingt logisch, oder?
Aber: Sie sind kein Allheilmittel.
- News-Märkte oder Ereignisse wie Notenbanksitzungen können Pivot-Punkte blitzschnell entwerten – und den Kurs völlig ignorieren lassen.
- Je nach Berechnungsmethode bekommst Du leicht unterschiedliche Marken, was für Verunsicherung sorgen kann.
- Starke Trendbewegungen rauschen oft durch alle Pivot-Level – dann helfen Dir weder S1 noch R1, sondern nur Trendfolge oder Ausstieg.
Gerade Anfänger mit Pivot Points sollten deshalb behutsam vorgehen: Nutze sie als Orientierung, aber handle nie blind. Der Chart zählt, der Kontext zählt – und Dein Risiko sollte man immer in Prozent und nicht in Bauchgefühl messen.
Wie nutzt man Pivot-Points in der Praxis bei verschiedenen Trading-Strategien?
Im Daytrading:
Hier glänzen Pivot Points – denn Du aktualisierst sie jeden Handelstag neu. Du kannst beispielsweise beobachten, wie der Preis sich in der Früh rund um den Pivot (P) positioniert. Ein Ausbruch über R1 bei gleichzeitig steigendem Volumen? Starkes Long-Signal. Ein Reversal an S1 mit Doji-Kerze? Könnte Dein Einstieg für einen Konter-Trade sein. Denkt man das weiter, ergibt sich ein kompletter Strategie-Rahmen: Einstieg, Stop-Loss und Kursziel – alles auf Basis dieser Level.
Im Swing-Trading:
Hier arbeitest Du mit größeren Zeiteinheiten – etwa Wochen- oder sogar Monats-Pivots. Bei Aktien wie Tesla oder ETFs wie dem MSCI World hilft das, mittelfristige Reaktionen einzuschätzen. Ein Abpraller an einem Wochen-R2 nach mehrtägigem Anstieg? Klingt nach Korrekturmöglichkeit. Solche Punkte helfen Dir, Positionen auch über Tage oder Wochen strukturiert zu managen.
Im Scalping:
Hier zählt jede Sekunde – und jede Mikro-Entscheidung. Viele Scalper setzen auf Camarilla- oder Fibonacci-Pivots, weil sie engere Level bieten. Mit Tools wie MetaTrader oder NinjaTrader kannst Du diese automatisch einzeichnen lassen. Dann blitzschnell entscheiden, ob bei BTC/USD zwischen H3 und L3 ein Short-Peak entsteht. Pivot-Trading im Sekundenrhythmus – nichts für schwache Nerven.
Wie kombiniere ich Pivot Points mit anderen Indikatoren?
Pivot-Punkte sind keine Einzelkämpfer. Richtig stark werden sie erst im Team.
Beispiele gefällig?
- Candlestick-Muster: Ein Shooting Star direkt an R2 ist viel aussagekräftiger als mitten im Chart.
- Gleitende Durchschnitte: Treffen 50-Tage-MA und S1 zusammen? Dann beobachte, was der Kurs dort anstellt – das ist geballte Unterstützungs-Power.
- Volumenanalyse: Du erkennst den Unterschied: Bricht der Preis bei fallendem Volumen durch R2? Vorsicht. Steigendes Volumen? Dann könnte echt Bewegung folgen.
- Oszillatoren wie RSI oder Stochastik: Wenn RSI überkauft zeigt und der Kurs gleichzeitig an R1 dreht – das ist keine Zauberei, sondern oft der Anfang einer guten Trade-Gelegenheit.
Gerade Setup-getriebene Trader bei Inside berichten immer wieder, dass die Kombination aus Pivot + RSI + gleitendem Durchschnitt solide Einstiegssignale produziert – auch in volatilen Märkten wie Nasdaq oder Small Caps.
Welche Plattformen und Tools helfen bei der Arbeit mit Pivot Points?
Du musst kein Profi-Programmierer sein – viele aktuelle Tools und Plattformen unterstützen Pivot-Punkte automatisch.
MetaTrader 4 & 5: Der alte Klassiker. Unzählige Plugins für sämtliche Pivot-Varianten, besonders im Devisenhandel beliebt.
TradingView: Super visuell. Du bekommst alle gängigen Pivots auf einen Blick und kannst sie stufenweise visualisieren – ideal für visuelle Lerntypen.
ThinkorSwim: Besonders in den USA relevant. Wer mit Aktien und Optionen arbeitet, findet hier sehr genaue Darstellungsmöglichkeiten.
InsideTools (Beta): Unser internes Analyse-Tool liefert Dir Pivot-Zonen tagesaktuell – in Kombination mit Volumen und Marktprofilen. Ideal für alle, die mehr als nur Preisbewegung berücksichtigen wollen.
Was solltest Du bei der Anwendung im echten Trading beachten?
Einer der größten Fehler? Den Pivot zu vergöttern. Nur weil eine Linie auf Deinem Chart erscheint, bedeutet das nicht, dass der Markt dort zwangsweise haltmacht.
Unsere Tipps für bessere Entscheidungen:
- Reagiere nie blind – warte, bis der Kurs bestätigt, dass er wirklich reagiert.
- Definiere klare Stopps und Ziele, statt nach Bauchgefühl zu handeln.
- Mach Dir bewusst: Nachrichten, Economic Releases oder geopolitische Knaller können jede Marke pulverisieren.
- Teste Deine Strategie immer zuerst im Demokonto – dort kannst Du Sicherheit aufbauen, ohne echtes Geld zu riskieren.
Am Ende zählt nicht, wie schön Dein Chart aussieht – sondern, ob Du damit konstant bessere Entscheidungen triffst.
Fazit: Pivot Points – Dein Fahrplan durch den Marktdschungel?
Pivot Points sind nicht perfekt – aber ihr Wert für strukturiertes Trading ist kaum zu überschätzen.
Wenn Du oft orientierungslos durch den Markt navigierst, helfen Dir diese Marken, den Nebel zu lichten. Sie machen Kurse nicht vorhersehbar – aber lesbar. Und genau das trennt Glückstreffer vom gezielten Trade.
Besonders für Trader, die neu im Spiel sind und noch keine tiefen Setups entwickelt haben, bieten Pivot Points ein minimalistisches, aber wirkungsvolles Gerüst. Ein Einstieg in Strategie statt Spekulation.
Teste sie. Beobachte sie. Und beginne, Marktbewegungen nicht mehr nur zu „fühlen“, sondern zu verstehen.
FAQ zum Thema Pivot Points
Was sind Pivot Points einfach erklärt?
Pivot Points sind berechnete Kurszonen, die anzeigen, wo sich der Markt „drehen“ könnte – oben bremsen sie oft als Widerstand, unten stützen sie den Kurs. Sie basieren auf Hoch, Tief und Schlusskurs des Vortags und können Dir helfen, mehr Struktur in Deinen Trading-Tag zu bringen.
Wie berechnet man Pivot Points?
Ganz einfach: (Hoch + Tief + Schlusskurs) durch 3 = Hauptpivot (P). Von dort berechnest Du weitere Marken wie R1, S1 etc. Es gibt auch Varianten wie Fibonacci oder Camarilla – die sind etwas spezieller, aber für den Einstieg brauchst Du nur den Klassiker.
Für wen sind Pivot Points geeignet?
Für alle, die regelmäßig traden – ob Daytrading, Swing- oder Scalping. Wenn Du Dich fragst, ob Pivot-Punkte auch etwas für Dich als Anfänger sind: Ja! Sie liefern Dir Klarheit und Struktur.
Sind Pivot Points zuverlässig?
Sie funktionieren, wenn viele Trader sie beachten – dann lösen sie oft echte Preisreaktionen aus. Aber: Bei krassen News oder extremer Volatilität können sie an Aussagekraft verlieren. Darum immer im Kontext analysieren, nicht isoliert.
Kann man Pivot Points auch im Forex oder DAX einsetzen?
Unbedingt! Gerade im Forex oder bei großen Indizes wie dem DAX gehören Pivot Levels zum Standard-Repertoire vieler institutioneller Akteure. Kurz gesagt: Wenn Du da unterwegs bist – nutz den Vorteil, den alle anderen auch sehen.