Was ist ein Candlestick Chart? Definition und Erklärung

Verfasst von Erik Freutel, Wirtschaftsmathematiker & aktiver Trader seit 2012

Zuletzt überprüft am 19. August 2025

Was ist ein Candlestick Chart? Definition und Erklärung

Ein Candlestick Chart (auch Kerzenchart genannt, engl.: Candlestick Chart) zeigt Dir, wie sich ein Kurs in einem bestimmten Zeitraum entwickelt hat – inklusive wichtiger Informationen wie Eröffnung, Schluss, Hoch und Tief. Dieser Artikel erklärt Dir anhand von Beispielen, wie Du Kerzenmuster verstehst, liest und im Trading anwendest.

Wenn Du aktiv handelst oder gerade in die Welt von Aktien, Forex oder Kryptowährungen eintauchst, führt kaum ein Weg an einem Candlestick Chart vorbei. Diese spezielle Chartform ist seit Jahrhunderten im Einsatz – ursprünglich von japanischen Reishändlern entwickelt – und heute ein zentrales Werkzeug der technischen Analyse. Warum? Weil sie geballte Kursinformationen in einer einzigen Kerze darstellt.

Eine einzelne Candlestick zeigt Dir auf einen Blick, wie volatil ein Markt war, ob die Bullen oder Bären das Ruder übernommen haben und ob vielleicht ein Wendepunkt kurz bevorsteht. Was kompliziert klingt, wird schnell logisch, sobald Du verstehst, wie Kerzenkörper und Dochte zusammenhängen und welche Muster sich daraus ergeben. Und ja – beim genauen Hinsehen entpuppt sich eine rote oder grüne Kerze oft als Signal mit starkem Aussagewert.

Dieser Blogartikel gibt Dir alles an die Hand: von den Grundlagen über die Funktionsweise bis zur praktischen Anwendung. Egal ob Du Einsteiger bist oder schon Erfahrung hast – Du wirst mit jedem Abschnitt ein besseres Gefühl für den Markt entwickeln.

Das Wichtigste in Kürze

  • ✅ Eine einzelne Candlestick stellt vier entscheidende Kursdaten dar: Eröffnungskurs, Schlusskurs, Hoch und Tief – und das für jede Zeiteinheit.
  • Candlestick Charts ermöglichen es, Trendumkehrungen, Unterstützungen und Widerstände durch Muster wie Hammer, Doji oder Shooting Star frühzeitig zu erkennen.
  • ⚠️ Studien und Erfahrungswerte zeigen: Wer Candlestick-Formationen versteht und konsequent mit anderen Tools kombiniert, trifft deutlich bessere Trading-Entscheidungen – auch wenn es niemals Garantien im Markt gibt.

Wie sieht ein Candlestick Chart in der Praxis aus?

Stell Dir vor, Du beobachtest den Kurs von Bitcoin an einem bestimmten Tag – zum Beispiel am 16. März. Die Kurse springen morgens bei 23.200 € an, nehmen dann Fahrt auf bis 23.800 €, fallen zwischendurch auf 22.900 € zurück – und landen schließlich bei 23.600 € zum Tagesende. Was in Zahlen recht trocken klingt, erschließt sich mithilfe eines Candlestick Charts auf deutlich anschaulichere Weise:

  • Eröffnung bei 23.200 €
  • Hoch bei 23.800 €
  • Tief bei 22.900 €
  • Schlusskurs bei 23.600 €

So eine Kerze zeigt mehr als nur Zahlen – sie offenbart das Kräfteverhältnis zwischen Käufern und Verkäufern. Der grüne Kerzenkörper signalisiert: Die Käufer hatten überwiegend Kontrolle. Gleichzeitig verrät uns der lange obere Docht, dass die Euphorie nicht ganz getragen wurde – das Hoch konnte nicht gehalten werden. Solche kleinen Details können für einen informierten Trader den Unterschied machen.

Denn je mehr Du Dich mit diesen Signalen beschäftigst, desto mehr entdeckst Du: Ein Docht ist nicht nur ein Docht, sondern vielleicht eine kleine Schlacht zwischen Bullen und Bären, die Dir einen entscheidenden Hinweis auf das nächste Marktverhalten geben kann – egal ob bei einer Ethereum-Position oder einem Forex‑Swing.

Was ist ein Candlestick Chart genau?

Ein Candlestick Chart ist ein visuelles Werkzeug, mit dem Du die Kursbewegungen eines Finanzinstruments über einen bestimmten Zeitraum analysieren kannst – egal ob auf Minutenbasis oder im Monatsvergleich. Jede Kerze stellt vier Schlüsselwerte dar: den Eröffnungskurs, das Hoch, das Tief und den Schlusskurs.

Im Klartext: Statt einer Linie, die uns nur sagt, wo der Kurs "am Ende" stand, bekommst Du eine Momentaufnahme mit Tiefe – wie ein Screenshot mit Soundeffekten. Du siehst nicht nur den Kurs, sondern auch Dynamik, Unsicherheit, Schwungrichtung. Und genau das macht Candlestick Charts unschlagbar, besonders wenn man als Anfänger mit der Chartanalyse beginnt.

Der Ursprung: Vom japanischen Reishandel zum modernen Trading

Ursprünglich stammen Candlestick Charts aus dem Japan des 17. Jahrhunderts. Händler wie Munehisa Homma nutzten diese Darstellung, um Reispreise besser zu verstehen. Damals gab es noch keine Börsensoftware – nur Pinsel, Pergament und Erfahrung. Dennoch: Die Idee war brillant. Denn selbst ohne moderne Technik schafften es findige Köpfe, Emotionen und Marktverhalten aus scheinbar simplen Preisschwankungen herauszulesen.

Heute stützen sich Millionen Trader weltweit auf diese Darstellungsform – in MetaTrader, TradingView oder direkt in der Broker-Plattform. Was Homma mit Tinte gemacht hat, analysieren wir heute mit Klicks – die Essenz ist geblieben.

Woraus besteht eine Candlestick genau?

Eine klassische Kerze setzt sich aus zwei Hauptelementen zusammen: dem Körper und den beiden Dochten (auch Schatten genannt). Der Kerzenkörper zeigt die Preisdifferenz zwischen Eröffnung und Schlusskurs:

  • Schließt der Kurs oberhalb der Eröffnung, ergibt das eine grüne/bullishe Kerze
  • Liegt der Schlusskurs tiefer, entsteht eine rote/bearishe Kerze

Die Dochte zeigen an, welchen Kursbereich der Markt innerhalb der Zeiteinheit durchlaufen hat. Wenn Du also einen langen unteren Docht siehst, weißt Du: Der Preis wurde kräftig nach unten gedrückt – aber die Käufer kamen zurück. Genau hier kann sich ein potenzielles Einstiegssignal verstecken.

Diese bildhafte Darstellung ist nicht nur praktisch – sie macht das Chartlesen für Anfänger im Trading viel zugänglicher. Der Markt spricht in Mustern – die Candlesticks sind seine Sprache. Du musst sie nur lernen zu deuten.

Warum ist ein Candlestick Chart hilfreicher als andere Charttypen?

Ein Linienchart? Der zeigt schlicht, wo der Kurs am Schluss stand – mehr nicht. Ein Balkenchart? Der kann ähnliche Daten wie Candlesticks enthalten, ist aber visuell oft unübersichtlich und technisch anmutend.

Ein Candlestick dagegen erzählt die ganze Geschichte eines Zeitabschnitts – visuell fassbar, intuitiv und dennoch tiefgehend. Stell Dir vor: In einem Linienchart steht einfach „Kursende bei 100 €“. Bei einer Kerze siehst Du jedoch, dass der Kurs bei 95 € eröffnet hat, zwischenzeitlich auf 110 € stieg und dann eben bei 100 € schloss. Das ist wie der Unterschied zwischen einer grauen Statistik und einem spannenden Börsentagebuch.

Kurz: Wer mit Candlestick Analyse startet, egal ob Anfänger oder versierter Trader, legt sich ein starkes Werkzeug in den Werkzeugkoffer.

Welche Candlestick Muster und Formationen solltest Du kennen?

Einzelne Kerzen sind bereits aufschlussreich. Doch die echten Goldstücke im Chart verstecken sich in Musterfolgen – also Formationen aus zwei oder mehr Kerzen, die bestimmte Situationen widerspiegeln.

Doji

Der Doji ist so etwas wie das Symbol der Unentschlossenheit: Er entsteht, wenn Eröffnung und Schlusskurs fast identisch sind. Volles Tauziehen zwischen Käufern und Verkäufern – ohne klares Ergebnis. In einem klaren Auf- oder Abwärtstrend kann dieses Zögern ein wichtiges Indiz für einen bevorstehenden Richtungswechsel sein.

Hammer und Hanging Man

Beide sehen identisch aus: kleiner Körper, langer unterer Schatten. Im richtigen Kontext entfalten sie aber gegensätzliche Aussagen. Der Hammer taucht meist nach einem Abwärtstrend auf – und signalisiert, dass die Käufer zurück auf dem Spielfeld sind. Im Gegensatz dazu kündigt der Hanging Man nach einer Aufwärtsbewegung mögliche Schwäche der Bullen an. Kontext ist hier wichtiger als das reine Aussehen.

Shooting Star

Diese Formation wirkt auf den ersten Blick wie ein umgedrehter Hammer – nur mit langem oberen Docht. Taucht ein Shooting Star an einem Hoch auf, kann das ein frühes Warnsignal für Gewinnmitnahmen oder Trendwende sein – ganz besonders, wenn er sich an einem Widerstandsniveau zeigt.

Bullish/Bearish Engulfing

Beim Bullish Engulfing schluckt eine grüne Kerze den vorherigen roten Kerzenkörper förmlich – ein starkes Zeichen, dass Käufer zurück im Spiel sind. Beim Bearish Engulfing ist es umgekehrt: eine große rote Kerze zeigt Machtübernahme der Verkäufer. Solche Muster können echte Wendepunkte markieren – wenn die Volumenbestätigung stimmt.

Du musst nicht alle Muster sofort auswendig können. Starte klein, etwa mit zwei oder drei klassischen Formationen, und nutze sie kombiniert mit Tools wie RSI oder gleitenden Durchschnitten. Die besten Trader sind selten Scanner, die jedes Muster kennen – sie setzen gezielt das ein, was zu ihrer Strategie passt.

Wie beeinflussen Zeiteinheiten die Aussagekraft im Candlestick Chart?

Eine Kerze im 1-Minuten-Chart kann fesselnd wirken – aber ist sie auch relevant für Deine Entscheidung? Die Antwort hängt von Deinem Trading-Stil ab.

  • Scalper und Daytrader schauen auf Charts mit 1–15 Minuten – schnelle Entscheidungen, schnelles Kapital.
  • Swingtrader setzen mehr auf H1-Darstellungen bis zum Tageschart.
  • Langfrist-Anleger orientieren sich an Wochen- oder Monats-Candles, um große Trendlinien zu erkennen.

Wichtig dabei: Eine Bullish Engulfing Formation auf dem Tageschart schlägt fast immer das gleiche Muster auf dem 1-Minuten-Chart. Zeitebene ist also nicht nur Geschmackssache – sondern entscheidend für die Aussagekraft.

Welche Software und Tools brauchst Du?

Wenn Du ohne großes Budget starten willst, ist TradingView ein fantastischer Einstieg: kostenlos, übersichtlich und vollgepackt mit Tools und Indikatoren – sogar ein soziales Netzwerk für Trader. Alternativen wie MetaTrader 4/5 oder Inside-Charts bieten ebenfalls starke Features und sind breit etabliert.

Wenn Du später tiefer einsteigen willst, etwa mit Volumenanalyse auf Candle-Basis, kannst Du Tools wie VolFix oder ATAS ausprobieren. Aber für den Anfang: Bleib einfach. Du brauchst keine teure Software, um gute Entscheidungen zu treffen – nur Geduld, Struktur und Übung.

Welche Vor- und Nachteile bietet Dir der Candlestick Chart?

Die Vorteile

  • Intuitive, visuelle Auswertung komplexer Kursbewegungen
  • Frühzeitiges Erkennen von Trendumkehrmustern und Seitwärtsphasen
  • Übertragbar auf alle Märkte – Aktien, Krypto, Rohstoffe, Devisen
  • Kombinierbar mit Orderarten wie Stop-Loss, Trailing Stop für Anfänger oder Take Profit

Die Nachteile

Ganz klar – kein Werkzeug ist perfekt. Candlesticks erfordern Übung. Gerade am Anfang kann es passieren, dass Du vermeintlich klare Signale missverstehst. Besonders in volatilen Märkten wie BTC oder ETH kippt das Bild oft sehr schnell.**

Daher: Immer auf Bestätigung achten. Eine Kerze allein ist kein Führungsschein für den Markt – sie ist eher wie ein Straßenschild, das Dir zeigt, in welche Richtung Du vielleicht weitergehen solltest. Das Wissen, wann Du dieses ignorierst, ist das wahre Können.

Wie nutzt Du Candlestick Charts im Trading richtig?

Zuallererst: Nicht jede Kerze ist eine Einladung zum Einstieg. Frag Dich lieber: Wo liegen Unterstützungen? Wie bewegt sich das Volumen? Was machen RSI, EMA oder MACD?

Ein einfaches, aber kraftvolles Setup: Du entdeckst ein Doji auf einem Unterstützungsniveau – dazu anziehendes Volumen bei der Folgekerze. Dann ist Dein Einstieg knapp über dem Hoch dieser Bestätigungskerze, Stop-Loss unter dem Tief, Ziel: nächster Widerstand. Klingt unkompliziert? Ist es auch – wenn Du’s diszipliniert umsetzt.

Ich nutze genau solche Strategien regelmäßig im Krypto-Markt. Nicht jede Kerze bringt Gewinne – aber mit Strategie und eiserner Disziplin machst Du aus Chaos Statistik. Und aus Statistik Erfolg.

Welche typischen Fehler solltest Du vermeiden?

Typischer Anfänger-Fehler Nummer 1: Zu viel in eine einzelne Kerze hineininterpretieren – ohne auf den übergeordneten Trend zu achten. Nummer 2: ein Bullish-Signal im Minutenchart zu handeln, obwohl der Tageschart stark abwärts zeigt. Auch beliebt: Volumen und Kontext komplett ignorieren.

Sei klüger: Sieh den Candlestick Chart als bewusst eingesetztes Werkzeug, nicht als Orakel. Kombiniere ihn mit Fakten – Trendlinien, gleitende Durchschnitte, RSI, MACD. Wenn mehrere Signale in die gleiche Richtung zeigen, dann ist das keine Magie – sondern Wahrscheinlichkeitsmanagement.

Genau das trennt impulsive Zocker vom strukturierten Trader.

Dein Fahrplan zu besseren Entscheidungen im Markt

Candlestick Charts sind mehr als nette Farben mit Schatten. Sie sind das Tagebuch der Märkte – mit Emotionen, Überraschungen, Kämpfen und Kapitulationen. Wer lernt, diese „Sprache“ zu verstehen, wird nie wieder blind auf Charts starren.

Je geübter Dein Blick wird, desto schneller erkennst Du Gelegenheit – und auch Gefahren. Aber das braucht mehr als ein kurzes Überfliegen. Nimm Dir Zeit. Beobachte aktiv. Lerne, zwischen den Kerzen zu lesen. Frag Dich: Wer hatte heute wirklich das Sagen? Die Käufer – oder die Verkäufer?

Am Ende ist das Ziel klar: Entscheidungen nicht aus dem Bauch treffen, sondern auf Basis klarer Muster, fundierter Signale und sauberer Bestätigung. Trau Dich also: Öffne Deinen nächsten Candlestick Chart – und lies die Geschichte dahinter. Vielleicht wartet dort schon Dein nächster smarter Einstieg.

FAQ zum Thema Candlestick Chart

Was zeigt mir eine einzelne Kerze im Candlestick Chart?

Sie verrät Dir: Wann wurde der Kurs eröffnet, wie hoch und tief ging es, und wo wurde geschlossen. Die Farbe gibt den Trend an – grün für Aufwärts, rot für Abwärts. Hinter jeder Kerze steckt ein Stück Marktpsychologie – wenn Du lernst, sie richtig zu lesen.

Wie erkenne ich eine Trendwende im Chart?

Halte Ausschau nach typischen Mustern wie Hammer, Doji oder Shooting Star – besonders an markanten Unterstützungs- oder Widerstandszonen. Beispiel: Ein Hammer nach einem Abwärtstrend zeigt oft, dass wieder Kaufinteresse besteht. Aber: Nicht einfach einsteigen – warte auf Volumen als Bestätigung!

Für welche Assets sind Candlestick Charts geeignet?

Kurzum: für fast alles. Aktien, Devisen, Kryptowährungen, Rohstoffe – sie alle bewegen sich nach Angebot und Nachfrage. Und genau das zeigen Dir Candlesticks – emotional, klar und universell.

Kann ich nur mit Candlestick Charts profitabel traden?

Nur darauf zu setzen? Keine gute Idee. Die Kerzen sind ein fantastisches Werkzeug – aber noch besser in Kombination mit Indikatoren wie RSI, gleitenden Durchschnitten oder Trendlinien. Ein Muster allein ist kein Versprechen – sondern ein Hinweis mit Potenzial.

Welche typischen Fehler sollte ich vermeiden?

Der häufigste: Signale isoliert betrachten. Ein bullishes Muster im 5-Minuten-Chart wirkt spannend – aber hilft Dir nichts, wenn der Tageschart bärisch ist. Also: Kontext prüfen, Marktstruktur verstehen und nie gegen den Haupttrend handeln. Wer das beherzigt, gehört schnell nicht mehr zur Masse.

Erik Freutel

Mein Name ist Erik Freutel, Gründer von InsideTrading.de. Hier schreibe ich als Börsenbegeisterter über meine Erfahrungen als Trader, Investor und Wirtschaftsmathematiker.