Was ist ein Slippage? Definition und Erklärung

Verfasst von Erik Freutel, Wirtschaftsmathematiker & aktiver Trader seit 2012

Zuletzt überprüft am 19. August 2025

Was ist ein Slippage? Definition und Erklärung

Slippage (engl. für „Kursabweichung“) entsteht, wenn ein Trade nicht zum erwarteten, sondern zu einem abweichenden Preis ausgeführt wird – das kann Tradern kosten, aber auch unerwartete Gewinne bringen. Besonders betroffen: Market Orders in volatilen Märkten.

Du willst einen Trade platzieren – klickst auf „Kaufen“ – und bekommst plötzlich einen anderen Preis, als Du geplant hattest? Willkommen in der Welt des Slippage. Für viele Trader kommt dieser „Preisrutsch" völlig überraschend. Dabei ist Slippage keineswegs selten, sondern ein ständiger Begleiter im aktiven Handel – erst recht in rasanten Märkten wie beim Forex oder bei Kryptowährungen.

Aber was genau passiert da eigentlich? Slippage beschreibt die Differenz zwischen dem gewünschten Kurs und dem tatsächlichen Ausführungspreis Deiner Order. Je nach Marktlage kann diese Abweichung positiv oder negativ ausfallen – ein doppeltes Spiel. Besonders häufig tritt sie bei Market Orders auf, da hier keine Preisgrenze gesetzt wird. In einem hochvolatilen Umfeld, bei dünner Liquidität oder aufgrund technischer Verzögerungen kann das zur echten Kostenfalle werden.

Doch bevor Du Slippage zum Erzfeind erklärst: Sie gehört zum Spiel – und lässt sich verstehen und steuern. Dieser Artikel zeigt Dir nicht nur, wie und warum Slippage entsteht. Er rüstet Dich auch mit Tools, Beispielen und Strategien aus, um sie gezielt einzudämmen. Ob für Daytrading, Krypto oder klassische Aktienmärkte – hier erfährst Du, wie Du die Kontrolle behältst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Kursabweichungen zwischen 1–3 % pro Order sind keine Ausnahme – bei Wirtschaftsnachrichten oder in wenig gehandelten Märkten kann es noch extremer werden.

  • Market Orders bergen das höchste Risiko für unerwünschte Preisabweichungen. Mit Limit Orders kannst Du hingegen proaktiv gegensteuern.

  • Slippage ist keine Einbahnstraße: Wenn sich der Markt zu Deinen Gunsten bewegt, wird sie plötzlich zum unerwarteten Bonus.

Was ist ein Beispiel für Slippage im Trading?

Stell Dir vor, Du willst Bitcoin zu einem Kurs von exakt 25.000 USD kaufen. Du klickst auf „Kaufen“, aber ehe Du dich versiehst, liegt der Ausführungspreis bei 25.150 USD. Die Differenz von 150 USD – das ist Slippage. Und je nach Positionsgröße kann sie Deinen Gewinn direkt auffressen, bevor der Trade überhaupt ins Laufen kommt.

Slippage kommt aber nicht nur mit Schmerzen. Stell Dir vor, Du willst Deine Ethereum-Position bei 1.800 USD loswerden – just in dem Moment zieht der Kurs an, und Du bekommst 1.820 USD für Deinen Exit. Glück gehabt! Das ist positive Slippage. Nicht planbar, nicht steuerbar – aber definitiv real.

Ein weiteres (oft unterschätztes) Szenario: Unternehmensberichte. Stell Dir vor, Du gibst unmittelbar vor Teslas Quartalszahlen eine Market Order ab. Sekunden nach der Veröffentlichung explodiert der Kurs – und Deine Order wird ganz woanders gefüllt als gedacht. Gerade bei „Breaking News“ ist Slippage keine Möglichkeit, sondern fast garantiert.

Im Forex dagegen geht es um Sekundenbruchteile. Wenn die EZB unerwartet die Zinsen senkt oder eine politische Nachricht den Markt erschüttert, kann der EUR/USD in wenigen Millisekunden durch die Decke gehen. Anfänger im Forex-Trading wundern sich oft, warum sie nicht den Preis bekommen, der im Orderticket stand – Slippage ist die Antwort.

Wie lautet die Definition von Slippage im Trading?

Slippage beschreibt die Differenz zwischen dem Preis, den Du erwartest, und dem Preis, den Du bekommst. Der Begriff kommt nicht von ungefähr: „To slip“ bedeutet eben „wegrutschen“. Und genau so fühlt es sich oft an.

Dabei ist wichtig zu verstehen: Slippage ist keine Panne. Sie ist der direkte Ausdruck steigender Dynamik an den Märkten. Wenn Angebot und Nachfrage nicht wie Zahnräder ineinandergreifen, sondern gegeneinander rutschen, entsteht diese preisliche Reibung.

Ob die Abweichung zu Deinem Vorteil, Nachteil oder komplett ohne Bedeutung ist, hängt von der Situation ab:

  • Mit einer Market Order sagst Du dem Markt: „Ich nehme, was da ist“ – ungefiltert.
  • Eine Limit Order macht's da schlauer. Sie wird nur ausgeführt, wenn der Markt Deinen Wunschpreis bietet. Dafür kann es aber vorkommen, dass Du leer ausgehst – Slippage ausgeschlossen.

Was vielen Anfängern beim Thema Slippage nicht klar ist: Es handelt sich nicht automatisch um einen Verlust. Vielmehr ist es ein Ausdruck von Bewegung im Markt – die Du lernen kannst für Dich zu nutzen.

Warum entsteht Slippage überhaupt? Die Hauptursachen im Überblick

Slippage entsteht, weil Märkte lebendig sind – voller Geschwindigkeit, Emotionen und unausgesprochener Absichten. Sobald sich der Preis schneller bewegt, als Deine Order es verarbeiten kann, kommt es zur Abweichung. Und dafür gibt es gleich mehrere Gründe.

1. Marktvolatilität

Der Klassiker: In einem volatilen Markt ist der Kurs ständig in Bewegung – manchmal schneller, als Dein Broker auf „Kaufen“ oder „Verkaufen“ reagieren kann. Wirtschaftsindikatoren, geopolitische Krisen oder starke Unternehmenszahlen bringen den Markt auf die Überholspur. Besonders bei Kryptowährungen ist hohe Volatilität eher Alltag als Ausnahme. Wer hier ohne Schutzmechanismen handelt, tanzt auf dünnem Eis.

2. Geringe Liquidität

Nicht jeder Markt ist rund um die Uhr gut gefüllt. Wenn es auf der Gegenseite Deiner Order (noch) keinen Handelspartner gibt, bist Du gezwungen, die nächstbeste Preisstufe zu nehmen – oft mit nachteiligem Ergebnis. Besonders bei Nebenwerten, Penny Stocks oder kleinen Altcoins wird Liquidität schnell zum Engpass.

3. Große Ordervolumen

Ein Einzelner kann den Markt bewegen – zumindest dann, wenn er mit ausreichend großem Volumen handelt. Sobald Deine Order das Orderbuch durch mehrere Preisstufen „frisst“, entsteht automatisch Slippage. Institutionelle Trader kennen dieses Spiel bestens – und teilen daher große Orders in kleinere Pakete auf.

4. Technische Verzögerungen

Während Du denkst, dass Dein Klick den Markt direkt erreicht – ist dazwischen noch eine Menge Technik. Broker-Server, Internet-Latenz, Netzwerkauslastung: All das beeinflusst, wann Deine Order beim Handelsplatz ankommt. Besonders bei Automatentrading wie Copy Trading oder Algos ist dieser Zeitfaktor oft entscheidend.

5. Markteröffnungen, News, Gaps

Die Eröffnung einer Börse ist ein heißer Moment. In den Sekunden davor laufen bereits Orders ein, die auf News reagieren – und so entstehende Kurslücken (Gaps) erzeugen. Du hast vielleicht 170 USD bei Apple eingeplant – die Eröffnung startet aber gleich 5 Dollar höher. Auch das: klassische Slippage.

Welche Arten von Slippage gibt es?

Slippage ist nicht gleich Slippage. Es gibt sie in drei Geschmacksrichtungen – mit sehr unterschiedlichem Einfluss auf Dein Trading.

Negative Slippage

Die bittere Variante: Du bekommst einen schlechteren Preis als angepeilt. Wolltest Du bei 50,00 EUR kaufen und landest bei 50,40 EUR? Da summieren sich 40 Cent schnell zu einem viel größeren Problem – gerade wenn Dein Stop-Loss eng sitzt.

Positive Slippage

Der Glücksfall unter Tradern: Du bekommst mehr als Du wolltest. Verkaufen bei 100,00 EUR – Ausführung zu 100,50 EUR? Jackpot. Man kann sie nicht provozieren, aber positive Slippage passiert öfter als man denkt – gerade in unruhigen Märkten.

Neutrale Slippage

Hier läuft es exakt nach Plan. Wenn Deine Order im ruhigen DAX-Handel zur Haupthandelszeit exakt zum gewünschten Kurs durchgeht, gibt’s nichts zu bemängeln. Keine Abweichung – keine Aufregung.

Welche Vor- und Nachteile hat Slippage im Trading?

Slippage ist zweischneidig. Sie kann Dich aus einer sauberen Strategie reißen – oder Dir überraschend gute Preise verschaffen. Entscheidend ist, wie Du darauf vorbereitet bist.

Vorteile von Slippage

  • Bessere Ausführung als erwartet: Vor allem in schnellen Märkten kann der Preis zu Deinen Gunsten springen – und Du profitierst davon automatisch.

  • Marktzugriff auch in hektischen Phasen: Market Orders bringen Dich zuverlässig in den Markt – auch dann, wenn Limit-Orders warten müssten.

  • Mehr Spielraum für automatisierte Strategien: Algos arbeiten oft mit festen Slippage-Toleranzen – und können daraus sogar Vorteile ziehen.

Nachteile von Slippage

  • Unvorhersehbare Kosten: Je größer die Abweichung, desto stärker schmilzt Dein Gewinn – oder wächst Dein Verlust.

  • Störung von Stop-Loss und Take-Profit: Wird Dein Stop-Loss übersprungen, gerät Deine Risikokalkulation aus dem Gleichgewicht.

  • Mangelnde Planbarkeit: Kein fest kalkulierbarer Einstieg gibt dem Trade weniger Struktur – und Dir weniger Sicherheit.

Wie lässt sich Slippage vermeiden oder begrenzen?

Slippage komplett ausschalten? Unrealistisch. Aber Du kannst sie auf ein minimales Maß reduzieren – mit diesen ganz konkreten Maßnahmen, die sich in der Praxis bewährt haben.

1. Verwende Limit-Orders statt Market-Orders

Keine Überraschungen, keine rutschenden Preise – Limit-Orders setzen die Regeln. Du bestimmst den maximalen Preis, den Du bereit bist zu zahlen. Und wenn der nicht passt, wird auch nichts ausgeführt. Mehr Kontrolle geht kaum.

2. Handle in liquiden Märkten und zu Kernzeiten

Je mehr Orders im Markt sind, desto enger sind die Spreads – und desto unwahrscheinlicher ist eine große Slippage. US-Aktien zu Handelsbeginn (15:30 Uhr MEZ) oder Forex zur Überschneidung London und New York liefern hier beste Bedingungen.

3. Verzichte auf Trades bei extrem hoher Volatilität

Überraschungen durch Zinsentscheidungen, Arbeitsmarktdaten oder Fed-Kommentare bringen selbst erfahrene Trader ins Schleudern. Wer in solchen Momenten per Market Order einsteigt, riskiert unkontrollierbare Slippage. Die Devise erfahrener Profis: Nicht jede Gelegenheit ist eine gute Gelegenheit.

4. Suche Dir einen Broker mit schneller Orderausführung

Geschwindigkeit ist entscheidend. Informiere Dich deshalb gründlich, wie schnell Dein Broker Orders ausführt. Bewertungen, Erfahrungsberichte und – ganz wichtig – konkrete Angaben zur durchschnittlichen Latenz in Millisekunden zeigen Dir, wie viel Slippage Du eventuell hinnehmen musst.

5. Nutze spezielle Tools und Einstellungen

Viele Plattformen bieten eine Option wie „Maximal erlaubte Slippage“. Aktiviere sie – und setze den Toleranzwert auf ein praktikables Maß. So stellst Du sicher, dass Deine Order nur innerhalb eines kontrollierten Rahmens ausgeführt wird.

Welche Rolle spielt Slippage in verschiedenen Strategien?

Verschiedene Trading-Stile gehen unterschiedlich mit Slippage um – was für Scalper ein Desaster ist, bleibt für Langfristanleger oft Nebensache.

Slippage im Daytrading und Scalping

Bei Trades, die Sekunden dauern, zählt jeder Tick. Eine wiederkehrende Mini-Abweichung kann hier den ganzen Monatsgewinn wegfressen. Scalper brauchen daher absolute Präzision: High-Speed-Ausführung, minimale Toleranzen und klare Entry-Punkte. Ohne das wird’s auf Dauer eng.

Slippage im Swingtrading und Positionstrading

Wer seine Positionen über Tage oder Wochen hält, bekommt mit Slippage meist nur dann Probleme, wenn größere Gaps beim Einstieg oder Ausstieg auftreten. Trotzdem gilt: Auch hier kann eine überraschend hohe Abweichung den Trade kippen – besonders über Nacht oder an Wochenenden.

Slippage bei Kryptowährungen

Willkommen im Wilden Westen! Krypto-Trading ist emotionsgeladen, rund um die Uhr aktiv und oft extrem dünn in der Tiefe. Coins mit niedrigem Volumen wie MEME-Coins oder neue Listings auf Uniswap sind besonders anfällig. Gerade Slippage beim Kryptohandel für Anfänger ist ein tückisches Thema – denn oft sind Blockchain-Wallets wie MetaMask voreingestellt. Wer dort versehentlich einen zu hohen Slippage-Wert einträgt, bezahlt unverhältnismäßig viel – oder bekommt gar keine Ausführung. Fachwissen ist hier Gold wert.

Slippage ist kein Zufall – sondern kalkulierbares Risiko

Was Du aus diesem Artikel mitnehmen solltest? Slippage ist nicht irgendein unerklärliches Börsenphänomen – es ist die logische Folge aktiver Märkte. Und sie passiert nicht „nur den anderen“, sondern jedem, der bewusst oder unbewusst zu ungünstigen Zeiten oder ohne Kontrolle in den Markt einsteigt.

Die Faustregel bleibt: Wenn Du Kontrolle willst – nimm Limit-Orders. Wenn Geschwindigkeit wichtiger ist, akzeptiere Market-Orders – und die damit verbundene Slippage. Und ganz ehrlich: Ein Broker mit transparenter Ausführung gehört genauso fest ins Setup wie Dein Chart.

Denk immer dran: Nicht jede Slippage ist schlecht. Der Markt meint es manchmal besser mit Dir als Du selbst. Die Frage ist nur: Bist Du bereit dafür?

Was sind Deine Erfahrungen mit Slippage? Nutzt Du sie strategisch – oder überrascht sie Dich immer noch? Teile Deine Gedanken gern in den Kommentaren.

FAQ zum Thema Slippage im Trading

Was ist Slippage genau?

Slippage bedeutet: Du bekommst beim Kaufen oder Verkaufen nicht exakt den Preis, den Du ursprünglich im Blick hattest. Der Grund: Der Markt bewegt sich schneller, als Deine Order abgewickelt werden kann. Technischer Fehler? Nein. Vielmehr ganz normales Börsengeflüster.

Wie kann ich Slippage im Forex– oder Kryptohandel vermeiden?

Ganz vermeiden lässt sie sich nicht – aber Du kannst einiges tun: Vermeide Market Orders in unruhigen Situationen. Nutze Limit Orders, setze feste Toleranzen und handle lieber dann, wenn der Markt geordnet ist. Sonntagnacht auf Uniswap? Keine gute Idee.

Warum ist Slippage bei Market Orders höher als bei Limit Orders?

Ganz einfach: Bei einer Market Order gibst Du dem Markt freie Hand – Du nimmst den nächstbesten Preis. Eine Limit Order hingegen verhält sich wie ein Türsteher und lässt nur erwünschte Preise rein. Das senkt Deine Verwundbarkeit deutlich.

Wann tritt Slippage am häufigsten auf?

Dann, wenn es am lautesten wird: Bei Zinsentscheidungen, Earnings, Markteröffnungen oder in Märkten mit geringer Liquidität. Besonders Krypto-Trader kennen das Drama, wenn Hype-Coins plötzlich durch Social Media explodieren.

Kann Slippage auch positiv sein?

Absolut! Manchmal bekommst Du mehr als Du gefordert hast – und das ist keine Seltenheit. Die Kunst liegt darin, sich nicht nur über negative, sondern auch über positive Slippage bewusst zu sein – und sie als potenziellen Vorteil zu verstehen.

Erik Freutel

Mein Name ist Erik Freutel, Gründer von InsideTrading.de. Hier schreibe ich als Börsenbegeisterter über meine Erfahrungen als Trader, Investor und Wirtschaftsmathematiker.