Ein Volume Profile (auch Volume at Price Profile oder engl. „Volume Profile“) zeigt, auf welchen Preisniveaus eines Charts besonders viel Handelsvolumen stattfand – und ist damit ein echtes Power-Tool für Trader, die mehr über Marktstruktur, Unterstützungszonen und Liquidität erfahren wollen.
Stell Dir einen typischen Preischart vor, auf dem nicht nur gezeigt wird, wann etwas gehandelt wurde, sondern vor allem: wo. Das Volume Profile betrachtet das Volumen nicht über die Zeit – wie viele herkömmliche Indikatoren – sondern über den Preis. Anstatt lediglich Kerzen oder Balken zu lesen, erkennst Du mit einem einzigen Blick, auf welchen Preisniveaus der Markt wirklich „aktiv“ war. Das bedeutet: Du siehst nicht nur, wo der Preis war, sondern wo Händler wirklich bereit waren, zu kaufen oder zu verkaufen. Dieser Unterschied ist entscheidend – weil er Dir ein tieferes Verständnis für Unterstützungs- und Widerstandsbereiche, Marktakzeptanz und potenzielle Wendepunkte gibt.
Gerade in volatilen Märkten – wie Forex oder Kryptowährungen – kann das Volume Profile dabei helfen, Licht ins Chaos zu bringen. Aber: Ganz ohne Übung funktioniert es nicht. Du brauchst ein Auge für die Struktur, gute Tools und musst wissen, wie Du die Informationen möglichst schlau kombinierst. In diesem Artikel erfährst Du, wie das Volume Profile funktioniert, welche Arten es gibt, wie Du es richtig interpretierst – und wie Du typische Fehler vermeidest.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Volume Profile zeigt Dir auf einen Blick, auf welchen Preisniveaus besonders häufig gekauft und verkauft wurde – ganz unabhängig vom gewählten Zeitrahmen. Das gibt Dir einen echten Vorteil: Du triffst fundiertere Entscheidungen bei Einstieg und Ausstieg.
Die Basics, die Du kennen musst: Point of Control (POC), Value Area (VA), VAH und VAL. Diese Zonen verraten Dir, wo der Markt einen Konsens gefunden hat – und wo es heiß wird.
Mit Tools wie TradingView oder ATAS hast Du Zugriff auf leistungsstarke Volume Profile – kostenlos oder zu kleiner Gebühr. Ob Fixed Range oder Session Volume: Für Daytrader genauso interessant wie für Investoren mit längerer Perspektive.
Wie funktioniert ein Volume Profile im Detail?
Das Volume Profile ist nicht nur irgendein bunter Balken am Chart-Rand. Es ist wie ein Scanner, der Dir zeigt, wo der Markt gelebt hat. Während der normale Volumenindikator Dir verrät, wann viel gehandelt wurde, zeigt Dir das Volume Profile wo das geschehen ist. Die Information liegt horizontal über dem Preis – und das ist Gold wert.
Ein anschauliches Beispiel: Du siehst am rechten Rand Deines Charts eine fette Volumensäule bei 102,50 €. Das ist der Bereich, in dem während des gewählten Zeitraums das meiste Volumen gehandelt wurde – also der Point of Control (POC). Viele Trader sehen diesen Bereich als „fairen Wert“, weil sich Käufer und Verkäufer dort offenbar einig waren.
Anders formuliert: Das Volume Profile verschafft Dir einen klaren Blick auf die innere Anatomie des Marktes – also darüber, wo Entscheidungen getroffen wurden. Besonders Trader, die schnell und präzise reagieren müssen – wie Daytrader oder Scalper – profitieren gewaltig. Aber auch im Swing- und Positionstrading liefert es wertvolles Zusatzwissen.
Was sind die wichtigsten Begriffe beim Volume Profile?
Wenn Du gerade startest und das Volume Profile lernst, wirst Du schnell merken: Ein paar zentrale Begriffe musst Du draufhaben, sonst tappst Du im Dunkeln.
- POC (Point of Control): Der Preis, an dem das höchste Handelsvolumen stattfand. Eine Art „Magnet“ für den Kurs – oft kehrt der Markt dorthin zurück.
- Value Area (VA): Der Bereich, in dem rund 70 % des gesamten Handelsvolumens stattfanden. Dieser Bereich zeigt Dir, wo der Markt Akzeptanz gefunden hat.
- VAH/VAL: Die obere (Value Area High) und untere (Value Area Low) Grenze der Value Area. An diesen Stellen reagiert der Markt häufig mit Widerstand oder Unterstützung.
Diese Begriffe sind das A und O, auch wenn Du das Volume Profile als Anfänger nutzt. Sie sind Dein Werkzeugkasten, um gezielt auf Marktbewegungen zu reagieren – ob Du nun Intraday unterwegs bist oder Deine Positionen über Tage hältst. Wenn der Kurs z. B. von unten an die VAH heranläuft, siehst Du dort oft eine Reaktion – ideal, um einen Take-Profit zu setzen oder eng abzusichern.
Welche Varianten von Volume Profile gibt es?
Volume Profile ist nicht gleich Volume Profile – je nachdem, was Du analysieren willst, stehen Dir unterschiedliche Varianten zur Verfügung.
Fixed Range Volume Profile (FRVP): Du definierst einen festen Zeitraum – z. B. die letzten 10 Handelstage – und erhältst dafür das Volumenprofil. Das ist besonders nützlich, wenn Du klare Trendbewegungen oder Konsolidierungen näher beleuchten willst.
Session Volume Profile: Hier bekommst Du je Handelssession ein eigenes Volumenprofil. Super geeignet für das Daytrading – speziell bei Währungen oder Kryptowährungen. Du erkennst sofort, wie sich das Orderbuch innerhalb eines Tages verhält.
Composite Profile: Zeigt Dir das aggregierte Volumenprofil über einen längeren Zeitraum – oft mehrere Wochen oder Monate. Beliebt bei Investoren, die langfristige Schlüsselbereiche ermitteln wollen, z. B. bei ETFs oder Blue-Chip-Aktien.
Viele Trader nutzen das Fixed Range Volume Profile gezielt im Daytrading, um zwischen echten Unterstützungszonen und bedeutungslosen Preisbereichen zu unterscheiden. Den Unterschied macht, zu erkennen, welcher Bereich akzeptiert wurde – und wo der Markt eher „durchgerauscht“ ist.
Wie kann ich das Volume Profile richtig lesen und interpretieren?
Anfangs wird das Volume Profile wie ein bunter Stabdiagramm wirken. Viele Einsteiger werfen einen Blick darauf und glauben: „Dicke Balken = sicher“. Ganz so simpel ist es eben nicht. Es geht nicht nur um Masse – sondern um das Preishandeln rund um diese Zonen.
Ein Preisbereich mit hohem Volumen (z. B. POC) bedeutet viel Aktivität – aber nicht automatisch eine gute Einstiegsmöglichkeit. Viel wichtiger ist: Wie reagiert der Markt dort? Bricht der Kurs mit wenig Volumen über die VAH? Dann haben wir möglicherweise einen Ausbruch – oft ein Vorbote für einen neuen Trend.
Umgekehrt: Wenn der Preis eher immer wieder zurückkehrt in eine Value Area ohne große Bewegung, deutet das darauf hin, dass der Markt in einer Art Unentschieden steckt – auch bekannt als „Range“. Solche Zonen sind exzellent für Trader, die gezielt am oberen und unteren Ende handeln.
Ein Live-Beispiel: Der Bitcoin pendelt zwischen 22.000 € und 26.000 €. Bei 24.000 € liegt regelmäßig der POC. Immer wenn der Markt dorthin zurückkommt, entscheidet sich die Richtung neu. Genau dort setzen viele Trader ihre Preisalarme oder nutzen automatische Orderarten – und verschaffen sich so einen klaren Vorteil.
Welche Tools bieten Volume Profile Funktionen?
Gute Nachrichten für alle, die loslegen wollen – Du brauchst kein Vermögen für ein brauchbares Volume Profile Tool.
TradingView: Ideal für Einsteiger. Mit dem Pro-Plan bekommst Du Zugang zu mehreren Volumenprofil-Indikatoren, darunter Fixed Range und Session Volume.
ATAS: Eines der präzisesten Tools auf dem Markt – sehr beliebt bei Tradern, die tief in Orderbuch- und Flow-Analyse einsteigen. Ideal für Futures und CFD-Trading.
MetaTrader: Standardmäßig nicht enthalten, aber über Plugins oder Add-ons nachrüstbar.
Sierra Charts und NinjaTrader: Beide punkten vor allem mit Geschwindigkeit und Datenqualität – perfekt für anspruchsvolle Trader im Bereich Futures, Aktien oder Forex.
Wichtig: Ohne saubere Daten bringt Dir das beste Tool nichts. Besonders im Krypto-Sektor sind Volumendaten oft kritisch – achte darum unbedingt auf Echtzeitdaten von zuverlässigen Anbietern. Gute Volumenprofile brauchen verlässliche Basisdaten – hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen.
Welche Vorteile bietet das Volume Profile im Trading?
Das Volume Profile ist kein Trendindikator – es zeigt Dir den Kern des Marktes. Und das verändert alles. Ein paar der stärksten Vorteile:
Klare Unterstützungs- und Widerstandslevel: Du bist nicht mehr auf „gefühlt wichtige Linien“ angewiesen, sondern erkennst messbare Preiszonen, in denen der Markt tatsächlich gehandelt hat.
Echte Marktakzeptanz erkennen: Wenn der Kurs einen Preisbereich konsequent vermeidet oder besonders häufig testet, bekommst Du genaue Signale für Trendstärke oder Trägheit.
Kombinierbar mit Candlestick-Analyse: Das Volumenprofil ergänzt viele bekannte Strategien ideal – z. B. Breakouts, Reversals oder Channel-Trading.
Für mich persönlich war die Kombination aus Volume Profile und Order Flow ein echter Gamechanger. Damit erkennst Du nicht nur wo etwas passiert – sondern auch wie stark der Druck in Kauf- oder Verkaufsrichtung ist.
Welche Nachteile solltest Du kennen?
So wertvoll das Tool ist – es hat auch seine Eigenarten. Gerade Anfänger sollten einige Stolperfallen kennen:
Zeitliche Subjektivität: Je nachdem, wie Du Deinen Zeitraum wählst, verändert sich das Bild komplett. Du musst also lernen, die Profile im Kontext zu lesen – sonst tappst Du schnell in die Irre.
Komplexität im Detail: Ein dicker Balken sagt allein nichts aus. Du musst schauen, wie der Markt darauf reagiert – ohne Kontext bleibt es eine farbige Grafik.
Falsche Anwendung: Besonders kurze Zeiträume liefern oft kein verlässliches Volumenprofil. Wer etwa im Forex auf 1-Minuten-Charts unterwegs ist, bekommt schnell verzerrte Daten. Rauschen dominiert – Signal fehlt.
Ein guter Startpunkt: Bleib beim Fixed Range Volume Profile für Anfänger und teste es in großen, liquiden Märkten wie dem DAX, BTC oder EUR/USD. So lernst Du die typischen Strukturen kennen – und vermeidest viele Anfängerfehler von Beginn an.
Wie nutze ich das Volume Profile in der Praxis?
Die Theorie ist wichtig – aber entscheidend ist: Wie bringst Du das Ganze konkret in Deinen Trading-Alltag?
Hier drei Strategien, die ich selbst erprobt habe:
1. Ausbruchstrading mit Value Area Grenzen:
Wenn der Preis die VAH verlässt – und sich nicht sofort mit Volumen füllt – ist das oft ein Ausbruch mit Potenzial. Setze Deinen Stop-Loss hinter den alten Widerstand bzw. die VAL, und nimm den nächsten POC als Ziel ins Visier.
2. Ranges gezielt handeln:
Pendelt der Kurs zwischen VAL und VAH, bringt es oft mehr, die Spanne strategisch zu bespielen. Kaufe am unteren Ende, verkaufe am oberen – besonders in ruhigen oder unklaren Märkten ein echter Klassiker. Kombinier das mit Candlesticks, um mehr Bestätigung zu bekommen.
3. POC als Zentrum der Entscheidung:
Viele unterschätzen, wie oft der Kurs zum POC zurückkommt. Wenn ein schneller Ausbruch kaum Volumen bringt, ist ein Rücklauf wahrscheinlich. Nutze das, um Re-Entries zu planen oder Gewinne mitzunehmen.
Und: Auch im ETF-Trading kannst Du Volume Profile clever einsetzen. Gerade dort, wo der POC über Monate gehalten wurde, ergeben sich oft starke Einstiegschancen – ideal für langfristige Positionen mit Substanz.
Welche Timeframes und Datenlängen sind sinnvoll?
Die passende Zeitebene hängt direkt von Deinem Stil ab:
- Daytrader: Greifen auf Session-Profile oder kurze Fixed Ranges zurück – meist basierend auf 5- bis 30-Minuten-Charts.
- Swingtrader: Nutzen Zeiträume von einer bis vier Wochen, um zentrale VA- und POC-Zonen zu sehen.
- Langfrist-Investoren: Arbeiten mit Composite-Profilen, die Monate oder sogar ein volles Marktjahr abdecken.
Ein Tipp aus der Praxis: Kombiniere Timeframes. Analyse auf H1 bringt Dir wichtige Levels – aber das Entscheidende passiert oft auf M15. Du brauchst nicht fünf Zeitebenen – zwei oder drei reichen in der Regel vollkommen.
Typische Fehler beim Volume Profile – und wie Du sie vermeidest
Viele Trader fixieren sich auf den POC – und nutzen ihn als Blind-Einstieg. Doch das reicht bei Weitem nicht aus.
Entscheidender ist der Marktverlauf:
Reagiert der Preis mit Rejection am VAH?
Geht der Preis durch den POC – und bleibt dort?
Liegt kaum Volumen in einem Bereich, doch der Kurs sticht hinein? Das alles sind echte Hinweise auf das, was der Markt wirklich will.
Klassischer Fehler bei Anfängern: Zu kurze Profile auf 5- oder 15-Minuten-Charts, speziell in volatilen Märkten wie Forex und Krypto. Damit siehst Du wenig Struktur – nur Lärm. Wähle lieber einen Zeitraum, der mindestens eine vollständige Session abdeckt, idealerweise sogar zwei.
Und noch was: Volumenprofile funktionieren nicht in Isolation. Steht eine große Zinsentscheidung oder ein geopolitisches Ereignis an, verliert das Volumen vergangener Tage schnell an Bedeutung. Kontext ist alles – oder nutze Zusatzdienste wie „Inside“, um Marktstimmung und Strategien in Echtzeit zu prüfen.
Warum das Volume Profile ein echter Gamechanger ist
Wenn Du beim Trading nicht nur der Preisaktion hinterherlaufen willst, sondern den Markt verstehen willst, führt kein Weg am Volume Profile vorbei. Es zeigt Dir nicht bloß, wo der Kurs war – sondern, wo der Markt wirklich entschieden hat.
Mit Tools wie VAH, VAL und POC bekommst Du echte Ankerpunkte, an denen Du Deine Strategien ausrichten kannst – auch und gerade dann, wenn der Markt wild und undurchsichtig erscheint. Für Trader, die aktiv agieren – egal ob mit Bitcoin, Forex oder klassischen Aktien – ist das Volume Profile ein mächtiger Kompass.
Die Lernkurve ist real, keine Frage. Aber was Du dafür bekommst, ist Klarheit. Du gehst nicht mehr blind rein, sondern hast jedes Mal ein Stück Marktlogik auf Deiner Seite.
Lust bekommen? Starte direkt mit dem Volume Profile auf TradingView – z. B. mit der Fixed Range Variante. Und dann beobachte, wie sich Deine Analyse verändert – und Deine Entscheidungen plötzlich mehr Hand und Fuß haben.
Wie setzt Du das Volume Profile aktuell ein? Oder planst Du, es jetzt zum ersten Mal zu testen? Deine Gedanken gern unten in die Kommentare!
FAQ zum Thema Volume Profile
Was zeigt mir das Volume Profile überhaupt an?
Es offenbart Dir präzise, auf welchen Preisniveaus das Volumen gehandelt wurde – nicht bloß wann. Du bekommst also eine Art „Markt-Röntgenbild“ geliefert, das Dir sagt: „Hier ging’s richtig zur Sache – hier war der Markt interessiert.“ Und das ist Gold wert für Dein Risiko- und Positionsmanagement.
Wie unterscheidet sich das Volume Profile vom klassischen Volumenindikator?
Der klassische Volumenindikator misst Aktivität pro Zeiteinheit – etwa pro Stunde oder Handelstag. Das Volume Profile hingegen untersucht direkt den Preisraum und zeigt Dir, an welchen Preispunkten am meisten Umsatz lief. Das gibt Dir weit mehr Tiefe und macht Muster plötzlich logischer.
Welche Arten von Volume Profile gibt es?
Je nach Tradingstil gibt es mehr Flexibilität, als viele denken:
- Fixed Range Profile: Du analysierst gezielt einzelne Zeiträume – starke Methode für Swing-Setups.
- Session Profile: Ideal für Daytrading-Setups, da Du jede Handelssession einzeln betrachten kannst.
- Composite Profile: Die langfristige Vogelperspektive – besonders stark für Investoren, um zentrale Marktbereiche zu erkennen.
Kann ich das Volume Profile auch in Forex und Kryptos nutzen?
Unbedingt. In Märkten mit hohen Schwankungen – wie Devisenpaaren oder Bitcoin – macht das Profil oft den Unterschied zwischen Plan und Panik. Achte aber darauf, mit sauberen Volumendaten zu arbeiten, denn schlechte Datenquelle = schlechte Analyse. Das gilt besonders im Krypto-Bereich.
Welche Tools für Volume Profile sind empfehlenswert?
Ein schneller Start geht mit TradingView – sogar kostenlos möglich, wenn auch mit wenigen Einschränkungen. Für tiefergehende Analysen empfiehlt sich ATAS oder Sierra Charts. Wichtig ist aber vor allem: Dein Daten-Feed muss stimmen – sonst spiegelt Dir das Tool einen Markt vor, der so nie existiert hat.