Was ist Pair Trading? Definition und Erklärung

Verfasst von Erik Freutel, Wirtschaftsmathematiker & aktiver Trader seit 2012

Zuletzt überprüft am 19. August 2025

Was ist Pair Trading? Definition und Erklärung

Pair Trading (auch bekannt als „Statistical Arbitrage“) ist eine marktneutrale Handelsstrategie, bei der zwei historisch stark korrelierte Aktien oder Assets gleichzeitig – eine long und eine short – gehandelt werden, um von kurzfristigen Preisunterschieden zu profitieren.

Du meinst, an der Börse geht's nur darum, ob der Markt rauf oder runter geht? Nicht ganz. Pair Trading stellt dieses Denken auf den Kopf. Die Strategie basiert nicht auf dem Versuch, die Marktrichtung vorherzusagen – sondern darauf, Relationen zu erkennen. Es geht darum, zwei Werte zu finden, die sich normalerweise im Gleichklang bewegen – etwa Aktien zweier großer Autohersteller wie BMW und Mercedes. Wenn nun aus irgendeinem Grund eine dieser Aktien plötzlich „ausbricht“, also stärker steigt oder fällt als die andere, eröffnet das eine Chance: Trader kaufen den unterbewerteten Titel (Long-Position) und verkaufen gleichzeitig den überbewerteten (Short-Position). Das Ziel? Sobald sich der Preisabstand (Spread) wieder normalisiert hat, wird die Position mit Gewinn aufgelöst – unabhängig davon, wie sich der Gesamtmarkt entwickelt hat.

Diese Strategie ist nicht neu – tatsächlich entstand sie bereits in den 1980er-Jahren bei Morgan Stanley. Heute wird sie sowohl von institutionellen Investoren als auch zunehmend von privaten Tradern genutzt, die mit ausreichend Daten, Tools und Disziplin vorgehen. Aber Vorsicht: Was theoretisch simpel klingt, fordert in der Praxis analytisches Denken, Geduld und technisches Know-how.

Das Wichtigste in Kürze

  • Pair Trading ist eine marktneutrale Strategie, mit der sich Chancen unabhängig von steigenden oder fallenden Gesamtmärkten nutzen lassen – durch Long- und Short-Position gleichzeitig.
  • Erfolgreiche Trades basieren auf starker Korrelation – oft mit einem Wert über 0,8. Besonders Paare innerhalb derselben Branche funktionieren gut, weil sie ähnliche Rahmenbedingungen teilen.
  • Technische Tools wie Bollinger-Bänder, RSI oder Backtests mit Python helfen dabei, Einstiegszeitpunkte zu entdecken und potenzielle Risiken zu kontrollieren.

Wie funktioniert ein Pair Trade am konkreten Beispiel?

Stell Dir vor, Du hast die Aktien von BMW und Mercedes-Benz Group über Wochen beobachtet. Historisch verlaufen ihre Kurse fast im Gleichschritt – was Sinn ergibt, da beide ähnliche Geschäftsmodelle haben und auf denselben Märkten konkurrieren. Doch plötzlich hebt Mercedes um 6 % ab, während BMW kaum mitzieht – ein typischer Ausreißer vom „normalen Verhalten“.

Jetzt kommt Dein Moment: Du analysierst den Spread, also die Preisdifferenz oder das Verhältnis zwischen den beiden, und entdeckst: Der Abstand ist deutlich größer als üblich. Das Timing passt – Du gehst long auf BMW, setzt gleichzeitig eine Short-Position auf Mercedes. Deine Idee: Die Kurse pendeln sich wieder ein – BMW steigt, Mercedes fällt ein wenig oder beide nähern sich anderweitig an.

Und tatsächlich – einige Tage später steigt BMW um 3 %, Mercedes verliert 2 %. Der Spread ist wieder im vertrauten Bereich. Du schließt beide Positionen und nimmst Deinen Profit mit – obwohl der DAX in dieser Zeit vielleicht gar nichts gemacht hat. Genau das ist der Reiz: Du spekulierst nicht auf das „große Ganze“, sondern auf kleinste Irritationen zwischen zwei Titeln.

Solche Konstellationen gibt es nicht nur bei Aktien. Auch bei ETFs – etwa dem Nasdaq-100 ETF und iShares US Technology ETF – lassen sich Korrelationen ausnutzen. Oder im Kryptobereich: Ethereum und Cardano etwa verhalten sich oft synchron – wenn sie sich trennen, wartet vielleicht die nächste Gelegenheit für einen gelungenen Pair Trade.

Wichtig ist nur: Nicht das Bauchgefühl entscheidet, sondern Korrelation, fundierte Spread-Analyse – und ein gutes Timing.

Was bedeutet Pair Trading konkret und was sind die Grundlagen?

Pair Trading – auch bekannt als „Statistical Arbitrage“ – basiert auf einem simplen, aber genialen Prinzip: Zwei Vermögenswerte, die sich normalerweise synchron bewegen, driften vorübergehend auseinander. Diese temporäre Abweichung nutzt Du – um auf eine Rückkehr der Spreadbewegung zu setzen.

Alles begann in den 1980er-Jahren bei Morgan Stanley. Dort haben Quants – also Daten-Nerds mit hohem Mathematikanteil – begonnen, Preisverhältnisse statistisch zu untersuchen. Sie entwickelten daraus erste Pair-Trading-Strategien, die später bei Hedgefonds zum „State of the Art“ wurden. Heute greifen immer mehr auch fortgeschrittene Privatanleger auf diese Methode zurück – ausgestattet mit Tools für Datenanalyse und einem klaren System.

Damit Du Pair Trading wirklich verstehst, solltest Du ein paar Basics draufhaben:

  • Korrelation zeigt, wie eng zwei Titel miteinander verbunden sind. Bei +1 laufen sie nahezu identisch.
  • Mit dem Spread ist die Preisdifferenz oder das Verhältnis der beiden Kurse gemeint – Deine wichtigste Entscheidungsgröße.
  • In einer Long-Position kaufst Du ein Asset in der Erwartung steigender Kurse.
  • Bei einer Short-Position spekulierst Du darauf, dass ein Asset im Wert verliert – Du setzt auf fallende Preise.

Vom klassischen „Markt rauf – Kurs rauf“-Denken löst sich Pair Trading klar ab. Alles dreht sich um Relationen, nicht um Richtungen. Gerade in trendlosen Phasen oder umkämpften Seitwärtsmärkten entfaltet die Strategie deshalb ihren Charme – dann, wenn Momentum-Strategien versagen, glänzen statistische Patterns.

Wie genau funktioniert Pair Trading technisch im Detail?

Die technische Basis für einen erfolgreichen Trade ist ein sauberes Preismodell. Zuerst berechnest Du den Spread – am häufigsten durch das Price Ratio: Du teilst den Kurs von Asset A durch den von Asset B. Das ergibt eine Ratio, die Du als Zeitreihe visualisierst, üblicherweise mit einem gleitenden Durchschnitt – so entsteht quasi eine „Normalspur“. Wenn der aktuelle Spread deutlich davon abweicht, folgt die Aktion.

Fürs Feintuning kommen technische Indikatoren ins Spiel:

  • Bollinger-Bänder helfen Dir, die äußersten Bewegungen zu erkennen – ein klares Warnzeichen, wenn der Spread ungewöhnlich groß wird.
  • RSI bewertet, ob Assets überkauft oder überverkauft sind – was gute Hinweise auf Wendepunkte liefert.
  • Der ADX zeigt Dir, ob sich ein Trend verstärkt oder gerade ausläuft – ideal für das Timing Deiner Positionen.

Das vielleicht wichtigste Detail? Timing. Wenn zwei Assets ihre Synchronität verlieren – also die Korrelation sich auflöst – ist der Spread plötzlich außer Kontrolle. Dann funktioniert Pair Trading nicht mehr wie geplant. Deshalb sind nur Paare sinnvoll, deren historische Korrelation über mehrere Monate über 0,8 liegt – besser noch darüber.

Sinnvolle Kandidaten sind:

  • Aktien derselben Branche – etwa Air France und Lufthansa
  • Rohstoffproduzenten, z. B. Rio Tinto vs. Glencore
  • Sektor-ETFs, die sich auf denselben Bereich fokussieren
  • Kryptos mit engem Verhalten, wie Ethereum und Polygon
  • Oder Forex-Paare wie EUR/USD gegen GBP/USD – oft gesteuert durch ähnliche Zinsentscheidungen und wirtschaftliche Indikatoren

Wichtig: Du brauchst nicht nur starke Korrelation, sondern auch ausreichende Volatilität. Denn nur wenn sich der Spread auch bewegt, erwartet Dich eine wiederkehrende Chance. Und umgekehrt müssen die gehandelten Titel natürlich auch liquide genug sein – sonst kann es beim Einstieg ruckeln, was gerade für Anfänger im Pair Trading schnell ins Geld gehen kann.

Welche Vorteile bietet Dir Pair Trading – und wo liegen die Risiken?

Klingt alles ein bisschen wie die geheime Superstrategie? Tatsächlich hat Pair Trading viele echte Vorteile:

  • Du kannst ohne Rücksicht auf die Marktseite agieren – das macht Dich unabhängig von Rally oder Crash.
  • Durch Long und Short in einem Trade betreibst Du eine Art eingebautes Hedging – falls eine Seite sich stark bewegt, gleicht die andere es oft aus.
  • Du handelst nicht „den Kurs“, sondern die Abweichung zwischen zwei Assets – das ist oft präziser als reine Charttechnik-Einstiege.

Aber aufgepasst: Es gibt Bedingungen, die diese Strategie empfindlich stören können:

  • Korrelation kann sich verändern – nicht jede Beziehung hält ewig, etwa bei Übernahmen, neuen Zahlen oder Marktumbrüchen.
  • Manchmal entwickelt sich ein Titel fundamental deutlich besser – dann hast Du gegen die Realität gewettet, und das geht selten gut aus.
  • Ein Pair Trade braucht mehr Organisation: Zwei Orders, zwei Positionen, zwei Stop-Losses, zwei Targets – das will gekonnt sein.
  • Wer ohne Backtesting handelt, vertraut auf Glück – und das hat an den Märkten meist kurzen Atem.
  • Und Achtung: Kapital wird doppelt gebunden – Du brauchst genug Spielraum, um beide Seiten absichern zu können. Für Kleinanleger ein kritischer Punkt.

Gerade in stark ruhigen Märkten passiert manchmal auch – nichts. Der Spread bleibt in seiner Komfortzone, es ergibt sich keine lohnenswerte Differenz. Dann hilft nur: diszipliniert abwarten und nicht auf Zwang traden.

Welche Tools, Tipps und Anwendungsmöglichkeiten solltest Du kennen?

Erfolgreiches Pair Trading beginnt nicht mit einem Klick – sondern mit Vorbereitung. Deshalb hier einige klare Tipps aus der Praxis, die sich bewährt haben:

  • Analyse-Tools nutzen: TradingView für Visualisierung, Python für Backtests, EODHD für historische Kursdaten – wer planvoll vorgeht, spart später Stress.
  • Kein Live-Trading ohne Backtests! Mit realistischen Simulationsdaten kannst Du prüfen, ob Deine Idee auch in der Vergangenheit funktioniert hätte.
  • Risikobegrenzung ist Pflicht: Setze pro Seite maximal 1 % Risiko, insgesamt also 2 % – das schützt Dich auch bei starkem Reversal auf einer Seite.
  • Branchenlogik vor Korrelation: Nicht jeden vermeintlichen Zusammenhang handeln – ein Autokonzern und ein Softwareanbieter sind selten sinnvoll gepaart.
  • Fundamentaldaten im Blick haben: Quartalszahlen, Analysteneinschätzungen oder regulatorische News können ein scheinbar stabiles Paar plötzlich sprengen.
  • Übe mit Demokonto – aber behalte kühlen Kopf, wenn’s ernst wird. Emotionen kommen erst mit echtem Kapital ins Spiel.

Gerade Anfänger im Pair Trading tun sich leichter mit Bollinger-Band-Strategien: Sie sind strukturiert, klar erkennbar und keine Raketenwissenschaft – aber sie helfen, Übersicht und Disziplin aufzubauen. Wer sich dann sicherer fühlt, kann das Setup weiter verfeinern – zum Beispiel mit Machine-Learning-Signalen oder automatisierten Python-Skripten für Live-Überwachung.

Kleiner Reminder: Strategien wachsen selten über Nacht. Geh nicht all-in, sondern entwickle Dich mit jedem Setup weiter – auch wenn‘s anfangs nur ein Prozent Deines Portfolios ist.

Wann lohnt sich Pair Trading besonders?

Du fragst Dich vielleicht: „In welchem Marktumfeld bringt mir diese Strategie den größten Vorteil?“ Klare Antwort: In Phasen, wo die Märkte zwar unruhig, aber innerhalb von Branchen stabil funktionieren.

Wenn zum Beispiel alle Banken von steigenden Zinsen betroffen sind, aber eine einzelne nach den Quartalszahlen besonders schwächelt – Bingo. Oder wenn Fluggesellschaften gemeinsam vom Ölpreis beeinflusst werden, aber ein Unternehmen plötzlich aus der Reihe tanzt – Deine Gelegenheit.

Gerade dort, wo die Märkte verwirrt, aber nicht vollends irrational sind, kannst Du Pair Trading wie ein präzises Werkzeug einsetzen. Du profitierst nicht von der breite Marktstimmung, sondern von kurzfristigen Missverhältnissen, die früher oder später korrigiert werden. Das ist kein Zocken – das ist Statistik mit Plan.

Pair Trading ist keine „Wir machen heute zehn Prozent“-Strategie. Es ist ein langfristiges Werkzeug für systematische Trader mit Nerven, Daten – und einem klaren Edge.

Und jetzt? Der nächste Schritt gehört Dir!

Pair Trading ist mehr als nur ein cleverer Kniff – es ist eine konsequente Denkschule für alle, die mit klarem Kopf statt mit Bauchgefühl handeln wollen. Du hast gesehen: Mit einer sauberen Vorbereitung und dem richtigen Setup kannst Du Marktrauschen ignorieren – und Dir unabhängige Gewinne sichern.

Hier nochmal die wichtigsten Eckpfeiler:

  • Du brauchst zwei hoch korrelierte Werte – mindestens 0,8.
  • Trigger für Deinen Einstieg ist der Ausbruch des Spreads.
  • Bollinger-Bänder, RSI & Co helfen beim Fokus auf das Wesentliche.
  • Jeder Trade braucht klares Risikomanagement – je Seite nur 1 % Einsatz!
  • Und: Ohne fundiertes Backtesting geht es nicht.

Diese Strategie ist nichts für Ungeduldige. Aber genau deshalb besteht sie langfristig. Wer plant, testet, iteriert und dabei diszipliniert bleibt, wird merken: Pair Trading ist eine der wenigen Methoden, bei der die Statistik auf Deiner Seite steht.

Also: Was reizt Dich mehr – planlos traden oder strukturiert Gewinne suchen? Schreib’s in die Kommentare: Welches Paar würdest Du als Erstes analysieren?

FAQ zum Thema Pair Trading Strategie

Was genau bedeutet Pair Trading?

Pair Trading ist eine Strategie, bei der zwei Wertpapiere, die sich langfristig ähnlich verhalten, miteinander verglichen werden – beispielsweise zwei Airlines. Der Trader geht gleichzeitig Long auf den vermeintlich „unterbewerteten“ und Short auf den „überbewerteten“ Wert. Sobald sich der Preisunterschied wieder normalisiert, entsteht der Gewinn – ganz ohne, dass der Gesamtmarkt steigen muss.

Wie finde ich geeignete Paare fürs Pair Trading?

Achte auf eine starke Korrelation über 0,8 – und dass die beiden Assets zur selben Branche gehören. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit auf verlässliche Bewegungen. Plattformen wie TradingView oder Scripts mit Pandas in Python erleichtern die Suche enorm.

Ist Pair Trading für Anfänger geeignet?

Grundsätzlich ja – zumindest, was das Prinzip betrifft. Aber: Ohne technisches Grundverständnis, belastbare Backtests und klares Risikomanagement wird es schnell unübersichtlich. Wer ernsthaft lernen will, ist hier gut aufgehoben. Für spontane Bauch-Trader ist die Methode jedoch eher ungeeignet.

Wie viel Kapital sollte ich einsetzen?

Nicht mehr als 1 % Deines Kapitals je Position – also insgesamt 2 % pro Trade. Klingt nach wenig? Das täuscht. Bei sauberem Setup kannst Du auch mit kleinen Beträgen systematisch wachsen – ganz ohne unnötige Risiken.

Kann man mit Pair Trading wirklich Marktphasen „ausschalten“?

Jein. Natürlich wirkst Du der Marktbewegung nicht vollständig entgegen. Aber da Du nicht auf Auf- oder Abwärtstrends setzt, sondern auf Preisrelationen zwischen zwei Werten, driftet die Strategie deutlich weg von klassischem Markttiming – und das macht sie besonders in volatilen Zeiten extrem wirkungsvoll.

Erik Freutel

Mein Name ist Erik Freutel, Gründer von InsideTrading.de. Hier schreibe ich als Börsenbegeisterter über meine Erfahrungen als Trader, Investor und Wirtschaftsmathematiker.