Was ist Short Selling? Definition und Erklärung

Verfasst von Erik Freutel, Wirtschaftsmathematiker & aktiver Trader seit 2012

Zuletzt überprüft am 19. August 2025

Was ist Short Selling? Definition und Erklärung

Du möchtest mit fallenden Aktienkursen Geld verdienen? Dann ist Short Selling (Leerverkauf) genau Dein Thema. In diesem Artikel erfährst Du anhand eines realistischen Beispiels, wie das funktioniert, welche Risiken es gibt, welche Strategien wirklich helfen – und worauf Anfänger besonders achten sollten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Short Selling erzielst Du Gewinne, wenn der Kurs fällt – z. B. Aktie bei 100 € „ausleihen“, verkaufen und später bei 80 € zurückkaufen → 20 € Gewinn pro Stück.

  • Short Squeeze ist eine echte Gefahr: Wenn sich zu viele Trader auf fallende Kurse verlassen, kann eine plötzliche Kursrallye Panikverkäufe auslösen – und für massive Verluste sorgen.

  • In Deutschland ist Leerverkauf reguliert: Gedeckte Leerverkäufe sind erlaubt, „naked short selling“ verboten (Quelle: BaFin, https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2023/fa_bj_2303_Short_Selling.html) – informiere Dich also immer über die rechtlichen Rahmenbedingungen.

Wie funktioniert Short Selling genau? Beispiel mit Zahlen und persönlicher Note

Stell Dir vor, Du bist überzeugt: Die Aktie von Unternehmen X ist aktuell völlig überbewertet – sagen wir, sie steht bei 100 €. Du glaubst, dass der Kurs bald fällt, weil die Quartalszahlen enttäuschen dürften. Jetzt wird’s spannend. Du leihst Dir über Deinen Broker 10 Aktien von Unternehmen X und verkaufst sie direkt – macht 1.000 € in der Kasse. Zwei Wochen später ist die Aktie tatsächlich auf 80 € gefallen. Du kaufst die 10 Stück zurück für 800 €, gibst sie dem Broker – und freust Dich über 200 € Gewinn (abzüglich Gebühren versteht sich).

Cool, oder? Aber dreh das Spiel mal um: Wenn die Aktie statt zu fallen plötzlich auf 120 € steigt, musst Du sie eben auch zu diesem Kurs zurückkaufen – und zack, 200 € Verlust. Ich hab das mal am eigenen Leib erfahren, 2020 bei Wirecard. Eigentlich war klar, dass da was faul ist – aber ich kam zu spät rein. Prompt zog der Kurs wegen ein paar windiger Gerüchte nochmal an. Ich musste mit 15 % Verlust aussteigen. Autsch. Lektion: Besser früher und mit Plan, statt hektisch hinterherzurennen.

Was ist Short Selling eigentlich – und worin liegt der Unterschied zum normalen Aktienkauf?

Wenn Du klassisch investierst – also „long“ gehst –, hoffst Du auf steigende Kurse. Klar, Du kaufst günstig, willst teuer verkaufen. Beim Short Selling denkst Du komplett anders herum: Du verkaufst eine Aktie, die Du gar nicht besitzt, in der Hoffnung, sie später billiger zurückzukaufen. Klingt verrückt? Funktioniert trotzdem.

Gerade Hedgefonds und Profi-Trader nutzen diese Taktik regelmäßig. Aber auch als Privatinvestor kannst Du shorten – wenn Dein Broker mitspielt. Wichtig: In Deutschland ist nur das gedeckte Short Selling erlaubt. Das heißt, Du musst die Aktie tatsächlich leihen. Das riskantere naked Short Selling – also verkaufen, ohne sie jemals selbst in der Hand gehabt zu haben – ist verboten (BaFin bestätigt das).

Ein paar Begriffe, die Du kennen solltest:

  • Short Position eröffnen: Du startest die Wette, indem Du die geliehene Aktie verkaufst.
  • Covern: Du schließt die Wette wieder – durch Rückkauf der Aktie.
  • Margin: Das ist die Sicherheitsleistung beim Broker. Ohne die geht nix.
  • Leihen: Aktien werden meist von Fondsgehalten – die gegen Gebühr mitmachen.

Wie läuft ein Leerverkauf Schritt für Schritt ab?

Short Selling klingt verrückt, ist aber gar nicht so kompliziert – wenn Du Schritt für Schritt vorgehst:

  1. Du suchst gezielt eine Aktie, bei der Du einen Kursrutsch erwartest. Keine vage Vermutung – sondern Recherche, Charts, Nachrichten.
  2. Dein Broker leiht Dir diese Aktie, wenn sie verfügbar ist. Große Plattformen zeigen Dir sogar, wie oft sie schon leer verkauft wurde.
  3. Du verkaufst die Aktie sofort, weil Du eben glaubst, dass der Kurs bald fällt.
  4. Du wartest, bis der Kurs wirklich sinkt. Keine Panik – Geduld kann Gold wert sein.
  5. Du kaufst die Aktie wieder zurück, günstig natürlich, und gibst sie Deinem Broker zurück.
  6. Differenz gehört Dir – abzüglich Leihgebühren.

Gerade Anfänger tun sich oft mit den Zwischenschritten schwer. Tipp: Broker wie CapTrader oder Interactive Brokers bieten strukturierte Hilfen oder Demo-Konten, in denen Du alles risikolos ausprobieren kannst.

Was ist ein Short Squeeze?

Ein Short Squeeze ist die Horror-Show für jeden Short-Seller. Stell Dir vor, haufenweise Spekulanten wetten auf einen Kursverfall. Doch plötzlich – boom! – steigen die Kurse rasant, oft getriggert durch Gerüchte oder überraschend gute Unternehmenszahlen. Jetzt müssen alle Short-Seller panisch zurückkaufen – was den Kurs noch weiter treibt.

Beispiel? GameStop 2021. Eine Armee von Reddit-Nutzern treibt die Aktie in absurde Höhen – von unter 20 $ auf über 400 $. Hedgefonds bluten Milliarden. Der Short Squeeze wurde zur Legende. Und zur Warnung.

Deshalb: Setz konsequent einen Stop-Loss. Ohne Wenn und Aber. Sonst kann Dich so ein Squeeze finanziell zermalmen.

Welche Formen von Short Selling gibt es – und was sind die Unterschiede?

Grundsätzlich gibt’s zwei „Sorten“:

  • Gedecktes Short Selling: Du leihst Dir die Aktie offiziell, dann verkaufst Du. Legal. Standard. In Deutschland erlaubt.
  • Naked Short Selling: Hier verkaufst Du Aktien, die Du weder besitzt noch geliehen hast. Klingt dubios? Ist es auch – und in Deutschland gesetzlich verboten.

Außerdem gibt’s noch die Option, über Derivate zu shorten – also über CFDs (Contracts for Difference), Optionen oder Futures. Für Anfänger ist Short Selling mit CFDs eine interessante Variante. Du wettest auf fallende Kurse, ohne die Aktie wirklich zu besitzen oder zu leihen. Viele Broker wie eToro stellen sogar Testumgebungen zur Verfügung – so kannst Du als Einsteiger „Short Selling mit CFD“ ausprobieren, ohne Dein echtes Geld zu gefährden.

Welche historischen Ereignisse zeigen eindrucksvoll, was mit Short Selling möglich (oder gefährlich) ist?

  • Wirecard 2020: Der Fall zeigt das Potenzial – oder genauer: das explosive Potenzial – von Leerverkäufen. Wer frühzeitig aufgedeckt hat, was da in der Bilanz faul war, hat beim Kurssturz von 104 € auf unter 2 € ein Vielfaches verdient.

  • Finanzkrise 2008: Hedgefonds setzten massiv auf fallende Kurse von Banken. Doch das Ausmaß rief Regulierer auf den Plan – mit temporären Short-Verboten. Auch Deutschland greift damals durch.

  • Tesla: Immer wieder der Schlachtplatz zwischen Elon Musk und Short-Sellern. Während einige auf Kurseinbruch hofften, explodierte der Kurs förmlich. Viele Leerverkäufer wurden glatt überrollt.

Fazit? Short Selling kann gnadenlos effizient – oder gnadenlos gefährlich sein.

Welche Vorteile und Nachteile hat Short Selling?

Vorteile:

  • Du kannst auch bei fallenden Märkten verdienen – in Bärenphasen ein mächtiges Werkzeug.
  • Es eignet sich zur Absicherung (Hedging) – z. B. mit Short-ETFs gegen Kursverluste im Gesamtportfolio.
  • Leerverkäufer bringen oft Licht ins Dunkel – viele Missstände flogen nur auf, weil jemand genauer hingesehen hat.

Nachteile:

  • Potenziell unbegrenzte Verluste: Der Kurs kann immer weiter steigen – Dein Risiko theoretisch auch.
  • Margin-Anforderungen: Du musst Kapital hinterlegen. Sinkt Dein Depotwert, kommt’s schnell zum Nachschuss-Zwang.
  • Short Squeeze: Ein realer Albtraum – siehe GameStop.
  • Regulatorisches Risiko: In Extremsituationen kann Short Selling plötzlich verboten werden – das kann Deine Position kalt erwischen.

Persönlich? Ich werde nie vergessen, wie ich den EUR/USD shorten wollte – kurz vor einer EZB-Ankündigung. Plötzlich drehte der Markt. Ohne bewusst gesetzten Stop-Loss wäre ich tief ins Minus gerutscht. Diese Lektion hat gesessen.

Welche Tipps und Strategien gibt es, wenn Du als Einsteiger Short Selling betreiben willst?

Als Anfänger ins Short Selling einsteigen klingt verlockend – ist aber kein Spielplatz. Hier brauchst Du einen klaren Kopf, robuste Strategie und starke Nerven:

  • Nimm einen Broker mit Short-Kompetenz: CapTrader, Interactive Brokers & Co. bieten gute Tools – auch für CFDs.
  • Teste mit einem Demo-Konto: Deine ersten Short-Versuche sollten spielfrei, aber nicht lehrfrei sein.
  • Arbeite konsequent mit Stop-Loss. Keine Ausrede dafür – er rettet Dir im Ernstfall Dein Kapital.
  • Beobachte die Short Interest Quoten: Stark geshortete Aktien sind tickende Zeitbomben. Oder Chancen, wenn Du weißt, was Du tust.
  • Technische Analyse statt Bauchgefühl: Nutze Indikatoren – wie gleitende Durchschnitte, Volumen, RSI – um Timing und Einstiegspunkte zu optimieren.
  • Bleib emotional stabil: Gewinne nicht überreizen, Verluste nicht aussitzen. Entscheide nach Plan – nicht nach Hoffnung.
  • Diversifiziere auch im Short-Portefeuille: Nicht auf das totale Desaster einer einzigen Aktie wetten. Streuen mindert Dein Risiko.
  • Verwende Tools wie den Hot Shorts Report oder Securities Lending Dashboards: Sie helfen Dir, profitable Short-Kandidaten aufzuspüren.

In der aktuellen Zeit – hohe Inflation, geopolitische Unsicherheit, Zinswenden – kann Short Selling das perfekte Gegengewicht im Portfolio sein. Wenn Du verstehst, wie die Spielregeln laufen, gibt Dir das Macht – nicht nur Meinung.

Bereit, gegen den Strom zu schwimmen?

Short Selling ist kein Spiel für Nervenschwache. Es erfordert Timing, Planung – und ein gutes Bauchgefühl für den Markt. Du hast jetzt gelernt, wie Du vom Kursrückgang profitieren kannst, worauf es ankommt – und warum Strategie wichtiger ist als Glück.

Also wie fängst Du an? Mit Herz, Kopf – und einem Demo-Konto. Sammle Erfahrungen ohne Risiko. Lerne aus Fehlern – aber im Trainingsmodus. Bau Dir Wissen auf, bevor echtes Kapital fließt. Denn wer planlos auf fallende Kurse setzt, spielt nicht clever – sondern unüberlegt.

Wenn Du Short Selling klug einsetzt, bekommst Du ein echtes Werkzeug an die Hand: zur Absicherung, zur Spekulation – und vor allem zum besseren Marktverständnis. Klar, es macht nervös. Aber hey – Stillstand war gestern.

Du glaubst, Du hast den Mut für den umgekehrten Weg? Dann wird es höchste Zeit, loszulegen. Smart. Überlegt. Und mit dem Ziel, es nicht nur anders – sondern besser zu machen.

FAQ zum Thema Short Selling für Einsteiger

Was bedeutet „Covern“ beim Short Selling?

„Covern“ ist der Moment, in dem Du Deine Short-Wette beendest: Du kaufst die vorher geliehene Aktie zurück – im Idealfall günstiger – und reichst sie beim Broker wieder ein. Timing ist hier kein nettes Extra – es ist der Schlüssel. Wer zu spät ist, zahlt drauf.

Welche Risiken hat Short Selling wirklich?

Ganz ehrlich? Es kann knallhart nach hinten losgehen. Während Du maximal 100 % Gewinn machen kannst, sind die Verluste nach oben theoretisch unbegrenzt. Kurzfristige Kurssprünge, Short Squeezes oder Margin Calls können Dein Depot regelrecht zerreißen. Und wenn Du keinen Stop-Loss setzt – selbst schuld.

Kann jeder Anleger Short Selling betreiben?

Prinzipiell ja – aber nicht ohne Voraussetzungen. Du brauchst einen Broker, der Short-Positionen ermöglicht – und meist auch Erfahrung, Kapital und ein geeignetes Risikoprofil. Als Anfänger mit Short Selling zu starten, sollte über ein Demokonto oder mit CFDs geschehen. So bleibst Du im sicheren Gewässer, bis Du schwimmen kannst.

Welche rechtlichen Vorgaben gelten in Deutschland?

Short Selling ist in Deutschland erlaubt – aber nur gedeckt. Sprich: Du musst die Aktie vorher tatsächlich leihen. Das sogenannte „naked short selling“ ist streng verboten. Die BaFin überwacht das genau – Infos dazu findest Du direkt auf ihrer Website: https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2023/fa_bj_2303_Short_Selling.html

Wie kann ich Verluste beim Short Selling begrenzen?

Ganz einfach: Setz Stop-Loss-Grenzen – und halte sie ein. Ein klar formuliertes Kurzziel, eine Exit-Strategie – das sind Deine Werkzeuge. Auf Intuition zu vertrauen ist hier brandgefährlich. Wer auf Glück hofft, hat im Short-Bereich schon verloren.

Erik Freutel

Mein Name ist Erik Freutel, Gründer von InsideTrading.de. Hier schreibe ich als Börsenbegeisterter über meine Erfahrungen als Trader, Investor und Wirtschaftsmathematiker.