Rollkosten sind keine echten Kosten! Es ist eine Art Preisdifferenz, die sich auf die Partizipation am Basiswert auswirken kann. Nachfolgend beschreibt die Partizipation, die Veränderung der Positionsgröße. Rollkosten können sowohl „Verluste“ als auch „Gewinne“ generieren.
Wie entstehen Rollkosten?
Schuld an den Rollkosten sind Kursdifferenzen, welche die an den Terminbörsen gehandelten Kontrakte zu einem bestimmten Zeitpunkt aufweisen können. Kaufen Sie beispielsweise einen DAX-Future (FDAX), dann hat dieser eine begrenzte Laufzeit (Verfallstermin bzw. Liefertermin). Der Verfallstermin ist immer der dritte Freitag des Liefermonats. Liefermonate sind der März, Juni, September und Dezember. Sollte der Freitag auf einen Feiertag fallen, so verfallen die Kontrakte schon am Donnerstag. Da an diesen Tagen auch weitere Finanzprodukte auslaufen, wird dieser Verfallstag auch oft als Hexensabbat bezeichnet.
Was passiert an einem solchen Verfallstermin und warum entstehen Rollkosten?
Die Rollkosten entstehen bei dem Übergang zwischen dem alten Future und dem neuen Future. Im Falle unseres Beispiels: Läuft unser DAX-Future (Future vs CFD) am dritten Freitag im März aus, können wir unsere Position in den neuen Future rollen. Die Preisdifferenz zwischen dem fairen Preis des neuen und alten Future werden als Rollkosten bezeichnet. Für unsere DAX-Future Position am Terminmarkt kann dieser Ersetzungsvorgang eine Auswirkung auf die erforderliche Margin (Geldmenge) haben. Denn es ist möglich, dass wir für dieselbe Partizipation eine geringere oder höhere Geldmenge benötigen. Die wirklichen Rollkosten sind also die Kommission, die zu entrichten ist, um die Future Position in dem selben Umfang aufrecht zu erhalten.
Contago – der nachfolgende Future ist teurer
Ist der Preis des nachfolgenden Futures teurer als der, in dem wir bisher investiert waren, so können wir uns – sollten mehr Sicherheiten verlangt werden – nur noch eine geringere Anzahl an Kontrakten von dem Geld kaufen. Investieren wir also dieselbe Geldmenge, so hat sich sowohl unsere Anzahl an Futures als auch unsere Partizipation verringert. Diese Situation wird als Contango bezeichnet.
Backwardation – der nachfolgende Future ist günstiger
Ist die Notierung des nächsten Future günstiger, dann kommt es zu einer umgekehrten Situation. Wir können uns je nach Margin Anforderungen nun mit dem Einsatz derselben Geldmenge mehr Future-Kontrakte kaufen. Die Partizipation am Basiswert ist also höher. Dieser Zustand wird als Backwardation bezeichnet.
Warum entstehen Rollkosten und wann kommt es dazu?
Rollkosten entstehen also, wenn durch Angebot und Nachfrage der Preis des Futures nicht seinem theoretischen Wert entspricht. Das heißt, wir bezahlen zu viel oder zu wenig für den neuen Future. Einen Rollgewinn generieren wir, wenn der Preis des neuen Futurs „zu niedrig“ ist. Handelt ein Future hingegen „zu hoch“, entstehen Rollverluste. Weitere Verluste können entstehen, wenn der Bid-Ask-Spread im neuen Future aufgrund von geringerer Liquidität sehr groß ist.
Rollkosten bei CFDs
Viele kennen CFDs nur als Kontrakte ohne Laufzeit und Verfallstermin (Endloskontrakte). Aber auch hier gibt es Ausnahmen, denn einige Contracts for Difference werden auf dem Future abgebildet. Dazu zählen des Öfteren Öl (WTI und Brent), Gold, Silber und der Bund-Future. Basiert ein CFD auf einem Future, so muss der CFD-Broker seine Kunden vor dem Auslaufen der Kontrakte informieren und anschließend die Kontrakte der Kunden vor der Fälligkeit umschichten. Das heißt beispielsweise die Positionen im März-Future schließen und gleichzeitig im Juni-Future eröffnen. Dieses veranlasst der Broker in der Regel schon ein paar Tage vor dem Auslaufen des Kontrakts. Bei diesem Rollvorgang kann es zu einem Preisunterschied im Basiswert kommen. Kontrakte mit einem weiter in der Zukunft liegenden Verfallstermin werden meistens zu einem höheren Preis gehandelt, als früher fällige Kontrakte. Dadurch erfolgt das Eröffnen der neuen Positionen zu einem höheren Preis als das Schließen der alten Positionen. Diese positive Preisdifferenz erfordert eine höhere Margin für das weitere Halten der Position. Zusätzlich kann es zu einem Stop Out kommen, falls sich bei dem höheren Basiswert ein Stopp Loss befand oder die Margin-Anforderungen auf dem Trading-Konto nicht ausreichten.
Der Rollover bei einem Knock Out:
Um die Rollkosten zu vergüten, werden die erwarteten Kosten, die pro Jahr für die Darstellung des Produktes anfallen, in den Preis des Produktes eingerechnet. Zum Zeitpunkt eines Ersetzungsereignisses wird die Differenz der Future Preise auf die Basis des Knock-Out-Produktes aufgeschlagen, beziehungsweise im Falle einer Backwardation Situation abgeschlagen. Der Zeitpunkt, zu dem der Future in dem Produkt ersetzt wird, ist in den Produkt-Prospekten festgelegt. Durch diesen Prozess erfolgt der Rollvorgang bei den Produkten neutral hinsichtlich des Gewinnes oder Verlustes in einer Position.
Grundsätzlich gilt, was auch immer für ein Produkt Sie handeln, sollten Sie sich mit den Eigenarten des Rollens bzw. Ersetzungsvorgänge beschäftigen. So erlebt man im Zweifelsfall kein „böses Erwachen“ , wenn es zu einem Ersetzungsereignis kommt.