Ein Tick (engl. „tick“) beschreibt die kleinste mögliche Kursveränderung eines Finanzinstruments – doch hinter diesem unscheinbaren Begriff steckt viel mehr: Tick Size, Tick Value, Liquidität, Kontraktgröße – und eine Menge Potenzial für Deine Tradingstrategie.
Wenn Du tradest – egal, ob Du gerade erst anfängst oder schon Erfahrung gesammelt hast – kommst Du an einem Begriff nicht vorbei: dem Tick. Kaum sichtbar und doch entscheidend, beeinflusst ein Tick, wie sich Kurse bewegen, wie groß Dein Risiko ist und wie hoch Deine Positionsgröße ausfallen sollte. Denn hinter dem simplen Konzept einer Preisveränderung verbirgt sich der feine Unterschied zwischen Gewinn und Verlust – vor allem bei schnellen Märkten oder großen Kontrakten.
Jeder Markt – ob Währungen, Aktien oder Futures wie der E-mini S&P 500 – hat seine eigene sogenannte Tick Size, also die Maßeinheit der kleinsten Kursbewegung. Kombiniert man diese mit der jeweiligen Kontraktgröße, ergibt sich der Tick Value – der konkrete Geldwert je Tick-Bewegung. Ein praktisches Beispiel? Beim Rohöl-Future kann ein einziger Tick 10 USD kosten. Und wenn sich der Markt mal schnell bewegt, summieren sich diese „kleinen“ Bewegungen rasant.
In diesem Artikel erfährst Du, was hinter dem Begriff Tick steckt – verständlich erklärt, mit konkreten Beispielen, Rechenformeln und Anwendungstipps für Deinen Handel.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Tick ist die kleinste mögliche Kursänderung eines Finanzmarkts – z. B. 0,25 Punkte bei einem E-mini S&P 500 Future, was pro Tick 12,50 USD bedeuten kann.
- Die Tick Size beeinflusst Spread, Liquidität und Orderverhalten – kleinere Ticks bringen oft engere Spreads, aber auch mehr Mikrobewegungen.
- Ohne Verständnis von Tick Value und Tick-Größen ist keine präzise Risikoberechnung oder sinnvolle Positionsgrößenplanung im Trading möglich.
Was ist ein Tick und warum ist er im Trading so entscheidend?
Ein Tick ist die kleinste handelbare Preisänderung eines Finanzinstruments. Klingt unspektakulär? Ist es aber nicht! Denn der Tick ist das Fundament jeder Preisbewegung – sei es in Futures, im Forex-Handel, bei CFDs, Aktien oder sogar bei Krypto. Ohne Tick passiert gar nichts: keine Kursveränderung, kein Trade, kein Gewinn… aber auch kein Verlust.
Nehmen wir wieder den E-mini S&P 500: Die Tick Size beträgt hier 0,25 Indexpunkte. Das ist nicht viel – aber mit einem Multiplikator von 50 USD ergibt das satte 12,50 USD je Tick. Es braucht also nur eine Handvoll Ticks, und da stehen plötzlich dreistellige Beträge im Raum. Gerade bei volatilen Märkten ist das kein unrealistisches Szenario.
Für Anfänger ist es deshalb extrem wichtig, die Macht eines einzelnen Ticks zu erkennen. Tick-Größen beeinflussen Deine Einstiegsstrategie und Dein Risiko – sie entscheiden, ob Du in einem Markt überhaupt sinnvoll unterwegs sein kannst oder ob Du Dich finanziell übernimmst.
Wie unterscheiden sich Tick Size, Tick Value und Kursbewegung?
Diese drei Begriffe sorgen oft für Verwirrung – dabei ist ihr Unterschied absolut entscheidend:
- Tick Size ist die minimale Preisänderung, die der Markt zulässt. Ein fixer Wert, den die Börse für jedes Instrument vorgibt. Beispiel: 0,25 Punkte im E-mini S&P 500.
- Tick Value gibt an, wie viel Geld eine einzelne Tick-Bewegung kostet. Formel: Tick Size × Kontraktgröße. Beispiel: 0,25 × 50 = 12,50 USD.
- Die Kursveränderung (z. B. 4200 auf 4201 Punkte) ist immer ein Ergebnis mehrerer Ticks – hier in dem Fall: 4 Punkte = 16 Ticks à 0,25.
Klingt komplizierter als es ist. Wichtig ist nur: Verwechsle nicht Größe mit Wert. Denn die Größenordnung einer Bewegung kann harmlos wirken – aber der finanzielle Effekt kann massiv sein.
Besonders spannend wird's im Forex-Bereich: Der EUR/USD bewegt sich normalerweise in 0,0001-Schritten (= 1 Pip), viele Broker zeigen aber schon 0,00001 an – das ist ein sogenannter Micro-Tick oder 0,1 Pip. Das zeigt: Tick Size ist nicht immer das, was Du auf den ersten Blick siehst. Prüfe also unbedingt Deinen Broker!
Wie berechnet man den Tick Value und warum ist er so wichtig?
Die Formel ist simpel – der Effekt kann gewaltig sein:
Tick Value = Tick Size × Kontraktgröße
Ein paar Beispiele, die klar machen, worum es geht:
- Öl-Future (CL): Tick Size = 0,01; Kontraktgröße = 1.000 → Tick Value = 10 USD
- Nasdaq-100 E-mini: Tick Size = 0,25; Multiplikator = 20 USD → Tick Value = 5 USD
- Gold Future (GC): Tick Size = 0,10 USD; Kontraktgröße = 100 → Tick Value = 10 USD
Was heißt das? Bewegst Du Dich im Öl-Future 10 Ticks in die richtige Richtung, hast Du 100 Dollar am Konto – oder eben minus 100, falls es gegen Dich läuft. Mehr Kontrakte = mehr Risiko = mehr Verantwortung. Deshalb ist der Tick Value so viel mehr als nur eine Zahl – er ist das Rückgrat Deines Risiko-Setups.
Nutze den Tick Value, um:
- die exakte Positionsgröße zu ermitteln
- Deinen Stop-Loss klar in Euro oder Dollar zu beziffern
- Dein Risikoverhältnis realistisch zu steuern
- Dich vor bösen Überraschungen durch schnelle Märkte zu schützen
Kurz gesagt: Wer den Tick Value nicht kennt, spielt Lotto. Und im Trading ist das selten eine gute Idee.
Wie beeinflusst die Tick Size den Spread und das Orderbuch?
Hier wird's besonders für Intraday-Trader interessant. Denn die Tick Size steuert viel mehr als nur die Preisabstände – sie beeinflusst, wie „feingliedrig“ sich ein Markt anfühlt und wie sich Orders im Buch verhalten.
Ein Markt mit großer Tick Size wirkt manchmal grob – die Spreads sind breiter, Preisstufen seltener. Beispiel aus dem Aktienhandel: Bei einer Tick Size von 0,01 EUR könnte der Bid bei 100,00 und der Ask bei 100,01 stehen = 1 Cent Spread. Wird die Tick Size auf 0,05 erhöht, wird auch automatisch der Spread größer – mindestens 5 Cent.
Mehr Tick-Stufen bedeuten aber nicht automatisch besseren Handel: Kleine Tick Sizes bringen mehr Flexibilität, Feintuning bei Orders – gerade für Scalping oder Algo-Trading wichtig – aber auch mehr Rauschen, was Interpretationen erschwert.
Folgende Auswirkungen solltest Du kennen:
- Liquidität: Mehr Preisniveaus ziehen mehr Order-Volumen an
- Matching & Execution: Bessere Ausführungen durch feinere Preisabstände
- Algo-Verhalten: Strategien richten sich stark nach der Tick Size
Wenn Deine Strategie mit Limit-Orders, kurzen Stops oder schnellen Trades arbeitet – dann ist die Tick Size keine Nebensache mehr, sondern ein Schlüsselfaktor für Deinen Entry.
Was sind Tick-Charts – und warum nutzen sie viele Daytrader?
Jetzt wird’s etwas spezieller – aber auch spannender: Tick-Charts. Diese zeigen nicht den zeitlichen Verlauf, sondern den Ablauf von Ticks oder Transaktionen. Ein 233er-Tick-Chart öffnet eine neue Kerze immer nach 233 gehandelten Ticks – egal, ob das 30 Sekunden oder fünf Minuten dauert.
Warum machen Trader das? Ganz einfach:
- Tick-Charts zeigen Marktdynamik pur – nicht bloß die Uhrzeit
- Du siehst Volumen-Impulse und Momentumwechsel schneller
- Noisy Zeiten lassen sich besser filtern, weil Zeitfaktor rausfällt
Ich persönlich habe jahrelang auf Tick-Charts getradet, vor allem bei DAX und Gold. Es fühlt sich an wie direkt am Puls des Marktes. Man erkennt plötzlich Bewegungen, die im Minutenchart völlig untergehen.
Aber Aufgepasst: Ein Tick-Chart braucht Handelsvolumen. In illiquiden Märkten ist er nutzlos – da kannst Du lange warten, bis sich mal wieder eine Kerze rührt. Also: Gut für Futures und Forex, weniger gut bei Nebenwerten oder exotischen Assets.
Warum ist das Thema Tick besonders wichtig für Anfänger?
Viele Anfänger stürzen sich in den Markt, kaufen einen günstigen CFD oder platzieren einen engen Stop – aber sie wissen nicht mal, was ein Tick kostet. Genau hier entstehen vermeidbare Fehler, die bares Geld kosten.
Ein echter Fall aus meinem Coaching: Ein Trader setzte im E-mini S&P 500 einen Stop bei 0,5 Punkten. Alles gut… dachte er. Bis ich ihm zeigte, dass das 2 Ticks = 25 USD pro Kontrakt bedeutet. Er hatte 5 Kontrakte offen – heißt: 125 USD Stop-Risiko. Erschrocken? Verständlich. Das hätte leicht schiefgehen können.
Deshalb: Gerade ein Thema wie der „Tick Value für Anfänger“ kann den Unterschied machen. Hier ein paar konkrete Tipps:
- Vor jedem Trade: Tick Value & Risiko durchrechnen
- Nutze Micro-Kontrakte, wenn Du klein starten willst (z. B. Micro E-mini)
- Arbeite mit Daten – z. B. Tick-Daten im Chart für mehr Marktgefühl
- Mach Deine Stops nicht nach Bauchgefühl, sondern auf Basis der Ticks
Und denk dran: Fehler machen ist okay – aber denselben Fehler zweimal zu machen ist Fahrlässigkeit.
Wo ist die Tick Size besonders relevant – Märkte und Besonderheiten
Tick ist nicht gleich Tick – je nach Markt kann sich die Tick Size drastisch unterscheiden. Ein kurzer Überblick zeigt, warum Du immer genau hinschauen solltest:
- DAX-Future (FDAX): 0,5 Punkte pro Tick → 12,50 EUR
- EUR/USD Forex: 0,00001 (= 0,1 Pip je nach Broker), Tick Value je nach Lotgröße
- Gold Future (GC): 0,10 USD Tick Size → 10 USD Value
- Bitcoin-Futures (CME): 5 USD Tick Size → 25 USD Value
Selbst bei Brokern gibt’s Unterschiede – bei CFDs, Futures, Forex – nichts ist immer gleich. Gerade bei Mikro- oder Standardkontrakten musst Du genau checken, was zählt.
Beispiel SPY-ETF: Mix aus Aktientick (0,01 USD) und hoher Liquidität. Hier kann eine unbedachte Order auslösen – mit Slippage, die mehr kostet als gedacht. Also: Tick-Größe prüfen, selbst bei scheinbar „harmlosen“ Assets.
Welche Rolle spielt die Tick Size im Risikomanagement?
Ohne Tick-Größe fliegt Dir Dein Risikomanagement früher oder später um die Ohren. Ganz direkt – ohne Tick Value weißt Du NICHT:
- Wie groß Dein Stop in GELD ist
- Wie groß Deine Positionsgröße sein DARF
- Wie viel Du bei einem Trade maximal verlierst
Die Lösung? Eine stringente Berechnung:
- Finde den exakten Tick Value Deines Instruments
- Lege fest, wie viele Ticks Dein Stop abdecken soll
- Lege Dein max. Risiko pro Trade in Dollar oder Euro fest
- Teile Risiko ÷ Stop-Risiko = zulässige Kontraktanzahl
Das heißt: Du passt nicht Deinen Stop an Dein Gefühl an – Du passt Deine Positionsgröße an Deine Risikotoleranz an. Das ist echtes Risikomanagement. Alles andere ist Glücksspiel.
Tipp aus der Praxis: Baue Dir ein Excel-Sheet oder nutze ein Trading-Tool, in dem Du alle Ticksizes & Values einträgst – für Deine wichtigsten Märkte. In hektischen Phasen zählt jede Sekunde – und Du willst sicher nicht rechnen müssen, wenn der Markt schon rennt.
Fazit: Ein kleiner Tick mit großer Wirkung
Winzig, aber mächtig. Der Tick ist zwar nur der kleinste Schritt im Kursverlauf – aber er kann über Deinen Erfolg entscheiden. Ob Du Futures, Forex oder CFDs handelst: Die Tick Size und der Tick Value bestimmen, wie viel Du riskierst und wie bewusst Du Deine Strategie steuerst.
Also: Unterschätze diesen „Technikalität“ nicht. Ein falsch kalkulierter Tick kann Deine Kalkulation ruinieren – ein bewusst geplanter Tick dagegen Dein Tool für überlegtes Trading sein.
Mein klarer Rat: Mach Dir zur Gewohnheit, vor jedem Trade den Tick Value zu prüfen. Rechne Deine Ticks durch. Und frage Dich bei jedem Entry: „Kann ich mir diese Bewegung wirklich leisten?“ Denn 20 Ticks sehen auf dem Chart klein aus… aber auf Deinem Konto kann das eine ganz andere Wucht haben.
Wer den Tick versteht, der hat nicht nur die Mathematik im Griff – sondern auch das Risiko fest im Blick.
FAQ zum Thema Tick im Trading
Was ist der Unterschied zwischen Tick Size und Tick Value?
Die Tick Size ist die minimale Kursveränderung in einem Markt, z. B. 0,25 Punkte beim E-mini S&P 500. Der Tick Value sagt Dir, wie viel Geld das in echt bedeutet – im selben Beispiel sind dies 12,50 USD bei einem Kontrakt. Eine kleine Bewegung – aber mit echtem Preisetikett.
Wie berechne ich den Tick Value?
Ganz einfach: Tick Size × Kontraktgröße – das ergibt Deinen Tick Value. Beispiel Öl-Future: 0,01 × 1.000 = 10 USD. Klingt simpel, ist aber essenziell. Rechne lieber einmal zu viel als einmal gar nicht – denn das kann teuer werden.
Warum ist der Tick wichtig für mein Risikomanagement?
Weil jeder Tick bares Geld bedeutet. Wenn Du weißt, wie viele Ticks Dein Stop umfasst – und was ein Tick kostet – kannst Du genau bestimmen, wie viele Kontrakte Du handeln darfst, ohne Dein Limit zu sprengen. Risikomanagement ohne Tick-Wissen? Reine Glückssache.
Kann sich die Tick Size je nach Markt ändern?
Aber ja! Jeder Markt hat eigene Regeln. DAX-Futures nutzen andere Tick-Größen als Krypto-Assets oder Devisenpaare. Sogar je nach Broker kann’s unterschiedliche Tick-Einheiten geben – z. B. durch „fractional pip“-Angebote. Immer zweimal hinschauen, dann bist Du sicher.
Welche Instrumente haben besonders kleine Ticks?
Typisch klein sind Märkte wie EUR/USD im Forex (0,00001), Micro Futures (z. B. Micro E-mini), oder hochliquide Aktien und ETFs wie Apple oder SPY mit 0,01 USD-Tick. Aber Achtung: Kleine Tick Size = mehr Trades ≠ weniger Risiko! Oft nerven Dich diese Märkte gerade deshalb, weil's so viel Bewegung auf kleiner Fläche gibt.