Was ist ein Slippage? Definition und Erklärung

Verfasst von Erik Freutel, Wirtschaftsmathematiker & aktiver Trader seit 2012

Zuletzt überprüft am 12. April 2025

Was ist ein Slippage? Definition und Erklärung

Du klickst auf „Kaufen“ oder „Verkaufen“ – rechnest fest mit einem bestimmten Preis – und zack: Die Order wird zu einem ganz anderen Kurs ausgeführt. Das ist kein Fehler im System, sondern ein Phänomen mit dem Namen: Slippage. Wenn Du schon mal gedacht hast, „Warum wurde mein Trade nicht zum angezeigten Preis ausgeführt?“, dann bist Du diesem unsichtbaren Risikofaktor im Trading bereits begegnet.

Slippage passiert schneller als Du "Orderausführung" sagen kannst – besonders in volatilen Märkten wie bei Kryptowährungen, Aktien oder Devisen. Es ist die Differenz zwischen dem Preis, den Du eigentlich erwartet hast, und dem Kurs, zu dem Deine Order am Ende wirklich ausgeführt wurde. Und das kann weh tun – oder im besten Fall sogar ein seltener Glücksfall sein.

Viele Trader unterschätzen die Bedeutung von Slippage. Dabei beeinflusst es direkt Deine Rendite – mal minimal, mal deutlich spürbar. Slippage ist nicht nur eine technische Eigenheit des Marktes, sondern auch ein zentrales psychologisches und strategisches Element. Je häufiger Du handelst und je kurzfristiger Deine Strategien sind, desto stärker wirkt sich Slippage auf Deine Performance aus. Scalper und Daytrader kennen dieses Phänomen besonders gut, denn bei ihnen zählt oft jeder Cent.

In diesem Artikel erfährst Du nicht nur, was Slippage genau ist, sondern auch, wie es entsteht, welche Rolle Marktvolatilität und Orderarten spielen – und, noch wichtiger: wie Du Slippage gezielt minimierst. Mit echten Beispielen, klaren Empfehlungen und einem ungeschönten Blick auf die Realität der Orderausführung. Zusätzlich beleuchten wir, welchen Einfluss moderne Technologien und Handelsplattformen haben, wie sich Slippage psychologisch niederschlägt und welche historischen Vorfälle das Thema in der Vergangenheit bereits aufgeworfen haben.

Was bedeutet Slippage im Trading? Definition + Grundlagen

Slippage ist die Differenz zwischen dem erwarteten Preis und dem tatsächlichen Ausführungspreis einer Order. Sagen wir, Du planst, eine Aktie für 18,00 Euro zu kaufen – aber als Deine Order tatsächlich ausgeführt wird, zahlst Du 18,20 Euro. Diese 20 Cent Unterschied nennen Trader Slippage.

Der Begriff stammt aus dem englischen Sprachgebrauch und bedeutet übersetzt so viel wie „Rutschen“ oder „Gleiten“. Und genau das passiert: Deine Order „rutscht“ auf dem Weg zur Ausführung zu einem anderen Kurs – nach oben oder unten.

Entscheidend ist: Slippage kann sowohl positiv als auch negativ ausfallen. Bei positiver Slippage wird Deine Order besser ausgeführt als gedacht (z. B. ein Kauf zu einem niedrigeren Preis). Bei negativer Slippage passiert das Gegenteil. Während positive Slippage überraschend erfreulich sein kann und sogar gezielt genutzt werden kann, ist negative Slippage meist ein kostenintensiver Störfaktor im aktiven Handel.

Ein relevanter Punkt, der häufig übersehen wird, ist die Abhängigkeit von Handelsinstrument und Marktumfeld: In sehr liquiden Märkten wie etwa EUR/USD oder großen Blue-Chip-Aktien kommt Slippage seltener vor, weil viele Orders im Orderbuch liegen und der Spread gering ist. Bei exotischen Kryptowährungen oder Penny Stocks hingegen kann eine geringe Order das Gleichgewicht stören – und schon rutscht der Kurs einige Prozentpunkte in eine Richtung, bevor Deine Order abgearbeitet wird.

Zudem unterscheidet man zwischen impliziter und expliziter Slippage. Explizite Slippage ist unmittelbar sichtbar: Du gibst eine Order zu 18,00 Euro ein, zahlst jedoch 18,20 Euro. Implizite Slippage hingegen bleibt „versteckt“, etwa wenn sich durch die Marktdynamik die Ausführung verzögert und Du dadurch einen schlechteren Marktzeitpunkt triffst, selbst wenn der Kurs scheinbar passt.

Slippage passiert nicht immer, aber wenn es passiert, kann es den Unterschied zwischen einem Break-even-Trade und einem Verlust bringen.

Wie sieht Slippage in der Praxis aus? Anhand eines Beispiels erklärt

Du siehst einen Bitcoin bei 25.000 EUR. Du willst einsteigen und klickst auf „Kaufen“. Nur einen Wimpernschlag später wird Deine Order bei 25.150 EUR ausgeführt. Warum?

In genau diesem Moment hat jemand anders einen größeren Kaufsauftrag platziert – der Preis hat reagiert, und Deine Order ist zum neuen Marktpreis durchgerutscht. Vor allem in starken Bewegungsphasen wie während der Veröffentlichung von Wirtschaftsdaten, FOMC-Statements oder Unternehmenszahlen ist das keine Seltenheit.

Ein Praxisbeispiel aus dem Insidetrading-Alltag:

Ein Nutzer auf unserer Plattform wollte am Kryptomarkt schnell auf einen Hype reagieren. Der Einstiegspunkt schien günstig. Doch während er seine Order absendete, zog der Preis um 2,5 % nach oben. Die Order wurde ausgeführt – aber zu einem Kurs, der bereits einen beachtlichen Teil der Rendite vernichtete.

Noch drastischer zeigt sich das bei sogenannten illiquiden Märkten. Stell Dir vor, Du willst 5.000 Aktien eines Nebenwerts kaufen. Der angezeigte Kurs beträgt 3,50 €. Da nur 1.000 Stück zu diesem Kurs im Orderbuch liegen, kauft Dein Broker automatisch weitere Stücke zu den nächstbesten Kursen – etwa 3,55 €, 3,60 € und 3,65 €. Damit zahlst Du im Durchschnitt deutlich mehr als den Einstiegskurs – und das rein durch Slippage.

Hier greifen auch technische Verzögerungen: Manche Broker besitzen keinen direkten Marktzugang (DMA), sondern führen Orders intern oder über Zwischenhändler aus. In dieser Zwischenzeit entsteht zusätzliches Slippage. Gerade im Hochfrequenzhandel entscheiden Millisekunden; wer hier nicht mit der besten Technologie spielt, verliert systematisch durchschnittlich kleine Beträge – die sich über viele Trades zu erheblichen Summen addieren.

Warum passiert Slippage? Die Funktionsweise im Detail

Slippage entsteht, wenn sich der Marktpreis zwischen dem Absenden Deiner Order und deren Ausführung verändert. Das kann Millisekunden dauern – aber genau in diesem kleinen Zeitfenster entscheidet sich der finale Preis.

Dabei wirken drei Hauptfaktoren zusammen:

  1. Marktvolatilität: Hohe Schwankungen führen zu schnellen Preisbewegungen. Nachrichten wie Zinsentscheidungen, Inflationsdaten oder geopolitische Spannungen lassen Kurse sprunghaft reagieren. Während Du noch den Kurs analysierst, hat sich dieser längst geändert.
  2. Liquidität: In einem Markt mit geringer Liquidität reichen schon kleinere Orders, um den Kurs spürbar zu beeinflussen. Wenig Angebot trifft auf viel Nachfrage – der Preis zieht an, noch bevor Deine Order abgearbeitet ist.
  3. Orderausführung und Technik: Broker und Handelsplattformen greifen auf verschiedene Technologien zurück. Manche Händler nutzen sogenannte Smart-Order-Router, die Aufträge gleichzeitig an verschiedene Handelsplätze senden. Andere verlassen sich auf den schnellsten Ausführungsweg. Hier entscheidet Technologie über Wettbewerbsfähigkeit – ein Bereich, der besonders im professionellen Hochfrequenz-Handel mit riesigen Summen optimiert wird.

Zusätzlich beeinflussen auch Netzwerkverbindungen, Server-Standorte und Latenzzeiten die Geschwindigkeit Deiner Orderübertragung. Trader, die beispielsweise Rechenzentren in Börsennähe nutzen oder über VPS (Virtual Private Servers) traden, senken ihr Risiko für technische Slippage drastisch.

Typischerweise fällt Slippage deutlicher aus:

  • kurz nach Marktöffnung (beispielsweise an US-Börsen um 15:30 Uhr MEZ)
  • bei wichtigen Wirtschafts-News (z. B. US-Arbeitsmarktdaten)
  • in Märkten mit niedriger Liquidität (Altcoins, Nebenwerte, exotische Währungspaare)

Insidetrading-Tipp: Beobachte den Bid/Ask-Spread – also die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufszeitpunkt. Je größer der Spread, desto größer ist auch das Slippage-Risiko. Ein plötzlich auseinanderlaufender Spread kann ein Hinweis für drohende Slippage sein – oder eine Gelegenheit, sich zurückzuhalten.

Was sind die Vor- und Nachteile von Slippage im Trading?

Die Vorteile – ja, die gibt es wirklich

Überraschenderweise ist Slippage nicht per se etwas Schlechtes. In Einzelfällen kann positive Slippage auftreten – wenn Deine Kauforder zum Beispiel unter dem Zielpreis ausgeführt wird oder Deine Verkaufsorder über Deinem Limit.

Das klingt zunächst banal, kann aber bei großen Positionsgrößen einen spürbaren Unterschied machen. Du erwartest, 5.000 Aktien zu je 10 € zu verkaufen – und bekommst stattdessen 10,20 €. Das sind 1.000 € Gewinn zusätzlich – verursacht durch Marktbewegung zu Deinen Gunsten. Solche Situationen treten unter bestimmten Marktbedingungen auf, zum Beispiel bei limitierter Konkurrenz oder im Zuge spontaner Nachfrageüberschüsse.

Gerade bei sehr liquiden Werten und günstigen Zeitpunkten kann positive Slippage zum echten Turbo für Deine Rendite werden. Algorithmen großer Broker nutzen sogenannte „Price Improvement“-Technologien, um Orders möglichst günstig für den Kunden auszuführen – wenn Du davon profitierst, ist positive Slippage der stille Partner im Hintergrund.

Die Nachteile – und warum Slippage häufig unterschätzt wird

Die Kehrseite ist Dir sicher bestens bekannt: negative Slippage. Die „unangenehme“ Form führt dazu, dass Trades zu schlechteren Konditionen ausgeführt werden als vorgesehen. Und das schmerzt – besonders bei häufigem Trading mit enger Kalkulation oder beim Trading auf Margin.

Ein paar Prozent Slippage können:

  • einen gut geplanten Trade in einen Verlust verwandeln
  • Deine Einstiegsanalyse komplett verfälschen
  • bei kurzfristigem Scalping sämtliche Gewinne auffressen

Besonders tragisch ist, dass Slippage oft unbewusst akzeptiert wird – viele Händler betrachten die Ausführung als gegeben, vergleichen aber nicht aktiv den geplanten mit dem realisierten Kurs. Dadurch schleichen sich stille Verluste ein – nicht groß genug für einen Aufschrei, aber regelmäßig genug, um langfristig Deine Rendite zu zermürben.

Psychologisch setzt negative Slippage zusätzlich unter Druck: Wer mehrfach in Serien schlechter ausgeführt wird, verliert Vertrauen in das Setup – oder handelt vorsichtiger, zurückhaltender, was wiederum Performance kosten kann. Es entsteht ein Teufelskreis zwischen Angst, Chaos-Trading und weiteren Verlusten.

Wie minimierst Du Slippage effektiv? Praktische Tipps aus dem Trading-Alltag

Als Trader in der InsideTrading-Community bekommst Du keine leeren Versprechen, sondern praxiserprobte Methoden. Slippage ist real – aber auch kontrollierbar.

  1. Nutze Limit-Orders anstelle von Market-Orders

Market-Orders garantieren Ausführung, aber nicht den Preis. Limit-Orders hingegen legen eine feste Grenze fest – eine Art Schutzlinie. Der Nachteil: Die Order wird nur ausgeführt, wenn genug Liquidität vorhanden ist. Aber für viele Trader überwiegt der Vorteil: Kontrolle. Wenn Du weißt, zu welchem Preis Du kaufen oder verkaufen wirst, kannst Du Deine Strategie sauberer umsetzen. Moderne Plattformen bieten auch kombinierte Ordertypen wie Stop-Limit, die beide Vorteile vereinen.

  1. Vermeide Trades zu Nachrichtenzeiten und bei hoher Volatilität

So verlockend Volatilität auch scheint – die extreme Preisbewegung lässt Slippage-Risiken durch die Decke gehen. Halte Dich bei großen Impuls-News gern kurz zurück und warte ab, bis sich der Markt etwas beruhigt hat.

Insider wissen: Es sind nicht die Minuten während der Pressekonferenz, sondern die Folgekerzen danach, die planbares Momentum bieten – meist mit besserer Orderausführung.

  1. Lege eine Slippage-Toleranz fest

Einige Broker bieten die Möglichkeit, eine maximale Abweichung vom Zielpreis einzugeben – sogenannte Slippage-Toleranzen. Nutze diese Funktion, um Deine Risikobandbreite zu begrenzen. Bei Stop-Orders oder mobilen Apps besonders sinnvoll, um im hektischen Umfeld nichts dem Zufall zu überlassen.

  1. Trade liquide Märkte

Eng gefasste Spreads, hohe Umsätze, viele Marktteilnehmer – je liquider der Markt, desto geringer das Slippage-Risiko. Major-Forex-Paare, liquide Aktien oder große Kryptowährungen wie Bitcoin & Ethereum bieten dafür meist die besten Voraussetzungen.

  1. Achte auf die Uhrzeit

Gefühlt jeder zweite Slippage-Schock passiert kurz nach Markteröffnung oder vor Wirtschaftsnews. Mit etwas Erfahrung erkennst Du schnell typische Hochrisiko-Zeiten – und meidest sie gezielt.

Persönlicher Erfahrungswert: Nach über 300 durchgeführten Trades im Kryptosegment habe ich irgendwann angefangen, konsequent mit Limit-Orders zu arbeiten. Die Verbesserung in der Performance war enorm – weniger Überraschungen, weniger Stress, bessere Kontrolle. Manchmal wird eine Order dann eben nicht ausgeführt – aber das Risiko schlechter Preise entfällt komplett.

FAQ zum Thema

Was ist positive Slippage?

Positive Slippage bezeichnet eine Situation, in der Deine Order besser ausgeführt wird als geplant. Beispiel: Du willst eine Aktie zum Kurs von 30,00 € verkaufen – und bekommst 30,15 € dafür. Die Preisabfrage beim Broker hat noch mit einem älteren Kurs gerechnet, während der Markt sich in Deine Richtung bewegt hat. Das ist selten, aber bei ruhigen Märkten mit starker Nachfrage absolut möglich. Besonders bei Broker-Plattformen mit direktem Zugang zum Marktplatz (DMA) steigt die Chance auf solche „Price Improvments“.

Wie kann man Slippage minimieren?

Am effektivsten minimierst Du Slippage, wenn Du:

  • Limit-Orders statt Market-Orders verwendest
  • bewusst volatile Phasen meidest (z. B. kurz nach News oder Börseneröffnungen)
  • Slippage-Toleranzen beim Broker einrichtest
  • in Märkten mit hoher Liquidität aktiv bist (wie Bitcoin, EUR/USD oder DAX-Aktien)
  • technische Störungen oder Verzögerungen durch Handel über stabile Plattformen vermeidest

Ein ruhiger, strukturierter Trading-Plan hilft Dir ebenfalls, nicht aus dem Reflex zu handeln – denn hektisches „Nachziehen“ ist einer der Hauptgründe für übermäßige Slippage. Zusätzlich lohnt sich ein Vergleich von Brokern: Manche Anbieter garantieren eine bestimmte Orderausführung oder bieten „No Slippage“-Modelle gegen Aufpreis an.

Schluss mit dem Rutschen: So beherrschst Du Slippage statt umgekehrt

Slippage ist kein Mythos – sondern ein fester Bestandteil jeder echten Markterfahrung. Wer glaubt, es „passiert nur anderen“, wird früher oder später teuer dazulernen. Was Du aus diesem Artikel mitnehmen solltest: Slippage lässt sich zwar nicht vollends ausschalten, aber mit Wissen, Timing und der richtigen Orderstrategie effektiv kontrollieren.

Wenn Du also das nächste Mal den Finger über dem „Kaufen“-Button schweben lässt, erinnere Dich: Der angezeigte Preis ist eine Momentaufnahme – keine Garantie. Stell Dir selbst die Frage: Möchtest Du den Preis um jeden Preis – oder lieber zu Deinen Bedingungen?

Mit Limit-Orders, vorausschauender Planung, technologischer Optimierung und einem Gespür für Marktphasen kannst Du Slippage von einem Risiko in einen kalkulierbaren Faktor verwandeln. Perfekte Trades gibt es nicht. Aber es gibt clevere – und dazu gehört, Slippage nicht länger zu ignorieren, sondern aktiv einzuplanen.

Was war Dein bisher schlimmstes Erlebnis mit Slippage – oder hattest Du schon mal Glück? Teile Deine Erfahrung in den Kommentaren!

Erik Freutel

Ich bin Erik Freutel und blogge jetzt! Hier schreibe ich aus der Sicht eines Wirtschaftsmathematikers, Börseninteressierten und Online-Marketers über meine Erfahrungen und Interessen als Unternehmer und Investor.