Was ist der RSI? Definition und Erklärung

Was ist ein RSI? Definition und Erklärung

Stell Dir vor, Du könntest auf einen Blick erkennen, wann ein Markt überhitzt ist – oder wann er kurz davorsteht, sich zu erholen. Genau hier kommt der RSI ins Spiel – der Relative Strength Index. Kein esoterisches Börsenhexenwerk, sondern ein bewährtes, ziemlich cleveres Tool, das viele erfahrene Trader täglich nutzen. Der RSI hilft Dir, fundierte Entscheidungen zu treffen, anstatt nur nach Bauchgefühl oder wilden Spekulationen zu handeln. Und das Beste: Er funktioniert in nahezu jedem Markt – ob Aktien, Krypto oder Forex.

Der RSI zeigt Dir, wie stark die Dynamik hinter einem Kurs ist – also das sogenannte Momentum. Entwickelt wurde er übrigens schon in den 70ern von einem echten Analyse-Pionier: J. Welles Wilder. Was damals eine kleine Revolution in der Chartanalyse war, ist heute fester Bestandteil der Trading-Werkzeugkiste. Die breite Anwendung liegt nicht nur an seiner Einfachheit, sondern auch daran, dass er in den meisten Charting-Programmen bereits integriert und sofort einsatzbereit ist. Selbst institutionelle Investoren und algorithmische Handelssysteme nutzen RSI-Signale zur Entscheidungsfindung.

Doch der RSI ist kein einfacher Glückszeiger. Du musst ihn verstehen, richtig lesen und – ganz wichtig – im richtigen Kontext anwenden. In diesem Artikel erfährst Du, wie er funktioniert, wie man ihn berechnet, was er Dir wirklich verrät und wie Du ihn effektiv in Deine Strategie integrierst. Los geht’s mit den wichtigsten Punkten auf einen Blick – ideal, wenn Du nur wenig Zeit hast oder sofort Mehrwert suchst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der RSI misst die Stärke der Kursbewegung, indem er durchschnittliche Gewinne mit Verlusten ins Verhältnis setzt – auf einer Skala von 0 bis 100. Werte über 70 deuten eine überkaufte, unter 30 eine überverkaufte Marktlage an. Dies signalisiert mögliche Übertreibungen und liefert Hinweise auf bevorstehende Korrekturen oder Erholungen.

  • 14 Tage gelten als Standard-Zeitraum für den RSI. Dieser lässt sich aber individuell anpassen – je nachdem, ob Du kurzfristig oder langfristig handeln willst. Kürzere Perioden zeigen empfindlichere, aber auch volatilere Signale, während längere Perioden mehr Glättung bieten und besonders für Investoren mit längerem Zeithorizont geeignet sind.

  • 77 % der aktiven Trader nutzen den RSI, meist in Kombination mit anderen Indikatoren – etwa MACD, gleitende Durchschnitte oder Chartmuster – um Fehlsignale zu vermeiden und präzisere Entscheidungen zu treffen. Der RSI alleine ist stark, aber im Team mit weiteren Werkzeugen wird er noch effektiver.

Was ist der Relative Strength Index genau?

Der Relative Strength Index – oder kurz RSI – gehört zur Familie der sogenannten Momentum-Indikatoren. Das heißt, er misst die Geschwindigkeit und Stärke einer Kursbewegung. Hinter diesem zunächst abstrakt klingenden Konzept steckt ein klarer Nutzen: Der RSI hilft Dir bewertbar einzuschätzen, ob ein Markt überkauft oder überverkauft ist. Ein Blick auf die RSI-Skala (von 0 bis 100) genügt, um ein erstes Gefühl für die aktuelle Marktverfassung zu bekommen. Diese einfache Darstellung abstrahiert die komplexen Kursbewegungen zu einer verständlichen Grafik, die sich auch ohne tiefe Mathematik-Kenntnisse anwenden lässt.

Erfunden wurde der RSI 1978 vom US-amerikanischen Ingenieur und Börsianer J. Welles Wilder, der unter anderem auch Indikatoren wie den Average True Range (ATR) oder den Parabolic SAR entwickelt hat. Schon damals war sein Anliegen, Indikatoren zu schaffen, die technische Analyse messbarer und praktischer machen – insbesondere für Trader, die unter unsicheren Marktbedingungen Entscheidungen treffen müssen. Seine Methode wird heute nicht nur im klassischen Aktienmarkt, sondern auch im Kryptohandel, im Devisenmarkt (Forex) und bei Rohstoffen angewendet.

Das Geniale am RSI: Du bekommst nicht bloß einen Richtungspfeil, sondern ausgewertete historische Daten in komprimierter Form. Damit ist er weit mehr als nur eine Linie auf dem Chart – er liefert kontextbasierte Einschätzungen über Kauf- oder Verkaufsbedingungen, die sonst oft im Verborgenen bleiben. Der RSI ist also eine Art Frühwarnsystem, das durch seine mathematische Grundlage objektive Hinweise gibt – fernab emotionaler Marktpanik oder Hypes.

Wie funktioniert der RSI? Und wie wird er berechnet?

Auf den ersten Blick sieht der RSI aus wie eine einfache Kurve unterhalb eines Charts. Aber was da visualisiert wird, hat es in sich – denn es handelt sich um eine mathematisch fundierte Auswertung vergangener Kursentwicklungen. Der RSI wird folgendermaßen berechnet:

  1. Zuerst werden die durchschnittlichen Gewinne und Verluste der vergangenen N Zeiträume berechnet – der RSI nutzt standardmäßig 14 Perioden. Das bedeutet: Man beobachtet, wie viele der letzten Tage mit einem Kursplus oder Minus endeten und wie hoch diese Tagesbewegungen jeweils waren.

  2. Dann bildet man aus diesen Werten das sogenannte Relative Strength (RS) – also das Verhältnis von Durchschnittsgewinn zu Durchschnittsverlust:
    ( RS = frac{text{Durchschnittlicher Gewinn}}{text{Durchschnittlicher Verlust}} )

  3. Schließlich wird daraus der RSI-Wert berechnet:
    ( RSI = 100 – left( frac{100}{1 + RS} right) )

Das Ergebnis ist ein Wert zwischen 0 und 100. Die gängigen Schwellen sind:

  • >70 = überkauft: Der Markt ist überhitzt, viele Käufer sind bereits investiert – eine Korrektur könnte bevorstehen
  • <30 = überverkauft: Der Markt steht unter Verkaufsdruck, mögliche Erholungssignale deuten sich an

Dazwischen (zwischen 30 und 70) liegt die sogenannte „neutrale Zone“. Diese Zone ist besonders spannend: Sie wird häufig von institutionellen Tradern beobachtet, um relevante Übergänge frühzeitig zu erkennen. In Phasen von Konsolidierung oder Richtungswechsel ist der RSI innerhalb dieser Zone besonders aussagekräftig.

Es ist wichtig zu beachten, dass der RSI ein sogenannter nachlaufender Indikator ist – die Datenbasis stammt aus der Vergangenheit. Dennoch ermöglicht die smarte Berechnung eine erstaunlich frühzeitige Tendenzanalyse, gerade in Kombination mit Volumen oder Preisformationen.

Was sagt der RSI wirklich aus?

Jetzt kommt’s: Der RSI zeigt nicht einfach nur „hoch“ oder „runter“, sondern wie stark der aktuelle Preisdruck in eine Richtung ist – und ob er im Verhältnis zur Vergangenheit außerordentlich ist. Das Ergebnis ist ein normierter Wert, der über den Daumen sagt: „Dieser Preisanstieg/-rückgang war im Vergleich zu vorherigen Perioden extrem.“ Dadurch eignet sich der RSI hervorragend als Grundlage für Wahrscheinlichkeitsprognosen – etwa ob eine Rally weitergeht oder eine Erholung folgt.

Stell Dir vor, eine Aktie ist vier Wochen lang ordentlich gestiegen, und Du fragst Dich: „Soll ich jetzt noch rein, oder bin ich zu spät?“ Wenn der RSI bei 75 liegt, ist das ein klares Warnzeichen: Viele sind schon long, das Umkehrpotential steigt. Du kannst jetzt überlegen: Lohnt es sich, auf einen Pullback zu warten? Diese reflektierte Analyse verhindert impulsive Fehlentscheidungen – ein großer Vorteil gegenüber rein fundamentalen Einschätzungen.

Ein anderes Beispiel: Ein Krypto-Asset ist nach einem Kursrutsch stark gefallen, und plötzlich taucht ein RSI unter 30 auf. Das könnte ein Kaufsignal sein – aber (und das ist wichtig): niemals alleinstehend interpretieren. Gerade volatile Assets wie Bitcoin oder Altcoins können überverkauft erscheinen, obwohl der Markt noch weiter fällt. Deshalb solltest Du immer zusätzliche Bestätigung suchen – sei es durch Volumen-Analysen, Candlestick-Formationen oder gleitende Durchschnitte.

RSI Beispiel aus der Praxis: Wie man Kauf- und Verkaufssignale erkennt

Bei InsideTrading analysieren wir häufig reale Trades auf Basis bekannter Indikatoren. Hier ein einfaches, aber typisches Szenario aus dem Alltag:

Nehmen wir die Aktie von Tesla. Der Kurs steigt über mehrere Wochen, zieht in kurzer Zeit noch mal um 15 % an. Du schaust auf den RSI – dieser liegt bei 73. Gleichzeitig zeigen sich Schwäche-Signale in anderen Indikatoren (z. B. MACD-Kreuz nach unten, abnehmendes Handelsvolumen). Es ist kein Beinbruch, aber Du überdenkst Deinen Einstieg. Statt jetzt zu kaufen, wartest Du auf eine mögliche kurze Korrektur – bei RSI-Werten um 50 wäre das Risiko deutlich geringer und das CRV (Chance-Risiko-Verhältnis) attraktiver.

Oder andersrum: Ein kleiner Nebenwert aus dem DAX-Universum bricht ein, verliert in zwei Tagen über 10 %. Viele verkaufen panisch. Du schaust auf den RSI – 28 Punkte. Kein Garant für einen Boden, aber es könnte ein Einstiegschance sein. Du prüfst zusätzlich das Volumen, ein Hammer-Candle taucht auf, vielleicht sogar eine positive Divergenz beim MACD. Klassisches Szenario, in dem der RSI ein wertvolles Werkzeug liefern kann.

In beiden Fällen siehst Du deutlich: Der RSI allein gibt eine Richtung vor, doch die tatsächliche Handlung ergibt sich in der Kombination mit weiteren Analyseelementen. So lassen sich Risiken minimieren und solide Setups erkennen, die auch Backtesting bestehen.

Vorteile und Nachteile des RSI im Trading

Wie jedes Tool hat auch der RSI Licht und Schatten. Aber genau das ist sein Reiz – in Kombination wird aus dem Einzelindikator eine polyvalente Analysewaffe.

Vorteile:

  • Einfach zu interpretieren: Gerade für Einsteiger sehr intuitiv. Wer die 70/30-Regel versteht, beherrscht schon das Grundlagenkonzept.
  • Universell einsetzbar: Funktioniert im Aktien-, Forex- und Kryptomarkt sowie auf allen Zeiteinheiten, vom 5-Minuten-Chart bis zum Monats-Chart.
  • Gute Ergänzung zu anderen Tools wie MACD, Bollinger Bands oder gleitenden Durchschnitten: Diese Kombination erhöht die Qualität guter Einstiege.
  • Erkennt schnell Über- oder Untertreibungen im Marktgeschehen: Besonders hilfreich bei emotional getriebenen Märkten.

Nachteile:

  • Fehlsignale in Seitwärtsmärkten oder volatilen Phasen: Der RSI reagiert dort oft überempfindlich und kann falsche Umkehrsignale liefern.
  • Kein vollständiger Trendindikator – zeigt keine Richtung, sondern Konstitution: Für Trendfolge-Strategien ist er allein nicht ausreichend.
  • Überkauft heißt nicht zwangsläufig sinkender Kurs – Märkte können „länger irrational bleiben“: Ein RSI über 70 kann weiter steigen, daher nie isoliert anwenden.

Gerade deshalb – und das betonen wir bei InsideTrading immer wieder – sollte der RSI als Teil eines größeren Analysepakets betrachtet werden. Ohne Kontext wird sonst aus einer guten Idee schnell eine gefährliche Entscheidung. In Kombination mit bewährten Strategieansätzen, etwa Chartformationen, Trendlinien und Saisonalitäten, entwickelt der RSI sein volles Potenzial.

Wie Du den RSI effektiv in Deine Trading-Strategie integrierst

Es gibt zig Varianten, den RSI zu nutzen, aber hier sind ein paar bewährte Strategien aus der Praxis:

  • Divergenzen nutzen: RSI fällt, obwohl der Kurs steigt – das kann ein Hinweis auf Schwäche im Aufwärtstrend sein. Umgekehrt gilt das gleiche. Solche Divergenzen treten besonders in den Übergangsphasen vor Trendwechseln auf und liefern wertvolle Hinweise.

  • RSI mit gleitenden Durchschnitten kombinieren: Wenn der RSI ein Kaufsignal liefert und gleichzeitig der Kurs den 20-Tage-Durchschnitt nach oben durchbricht – deutlich stärkeres Signal. Gleitende Durchschnitte glätten die Kursentwicklung und bestätigen, ob ein Signal nur kurzfristig oder auch nachhaltig ist.

  • Strategien auf Zeitebenen testen: Im Daytrading funktioniert der RSI anders als im Swing Trading. Auf dem 5-Minuten-Chart können Signale schneller kommen – aber leichter irreführend sein. Auf Wochenebene ist der RSI träger, dafür stabiler. Teste verschiedene Zeitfenster – eine gut getestete Routine gibt Dir Sicherheit.

Mein Tipp: Lege ein Papier-Depot an und spiele verschiedene Szenarien durch. Beobachte den RSI nicht nur bei Extremwerten, sondern achte auch darauf, was passiert vor dem Schwellenbruch. Dort verstecken sich oft die wahren „Inside“-Signale. Achte dabei auch auf psychologische Marktphasen – etwa vor Earnings, nach Zinssitzungen oder bei geopolitischen Spannungen. Die Kombination aus technischer Analyse und gesundem Menschenverstand ist oft unschlagbar.

FAQ zum Thema

Was ist der Unterschied zwischen RSI und anderen Momentum-Indikatoren?

Während der RSI einen normierten Wert zwischen 0 und 100 liefert, arbeiten manche andere Momentum-Indikatoren wie der MACD oder Stochastic Oscillator mit unterschiedlichen Skalen und Interpretationen. Der MACD etwa bewertet Moving Averages und ist deshalb trendfolgend, während der RSI unmittelbarer auf kurzfristige Preisextreme reagiert. Der Stochastik-Oszillator dagegen vergleicht den aktuellen Schlusskurs mit einer Preisspanne – eignet sich also stärker zur Bestimmung von Wendepunkten.

Warum ist es wichtig, den RSI in Kombination mit anderen Indikatoren zu nutzen?

Weil der RSI – so stark er ist – nicht alle Aspekte eines Marktes abbildet. In volatilen Phasen kann er sehr schnell über- oder unterkauft wirken, ohne dass sich der Trend umkehrt. Die Kombination mit gleitenden Durchschnitten, Volumen-Betrachtung oder Chartmustern verstärkt die Aussagekraft massiv. In der Praxis bedeutet das: Mehr Bestätigung = weniger Fehltrades. Besonders Filtersysteme, die RSI-Signale nur zulassen, wenn weitere Bedingungen erfüllt sind, haben sich im Backtest bewährt.

Wie kann ich den RSI-Zeitraum an meine Trading-Strategie anpassen?

Die Standard-Einstellung beträgt 14 Perioden – ursprünglich auf Tagesbasis gedacht. Wenn Du jedoch kürzere Zeiträume analysierst (z. B. im Intraday-Handel), kannst Du den RSI auch auf 9, 7 oder sogar 5 setzen, um schnellere Signale zu erhalten. Diese sind anfälliger für Fehlsignale, ermöglichen aber schnelle Reaktionen. Für langfristige Analysen (z. B. Wochencharts) sind Werte wie 21 oder 28 sinnvoller – sie glätten das Signal. Tipp: Achte auf Konvergenzen zwischen mehreren Zeitrahmen – das gibt zusätzliche Sicherheit.

Dein Werkzeug für mehr Klarheit im Markt

Unterm Strich ist der RSI mehr als nur eine Zahl im Chart – er ist ein Stimmungsbarometer, das Dir zeigt, was unter der Oberfläche brodelt. Richtig eingesetzt, hilft Dir der RSI, bessere Entscheidungen zu treffen und nicht blind den Kursen hinterherzulaufen. Er verleiht Dir objektive Daten in einem Meer aus Emotionen und bietet Dir genau das, was jeder Trader braucht: Orientierung, Struktur – und klare Signale.

Aber: Der RSI will im Kontext gelesen werden. Kombiniert mit weiteren Tools wie MACD, gleitenden Durchschnitten oder Volumenanalysen läuft er zur Höchstform auf. Wenn Du beginnst, Muster zu erkennen – etwa Divergenzen oder dynamische Reaktionen auf Extremwerte – wird aus dem Indikator ein echter Gamechanger in Deinem Setup. Nutze ihn defensiv wie offensiv – etwa um Zeitpunkte zu wählen oder bestehende Positionen abzusichern.

Mein Rat: Probier verschiedene RSI-Einstellungen aus, spiel mit Zeitfenstern und beobachte, wie der Markt tickt. Lernen heißt beobachten – nicht raten. Und jetzt bist Du dran: Nutzt Du den RSI schon regelmäßig? Oder hast Du eine ganz eigene Strategie entwickelt? Schreib’s gerne in die Kommentare!

Erik Freutel

Ich bin Erik Freutel und blogge jetzt! Hier schreibe ich aus der Sicht eines Wirtschaftsmathematikers, Börseninteressierten und Online-Marketers über meine Erfahrungen und Interessen als Unternehmer und Investor.

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