Was ist Order Flow? Definition und Erklärung

Verfasst von Erik Freutel, Wirtschaftsmathematiker & aktiver Trader seit 2012

Zuletzt überprüft am 19. August 2025

Was ist Order Flow? Definition und Erklärung

Order Flow (auch bekannt als „Order Flow Trading“) ist eine Methode, um Marktbewegungen durch das Beobachten von Kauf- und Verkaufsaufträgen in Echtzeit besser zu verstehen – oft mit Hilfe von Footprint Charts, Heatmaps oder dem Orderbuch.

Wer die Märkte wirklich durchschauen will, muss tiefer sehen als bloße Chartlinien. Genau dort setzt Order Flow an. Statt sich nur auf die Vergangenheit zu verlassen – wie viele Trader es mit technischer Analyse tun – blickst Du beim Orderflow Trading live in das Geschehen zwischen Käufern und Verkäufern hinein. Du erkennst direkt, wo sich echtes Volumen aufbaut, wo sich Marktteilnehmer zurückziehen oder wo Großaufträge den Kurs plötzlich drücken oder stützen. Klingt nach einem unfairen Vorteil? In gewisser Weise ist es das!

Der Clou: Mit modernen Tools wie Footprint-Charts, Volumenprofilen oder Orderbuch-Heatmaps hast Du als Trader heute Zugang zu Informationen, die früher fast nur Profis an institutionellen Schreibtischen vorbehalten waren. Doch Vorsicht – wer Order Flow nutzen will, braucht Geduld, ein gutes Auge und vor allem ein solides Verständnis dafür, wie Märkte wirklich funktionieren. Nur dann lässt sich aus der Datenflut ein echter Nutzen ziehen: präzisere Einstiege, kontrollierte Ausstiege – und ein Gefühl für das, was am Markt gerade „in der Luft liegt“. In diesem Artikel zeige ich Dir Schritt für Schritt, wie Order Flow funktioniert, was Du dazu brauchst – und ob sich der Aufwand für Dich überhaupt lohnt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Order Flow Trading analysiert die tatsächlichen Kauf- und Verkaufsbewegungen in Echtzeit und bietet dadurch einen deutlich tiefergehenden Blick ins Marktgeschehen als herkömmliche Indikatoren – ideal auch für schnelle Entscheidungen im Daytrading.

  • Tools wie Footprint-Charts oder Heatmaps zeigen nicht nur bloße Zahlen, sondern verraten, wo die Big Player ihre Spuren hinterlassen. Laut Studien* können Privathändler so wesentlich gezielter handeln.

  • Diese Art des Tradings erfordert Erfahrung und Konzentration – Anfänger, die sich jedoch systematisch herantasten, lernen den Markt aus einem völlig neuen Blickwinkel kennen.

Wie sieht Order Flow in der Praxis aus? Ein Beispiel aus dem echten Marktgeschehen

Stell Dir vor, Du sitzt vor Deinem Bildschirm und verfolgst das EUR/USD-Währungspaar. Es ist kurz vor der Veröffentlichung einer US-Zinsentscheidung – ein Moment, in dem der Markt fast hörbar den Atem anhält. Dann plötzlich: Die Orderbuch-Heatmap zeigt auf dem Level 1,08400 eine auffällige Blockade – massive Verkaufsorders tauchen auf. Doch gleichzeitig zeigen die Footprint-Charts, dass mutige Käufer mit aggressiven Market Orders dagegenhalten. Es knistert förmlich.

Nur ein paar Ticks später durchbricht der Kurs die besagte Grenze – ein klassischer Breakout entsteht. Wer jetzt richtig gelesen hat, steigt blitzschnell bei 1,08405 Long ein und platziert einen engen Stop-Loss darunter. Der Preis explodiert in kürzester Zeit um 20 Pips nach oben, bis bei 1,08600 frische Verkaufsblöcke auftauchen und das Momentum einbremsen.

Das ist Order Flow in Aktion: Du wartest nicht passiv auf ein Signal im Nachgang, sondern beobachtest den Kampf ums Preisniveau in Echtzeit – und kannst mitspielen, statt hinterherzurennen. Wer es versteht, fühlt sich ein bisschen wie ein Trader mit Superkräften.

Was ist der Order Flow überhaupt?

Order Flow bedeutet wörtlich: der Fluss der Aufträge. Anders als im klassischen Chart, wo Du nur die Endergebnisse siehst, tauchst Du hier ins Herz des Marktgeschehens ein. Dabei geht es nicht um hübsch gezeichnete Linien, sondern um die blanke Realität: Wer bewegt den Markt – und mit welchem Volumen?

Beim Orderflow Trading stehen die tatsächlichen Transaktionen im Mittelpunkt. Stell Dir das Orderbuch vor wie ein öffentliches Schaufenster, in dem alle Limit Orders offenliegen – Käufer und Verkäufer bieten, aber noch ohne Ausführung. Sobald jemand bereit ist, zum geforderten Preis zu kaufen oder zu verkaufen, wird eine Order ausgeführt – und genau das ist Dein Signal. Du erkennst Muster, noch bevor sie im klassischen Chart sichtbar werden.

Ein Power-Werkzeug, das dabei hilft, sind die Footprint-Charts. Sie zeigen Dir zum Beispiel, ob auf einem bestimmten Preislevel deutlich mehr auf Käufer- oder Verkäuferseite gehandelt wurde. Je größer die Imbalance, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Kurs in eine Richtung entlädt.

Das Orderbuch ist dabei Dein Frühwarnsystem: Große unberührte Verkaufslimits können den Preis deckeln, ähnlich wie Glasplatten in einem Schwimmbad – Du siehst sie kaum, aber sie halten Dich auf. Genau dieses Unsichtbare wird mit Orderflow sichtbar. Wenn Du das einmal geschnallt hast, wirkt der Markt nicht mehr wie ein wildes Tier, sondern wie ein System mit offenen Karten – zumindest teilweise.

Wie funktioniert Orderflow Trading genau?

Beim Orderflow Trading spielst Du nicht mehr nach dem Motto „Was war?“ – sondern „Was passiert in diesem Moment?“. Du analysierst, ob gerade hauptsächlich gekauft oder verkauft wird – und in welcher Größenordnung.

Dafür brauchst Du ein gutes Setup:

  • Footprint-Charts: Diese mehrschichtigen Balken zeigen Dir ganz genau, wie viele Kontrakte auf jedem Preislevel auf der Kauf- und Verkaufsseite abgewickelt wurden. Farbcode inklusive – je satter die Farbe, desto intensiver die Aktivität.

  • Orderbuch (Level 2 Data): Hier bekommst Du Einsicht in alle offenen Limit Orders – sortiert nach Preis. Das ist wie das Röntgenbild im Trading: Du siehst nicht, wohin der Markt läuft, sondern wo er auf Widerstand trifft.

  • Heatmaps: Diese visuelle Darstellung hebt große Orderblöcke farblich hervor – praktisch, um die plötzliche Aktivierung großer Orders zu erkennen.

  • Volume Profile / Market Profile: Zeigt Dir auf einen Blick, bei welchen Preislevels besonders viel Volumen umgesetzt wurde. Ideal, um Unterstützungszonen oder Widerstände zu erkennen, die dem Chart auf den ersten Blick gar nicht anzusehen sind.

Im Daytrading liegt der Fokus oft auf kurzfristigen Bewegungen – der Orderflow erlaubt es Dir, diese frühzeitig zu erkennen. Scalp-Trader, die nur wenige Minuten im Markt sind, analysieren oft Volumen-Cluster oder plötzliche Ungleichgewichte zwischen Kauf- und Verkaufsaktivität. Solche Signale entstehen häufig, wenn sogenannte „Absorptionszonen“ auftauchen – das sind Momente, in denen große passive Orders viele aggressive Market Orders buchstäblich „verschlucken“, ohne dass der Preis sich bewegt. Ein klares Zeichen, dass sich hier ein wichtiger Player positioniert.

Wichtige Kennzahlen, auf die Du achten solltest:

  • Bid/Ask-Verteilung: Wer hat im Moment die Oberhand?

  • Volumen-Imbalance: Gibt es ein klares Übergewicht? Dann entsteht oft Momentum.

  • Absorbing-Events: Wenn trotz starker Kauf- oder Verkaufsorders der Kurs nicht reagiert, entsteht Spannung – wie eine gespannte Feder kurz vor der Entladung.

  • Initiatives Handeln: Hier geht’s um Dominanz: Wer bestimmt gerade den Markt, und wie laut schlägt er auf den Tisch?

Einsteiger sollten sich nicht gleich in alle Daten stürzen. Starte lieber mit einem stabilen Fundament – und fang im Demokonto an. Das Orderflow Trading für Anfänger ist anspruchsvoll, aber nicht unmöglich. Mit klarem Plan und Geduld kannst Du Dir hier einen echten Vorsprung erarbeiten.

Welche Vorteile bietet Order Flow – und welche Risiken gibt es dabei?

Vorteile:

  • Tiefe Einsichten statt Chart-Rätselraten: Du erkennst, ob echte Marktteilnehmer einen Bereich verteidigen oder nur „Geisterorders“ im Spiel sind. Das ist Trading auf einer ganz neuen Ebene.

  • Schnelle Reaktionen, besseres Timing: Gerade bei kurzfristigem Trading kann eine Millisekunde Entscheidendes ausmachen. Orderflow liefert Dir Kontext zur Bewegung und macht Wendepunkte greifbar.

  • Perfekt für volatile Märkte: Ob Krypto, Forex oder Futures – bei schnellen Bewegungen zählt jeder Tick. Mit Orderflow-Tools kannst Du frühzeitiger agieren, statt nur zu reagieren.

Ein Beispiel aus dem Krypto-Bereich: Du siehst im Bitcoin-Orderbuch eine riesige Kaufmauer, die sich aufbaut – gleichzeitig ziehen aggressive Verkäufer drüber hinweg. Ohne Heatmap würde Dir dieser Kampf entgehen. Mit Order Flow als Lupe mitten ins Geschehen erkennst Du früher, ob diese Barriere fällt oder den Markt noch einmal umkehrt.

Risiken:

  • Die Datenflut kann erschlagen: Gerade am Anfang wirken Footprint-Charts, Zahlenfluten und Interface-Komplexität reizüberflutend. Ohne Struktur wird aus Erkenntnis schnell Verwirrung.

  • Technische Ausrüstung ist Pflicht: Trading über Orderflow klappt nur mit entsprechender Plattform, einem stabilen Datenfeed – und ja, dafür zahlst Du.

  • Mentaler Druck: Das Sekundenspielchen macht’s spannend – aber eben auch nervenaufreibend. Du brauchst Disziplin und innere Ruhe.

Wichtig: In eher ruhigen Märkten wie bei klassischen ETFs ist Orderflow seltener sinnvoll – sie laufen oft zu „ordentlich“, um klare Ungleichgewichte zu zeigen. Doch rund um große Ereignisse – wie etwa einem Optionsverfall – kann auch da das Volumenverhalten plötzlich spannend werden.

Wie kannst Du selbst mit Orderflow Trading beginnen?

Bevor Du Dich von Heatmaps und Footprint-Charts blenden lässt, ein klarer Rat: Gehe methodisch vor. Starte nicht kopflos, sondern planvoll.

  1. Demokonto ist Pflicht. Plattformen wie NinjaTrader oder Bookmap bieten Testumgebungen mit Live-Daten, in denen Du Fehler machen darfst – und sollst.

  2. Tools mit Augenmaß wählen. Fuß zuerst ins Wasser: Heatmaps oder Volume Profile sind ideale Einstiegsinstrumente, weil sie visuell intuitiv sind.

  3. Beobachte Bewegungen und frage Dich „Warum?“ Statt nur zu sehen, dass ein Preislevel gehalten wird – finde heraus, ob das Volumen damit zu tun hatte.

  4. Kennzeichne wichtige Preislevels. Oft sieht man hier repetitive Muster: Wird ein Niveau mehrfach verteidigt, ist das selten Zufall.

  5. Risikomanagement ist Dein Airbag. Ohne Stop-Loss ist Dein Konto bald leerer als Dein Kühlschrank nach einem langen Wochenende.

Was viele Beginner übersehen: Orderflow ist kein isoliertes Werkzeug – die besten Trader kombinieren es geschickt mit technischer Analyse, Nachrichten oder Sentimentdaten. Wenn sich also ein Volumen-Peak mit einer wichtigen Chartmarke kreuzt UND eine Zentralbanksitzung ansteht, solltest Du genau hinschauen.

Wenn Du lieber mit Struktur lernst: Bei volume-trader.com findest Du Kurse, etwa von Peter Becker, die genau diesen Einstieg konsequent begleiten – inklusive Praxisübungen, Liveanalysen und nachvollziehbaren Lernpfaden. Investiere Zeit – und Du sparst Zeit.

Warum Order Flow das Denken über den Markt verändert

Sobald Du beginnst, Order Flow wirklich zu verstehen, verändert sich Dein Blickwinkel: Märkte erscheinen Dir nicht mehr wie zufällige Ausschläge – Du beginnst, die Absichten hinter den Bewegungen zu spüren.

Statt Dich von verzögerten Indikatoren leiten zu lassen, denkst Du voraus. Du beobachtest, wer kauft, wer zurückhält, wer plötzlich Volumen aufbaut. Du erkennst Übergänge – nicht nur zwischen Preislevels, sondern auch zwischen Stimmungen im Markt.

Das Tool ist dabei eigentlich nebensächlich. Entscheidend ist Deine Lesefähigkeit. Wer erfährt, wie Heatmap-Farben, Footprint-Anomalien oder Orderbuchreaktionen zusammenspielen, bekommt ein Gespür. Kein Zahlengefühl, sondern echtes Marktgefühl.

Aber: Es braucht Einsatz. Es braucht Rückschläge. Es braucht Neugier. Wer einfach nur „schneller Gewinne machen“ will, wird enttäuscht. Doch wer bereit ist, hinter die Oberfläche zu schauen, der entdeckt ein Spielfeld, das weit mehr Relevanz hat als jeder Indikator.

Futures, Forex, Krypto – mit Order Flow bist Du nicht mehr Zuschauer, sondern Teilnehmer. Und wenn Du dranbleibst, wird aus Bauchgefühl irgendwann echte Kompetenz.

Bereit für den „Blick hinter den Kurs“?

Order Flow verändert alles – wenn Du es zulässt.

Du lernst, dass Preisbewegung nur das Endprodukt ist. Dass etwas darunter liegt. Dass große Player sich nicht zeigen, aber Spuren hinterlassen. Du beobachtest keine Linien mehr – Du liest Verhalten. Und genau das bringt Dich dorthin, wo andere Trader noch rätseln.

Unterm Strich bleibt: Order Flow ist kein Wunderwerk, aber ein verdammt gutes Werkzeug – für alle, die es ernst meinen. Es macht Dich nicht automatisch profitabel – aber es macht Dich bewusster. Wer sich reinhängt, versteht den Markt nicht nur besser – sondern sich selbst auch.

Mein Rat: Starte vorsichtig, aber bleib neugierig. Fang an zu beobachten – statt nur zu reagieren. Kombiniere es mit dem, was Du schon weißt. Und entwickle daraus Deine ganz eigene Strategie.

Denn die Frage ist nicht: Ob Order Flow funktioniert. Sondern: Was Du damit anfangen kannst. Die Antwort wirst Du selbst erleben – Tick für Tick.

FAQ zum Thema Order Flow

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Order Flow und Orderbuch?

Das Orderbuch zeigt Dir, wo welche Limit Orders gerade im Markt liegen – also Aufträge, die noch nicht ausgeführt wurden. Der Order Flow hingegen zeigt das, was wirklich passiert: Wer kauft oder verkauft gerade aktiv? Was wird abgewickelt? Kurz: Das Orderbuch ist die Einladung – Order Flow zeigt, wer die Einladung annimmt.

Eignet sich Order Flow Trading auch für Anfänger?

Wenn wir ehrlich sind: Für Anfänger ist Order Flow Trading anfangs eine Herausforderung. Die Vielzahl an Daten kann überfordern – vor allem, wenn man noch nicht weiß, worauf es wirklich ankommt. Aber: Wer motiviert ist und bereit, sich Schritt für Schritt einzuarbeiten, wird mit Einblicken belohnt, die klassische Trader oft nie erlangen.

Welche Tools brauchst Du fürs Orderflow Trading?

Du brauchst eine Plattform, die Dir Echtzeitdaten liefert – zum Beispiel Sierra Chart, Bookmap oder ATAS. Zusätzlich brauchst Du Zugang zu einem passenden Datenfeed, je nach Markt (z. B. CME für Futures). Ohne Tools wie Footprint-Charts, Heatmaps oder Volumenprofile hast Du nur ein halbes Bild – und verpasst das Beste.

Liefert Order Flow wirklich verlässlichere Signale als technische Indikatoren?

Ja – zumindest, wenn Du weißt, was Du tust. Statt vergangene Muster auszuwerten, schaust Du direkt auf die tatsächliche Aktivität im Markt. Du erkennst Trendwenden, bevor sie auf dem Chart „offiziell“ bestätigt werden. Aber ohne Übung bleibt es nur ein Datendschungel. Wer es aber beherrscht, wird Signale sehen, wo andere nur Nebel sehen.

Erik Freutel

Mein Name ist Erik Freutel, Gründer von InsideTrading.de. Hier schreibe ich als Börsenbegeisterter über meine Erfahrungen als Trader, Investor und Wirtschaftsmathematiker.