ALLGEMEINES ZU DEN BOLLINGER BÄNDERN:
Eine Analysemethode, die unter anderem Gebrauch vom gleitenden Durchschnitt macht, verwenden die sogenannten Bollinger Bänder. In seinem Buch „Bollinger Bänder: Der einfache Weg, Kursverläufte zu bestimmen“ beschrieb John Bollinger dieses Verfahren erstmals. Basierend auf der Normalverteilung wird bei diesem Indikator davon ausgegangen, dass der nächste Kurs eines Finanzproduktes mit höherer Wahrscheinlich nahe dem Mittelwert vorangegangener Kurse liegt, als weit davon entfernt. Wahrscheinlich weil die Berechnung relativ simpel ist, kommt diese Methode relativ häufig zum Einsatz. Neben dem gleitenden Durchschnitt wird zusätzlich nur die Standardabweichung benötigt.
BERECHNUNGS METHIDUK EINES BOLLINGER BANDES:
Lässt man sich in einem Chart die Bollinger Bänder anzeigen, erscheinen drei Linien. Die mittlere stellt dabei den gleitenden Durchschnitt dar. Zumeist werden zu dessen Berechnung die letzten 20 Werte beachtet. Das obere Band wird bestimmt, indem zum Wert des gleitenden Durchschnitts das k-fache der Standardabweichung addiert wird. Bollinger empfahl das zweifache der Standardabweichung. Es ist aber auch möglich, das einfache bzw. dreifache zu addieren. Das untere Band ergibt sich analog, wobei das k-fache der Standardabweichung vom Mittelwert subtrahiert wird.
Je größer k gewählt wird, desto größer ist der Abstand zwischen dem oberen und unterem Band. Gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die nächste Kursstellung innerhalb der Bänder liegt. Die Wahrscheinlichkeiten leiten sich dabei aufgrund der angenommen Normalverteilung ab und sind wie folgt:
für k = 1: 68,3%
für k = 2: 95,4%
für k = 3: 99,7%
INTERPRETATION:
Gemäß John Bollinger geben die Bänder selbst nur Aufschluss darüber, ob ein Finanzprodukt gerade relativ teuer oder günstig gehandelt wird. Zusammen mit den Bändern benötigt man zwei weitere Werte, die ebenfalls von John Bollinger entwickelt wurden, um Aussagen über die richtigen Signale zu erhalten. Diese Parameter sind %b und die Bandbreite. Sie stehen jedoch in der Standardsoftware nicht zur Verfügung und sollen hier auch nicht weiter beschrieben werden.
Die gängigste – wenn auch nicht unbedingt richtige – Interpretation der Bollinger Bänder ist folgende: Bildet sich wiederholt ein Plateau an einem Band, wird eine Kurswende erwartet. Hingegen wird ein Kurs nahe eines Bandes als kurzfristige Bewegung in die Gegenrichtung interpretiert. Längerfristige Kursentwicklungen werden mit Hilfe der Bollinger Bänder auf besondere Schwankungen hin überprüft. Es werden steigende Kurse erwartet, wenn das obere Band durchschnitten wird.
KRITIK:
Die den Bollinger Bändern zugrunde liegende Theorie basiert auf normalverteilten Kursen im jeweiligen Finanzprodukt. Diese Annahme ist jedoch nicht zutreffend. Außerdem erfüllt der gleitende Durchschnitt nicht den Anforderungen an einen Erwartungswert. Da die Standardabweichung nicht exakt bekannt ist, wird sie stattdessen geschätzt. Obwohl John Bollinger selbst darauf hinwies, dass der Berührung der Bänder selbst keine besondere Bedeutung beigemessen werden sollten, wird der Indikator häufig für die Darstellung der Preisvolatilität verwendet.