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Was ist ein Bollinger Band? Definition und Erklärung

Erik Freutel, Wirtschaftsmathematiker & Trader seit 2012

Zuletzt überprüft am 20. Oktober 2025

In Short

Die Bollinger Bänder (Bollinger Bands) sind ein technischer Indikator, der auf einem gleitenden Durchschnitt und der Standardabweichung basiert – und so die Volatilität eines Marktes sichtbar macht. Sie helfen Tradern dabei, überkaufte oder überverkaufte Zonen sowie potenzielle Kursausbrüche frühzeitig zu erkennen.

Was ist ein Bollinger Band? Definition und Erklärung

Bollinger Bänder (engl. Bollinger Bands) sind ein unverzichtbares Tool in der technischen Analyse, das Tradern hilft, Volatilität zu messen, Kursausbrüche zu erkennen und Handelsentscheidungen auf Basis statistischer Wahrscheinlichkeiten zu treffen.

In der Welt des Tradings geht es oft um Zahlen, Charts – und das richtige Timing. Genau hier kommen Bollinger Bänder ins Spiel: ein Indikator, der auf den ersten Blick unscheinbar aussieht, aber erstaunlich viele Informationen liefert. Entwickelt in den 1980er Jahren vom Finanzanalysten John Bollinger, kombinieren sie einen gleitenden Durchschnitt mit der Standardabweichung eines Kurses – und zeigen Dir damit auf elegante Weise, wann ein Kurs „aus der Reihe tanzt“.

Das Geniale daran? Die Bänder passen sich automatisch der aktuellen Marktvolatilität an. Wird es ruhig, ziehen sie sich zusammen. Geht es turbulent zu, dehnen sie sich aus. Besonders spannend für viele Trader ist dabei der sogenannte „Squeeze“ – ein Phänomen, das häufig auf bevorstehende Kursausbrüche hinweist.

Auch wenn Du noch neu in der technischen Analyse bist: Bollinger Bänder sind kein Hexenwerk. Mit etwas Übung lassen sich klare Muster erkennen, die Dir beim Einstieg oder Ausstieg aus Trades helfen können. In diesem Artikel bekommst Du eine einfache, aber fundierte Erklärung des Indikators – inkl. Praxisbeispiel und verständlicher Anleitung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bollinger Bänder bestehen aus einem gleitenden Durchschnitt (meist 20 Tage) und zwei Bändern basierend auf der Standardabweichung – sie zeigen Dir die aktuelle Volatilität eines Kurses.

  • Ein „Bollinger Band Squeeze“ ist oft ein Vorbote für einen starken Kursausbruch – genau hier entstehen viele Chancen für Trader mit gutem Timing.

  • Achtung: Bollinger Bänder liefern keine garantiert eindeutigen Kauf- oder Verkaufssignale. Ihr größter Wert liegt in der Kombination mit anderen Indikatoren wie RSI oder MACD – besonders im Daytrading oder Swing Trading höchst effektiv.

Was sind Bollinger Bänder genau – und wie funktionieren sie?

Bollinger Bänder sind ein besonders flexibler Volatilitätsindikator, der mehr als nur hübsche Linien auf dem Chart ist. Sie helfen Dir, die Bewegungen eines Marktes zu interpretieren, Muster zu erkennen und den Markt mit einem neuen Blick zu lesen – eine Art Frühwarnsystem für Trader mit Ambitionen.

Ursprünglich wurden sie von John Bollinger in den 1980ern entwickelt – ein Mann, der sich nicht mit starren Tools zufriedengeben wollte. Er suchte nach einem Indikator, der nicht nur auf Vergangenem basiert, sondern sich kontinuierlich an das aktuelle Marktverhalten anpasst. Und genau das leisten die Bollinger Bänder: Sie bestehen aus drei Linien – dem Mittleren Band, in der Regel ein 20-Tage-Simple Moving Average (SMA), und zwei äußeren Bändern, die sich exakt zwei Standardabweichungen ober- bzw. unterhalb des Durchschnitts befinden.

Was sie besonders macht: Die Reaktion auf die Marktvolatilität ist dynamisch. Je ruhiger der Markt, desto enger liegen die Bänder beieinander. Nimmt die Volatilität abrupt zu – etwa durch politische Ereignisse, Unternehmensnachrichten oder makroökonomische Schocks – spreizen sich die Bänder fast explosionsartig auseinander. Das ist goldwert, wenn Du Trends oder Trendumkehrpunkte rechtzeitig erkennen willst.

Die Schlüsselidee ist simpel: Agiert ein Kurs innerhalb der Bänder, spricht das für ein „normales“ Verhalten. Kommt es aber zum Durchbruch, zum Beispiel über das obere Band hinaus, ist das wie ein Ruf: „Achtung, hier passiert etwas!“ Klar, das bedeutet nicht automatisch handeln – aber es ist ein wertvoller Hinweis im Trading-Kontext, der Dir in Verbindung mit weiteren Indikatoren echten Vorteil verschaffen kann – egal ob im Krypto-Trading, bei CFDs, ETFs oder klassischen Börsentiteln.

Wie werden Bollinger Bänder berechnet?

Keine Angst – Du brauchst kein Mathe-Genie zu sein, um Bollinger Bänder zu verstehen. Auch Einsteiger können sich den Aufbau schnell einprägen. In Tools wie TradingView oder MetaTrader ist der Indikator per Klick aktiviert, aber wer wirklich versteht, wie sie entstehen, erkennt auch schneller, wann sie aussagekräftig sind – oder eben nicht.

Die klassische Berechnung sieht so aus:

  • Mittleres Band = 20-Tage Simple Moving Average (SMA)
  • Oberes Band = SMA + (2 × Standardabweichung)
  • Unteres Band = SMA – (2 × Standardabweichung)

Warum gerade „2“ als Multiplikator? Ganz einfach – zwei Standardabweichungen umfassen etwa 95 % aller Datenpunkte einer normalverteilten Menge. Bedeutet: In der Regel findest Du den Kurs innerhalb dieser Zone wieder. Aber: Wenn der Kurs plötzlich ausbricht, also die Bänder verlässt, dann brodelt es unter der Oberfläche – und genau in diesen Momenten verdient man (oder verliert!).

Und das Beste: Auch wenn sich das theoretisch komplex anhört – sobald Du einmal mit einem Chart gearbeitet hast, erkennst Du die Macht hinter dem Muster. Besonders hilfreich ist das für Trader, die Bollinger Bänder für Anfänger verstehen wollen – weil die visuelle Darstellung sofort Wirkung zeigt.

Was sagen Dir Bollinger Bänder in der Praxis?

Theorie ist gut – aber handeln musst Du in der Praxis. Und da entfalten Bollinger Bänder ihre wahre Stärke. Stell Dir vor, der DAX dümpelt seit Tagen seitwärts. Kaum Bewegung, die Bänder rücken immer näher zusammen – fast wie ein Korken in einer Sektflasche, kurz bevor es knallt. Das ist der berühmte „Squeeze“ – und ein echter Augenöffner.

Viele Trader, besonders erfahrene Intraday-Spekulanten, beobachten genau solche Phasen. Sobald ein Ausbruch länger stabil außerhalb eines Bandes verläuft – und idealerweise noch von Volumen begleitet wird –, steigen sie rasch ein. Warum? Weil dann oft eine Kettenreaktion einsetzt: Stopps werden ausgelöst, Mitläufer springen auf, Volatilität nimmt schlagartig zu. Das ist der Stoff, aus dem schnelle Gewinne gemacht werden – vorausgesetzt, man kennt sein Risiko.

Ein praktisches Krypto-Beispiel: Beim Bitcoin kam es im Mai 2021 zu so einem epischen Squeeze. Wochenlang bewegte sich der Preis kaum, die Bänder lagen fast übereinander. Dann – Boom! Ein explosiver Ausbruch, angefeuert durch Nachrichtenlage und Volumen. Wer hier antizipierend und mit gut sitzendem Stop-Loss gehandelt hat, sah in kürzester Zeit zweistellige Prozentgewinne – ein Musterbeispiel aus dem Lehrbuch.

Woran erkennst Du überkaufte oder überverkaufte Zonen?

Hier musst Du keine Raketenwissenschaft betreiben. Ein einfacher Blick aufs Chart genügt: Berührt der Kurs das obere Bollinger Band, ist Vorsicht angesagt – das kann auf eine überkaufte Marktsituation hinweisen. Der Preis hat dann meist einen stattlichen Lauf hinter sich. Bedeutet das sofort Short gehen? Nein, auf keinen Fall! Aber es ist ein mögliches Warnsignal – quasi wie ein rotes Licht im Rückspiegel.

Das Gegenteil gilt, wenn der Kurs in Richtung oder sogar unter das untere Bollinger Band fällt. Das kann auf eine überverkaufte Lage hindeuten – eine Phase womöglich übertriebener Panik oder starker Korrektur. Auch hier gilt: Nicht blind kaufen, sondern den Kontext lesen!

Diese Zonen entfalten ihren wahren Wert erst in der Kombination mit weiteren Signalen – z. B. mit dem RSI (Relative Stärke Index), der ebenfalls auf Extremzustände hinweist. Oder dem MACD, der Dir die Stärke eines Trends und eventuelle Divergenzen zeigt. Ergänzt durch bekannte Chartformen wie Dreiecke, Doppeltops oder bullische Flaggen, lassen sich daraus präzise Einstiege ableiten – oft deutlich vor dem Mainstream.

Wie kannst Du Bollinger Bänder berechnen – mit Beispiel?

Klingt trocken, ist aber super hilfreich: Ein Rechenbeispiel macht das Ganze greifbar. Stell Dir vor, Du arbeitest mit folgenden 20 Schlusskursen:

50, 51, 49, 50, 52, 51, 48, 50, 49, 51, 50, 52, 53, 51, 50, 49, 52, 51, 50, 51

Was passiert? Der 20-Tage-SMA ergibt rund 50,5. Die geschätzte Standardabweichung liegt bei 1,3.

Also:

  • Oberes Bollinger Band: 50,5 + (2 × 1,3) = 53,1
  • Unteres Bollinger Band: 50,5 – (2 × 1,3) = 47,9

Wenn der Kurs jetzt plötzlich auf 54 schießt, ist das ein klares Signal: Wir befinden uns außerhalb des typischen Rahmens – möglicherweise überkauft oder kurz vor einer Korrektur.

Natürlich musst Du nicht jedes Mal manuell rechnen. Plattformen wie TradingView, MetaTrader, eToro oder IG machen das für Dich – direkt im Chart, visuell und in Echtzeit.

Was sind die Vorteile und Nachteile der Bollinger Bänder?

Wenn Du Bollinger Bänder kennst, erkennst Du in Sekunden, ob ein Markt hektisch, ruhig oder kurz vor dem Abheben ist. Genau deshalb lieben viele Trader diesen Indikator. Er ist nicht statisch wie ein starrer MA oder träge wie viele Oszillatoren – sondern passt sich jedem Markt an, wie ein flexibles Nervensystem.

Die größten Vorteile:

  • Sofort verständlich – visuell klar, logisch aufgebaut
  • Überall nutzbar – Aktien, Forex, Krypto, Rohstoffe – alles geht
  • Volatilitätsgetrieben – reagiert auf Marktdynamik, nicht auf fixe Regeln
  • Für Anfänger geeignet, die ein gutes Gespür für Chartverhalten entwickeln wollen

Aber es gibt auch Schattenseiten:

  • Keine klaren Signale – wer nur auf Bandberührung tradet, fällt schnell auf die Nase
  • Zeitverzögerung – gleitende Durchschnitte hinken dem Preis immer leicht hinterher
  • Fehlsignale in Seitwärtsphasen – typisch bei unentschlossenen Märkten, z. B. EUR/USD in engen Ranges

Ein klassisches Beispiel: Der Euro pendelt vier Tage lang zwischen 1,0970 und 1,1010. Die Bänder werden immer wieder berührt – rauf, runter. Wer hier auf ein Ausbruchssignal setzt, ohne auf Volumen, Fundamentaldaten oder ergänzende Indikatoren zu achten, riskiert „Stopp-out“ nach Stopp-out.

Tipps zur Anwendung im Trading-Alltag

Wer täglich an den Märkten aktiv ist – ob nun als Daytrader, Krypto-Nerd oder Swing-Trader – weiß: Ein einzelnes Signal grenzt selten an Magie. Der Schlüssel ist das Zusammenspiel.

Ein bewährtes Setup sieht so aus:

  • Squeeze erkennen: Die Bänder verengen sich drastisch – erste Alarmstufe!
  • Dann auf einen extremen RSI-Wert schauen – unter 30 oder über 70 = Übertreibung
  • Als Nächstes: Breakout beobachten – ein starker Schlusskurs weit außerhalb eines Bandes – am besten mit Volumen-Peak
  • Nur dann Einstieg – Long oder Short, je nach Richtung

Viele Trader nutzen zusätzlich einen Squeeze-Detector – etwa in TradingView als Script oder bei Tools wie „Inside Signale“. Sobald der Bandabstand unter ein kritisches Maß fällt (z. B. 3 % im Krypto-Bereich), gibt’s einen Alarm aufs Smartphone. Super nützlich, um vorbereitet in Position zu gehen und nicht erst zu reagieren, wenn die Masse schon drin ist.

Ein Tipp aus eigener Erfahrung: Wenn Du Scalping betreibst oder auf News-Hypes reagierst, stell die Bollinger Bänder auf eine 10er-SMA um. Du bekommst dadurch schnellere Hinweise. Für moderate Swing-Trades eignet sich die Standard-Einstellung (20 SMA) – oder Du erweiterst leicht auf 30, wenn Du mehr Stabilität magst.

Welche Plattformen lassen sich besonders gut mit Bollinger Bändern nutzen?

Heutzutage kein Hexenwerk mehr: Fast jede halbwegs brauchbare Tradingplattform bietet Dir Bollinger Bänder standardmäßig an – oft sogar mit zusätzlichen Alerts, Analysefunktionen oder Community-Vorlagen.

Besonders zu empfehlen:

  • TradingView – modern, schnell, mit Social Features und Scripting für eigene Strategien
  • MetaTrader 4 oder 5 – der Klassiker für Forex und automatisierte Backtests
  • ThinkOrSwim, cTrader – beliebt für komplexe Setups mit Indikator-Fusionen
  • Broker-Tools wie bei IG, Admirals, eToro – einfach zu bedienen, oft mobilfreundlich

Gerade für mobile Trader sind Tools mit Push-Benachrichtigungen (z. B. Squeeze-Alarm + RSI-Wert) Gold wert. Du kannst unterwegs schnell überprüfen, ob ein Trade Setup eintritt – und direkt reagieren.

Bist Du bereit, Bollinger Bänder wirklich zu nutzen?

Bollinger Bänder sind nicht einfach nur technische Zeichnungen – sie sind wie ein sechster Sinn im Chart. Wenn Du sie richtig liest, erlauben sie Dir, potenziell explosive Kursbewegungen frühzeitig zu antizipieren. Und ja – Du wirst Fehler machen. Aber Du wirst auch lernen, wann ein Squeeze echt ist, wann ein Markt übertrieben reagiert und wann Du lieber rausbleibst.

Aber: Bollinger Bänder sind kein Autopilot. Wenn Du sie isoliert nutzt, tappst Du früher oder später in die Falle der Fehlsignale. Die wahre Stärke entsteht erst durch smarte Kombination – mit RSI, MACD, Volumen oder Price Action.

Mein persönlicher Tipp: Fang mit einem Demokonto an. Übe das Setup. Beobachte Deine Lieblingsmärkte und spiele mit den Parametern. So bekommst Du ein echtes Gefühl dafür – und Deine Entscheidungen werden präziser. Wenn Du strategisch denkst, professionell arbeitest und die Bollinger Bänder nicht als Orakel, sondern Werkzeug siehst, wirst Du überrascht sein, wie effektiv sie funktionieren – gerade im schnellen Daytrading oder bei impulsiven Krypto-Charts.

Nutze sie clever – und sie werden Dir treue Dienste leisten.

FAQ zum Thema Bollinger Bänder

Was messen Bollinger Bänder eigentlich?

Ganz einfach: Bollinger Bänder zeigen Dir, wie stark ein Markt schwankt – also seine Volatilität. Sie bestehen aus einem gleitenden Durchschnitt und zwei seitlichen Linien, die wie ein „Atem“ des Marktes funktionieren. Wenn die Bänder auseinandergehen, herrscht Spannung. Ziehen sie sich zusammen, heißt das meist: Ruhe vor dem Sturm.

Wie stelle ich Bollinger Bänder in meinem Trading-Chart korrekt ein?

Die üblichen Plattformen wie TradingView, MetaTrader oder cTrader machen es Dir leicht. Standardmäßig ist ein 20er SMA mit einer zweifachen Standardabweichung voreingestellt. Bist Du Daytrader, empfehle ich Dir, auf 10 SMA und 1,5 Standardabweichung umzustellen – so siehst Du Bewegungen früher.

Was bedeutet ein „Squeeze“ – und warum ist das so wichtig?

Ein „Squeeze“ ist wie ein angespannter Muskel vor dem Sprung – er zeigt an, dass sich bald etwas entlädt. Wenn die Bänder extrem eng beieinanderliegen, deuten viele Trader das als das Zeichen schlechthin für eine bevorstehende Bewegung. Nach meiner Erfahrung eines der stärksten Warnsignale im Short-Term-Trading.

Wie zuverlässig sind Kauf- oder Verkaufssignale über die Bänder?

Bollinger Bänder liefern Hinweise, keine Befehle. Sie zeigen Dir: „Hier passiert etwas Ungewöhnliches.“ Ob daraus eine Gelegenheit wird, hängt vom Kontext ab. Deshalb immer mit Tools wie RSI, MACD oder Volumen kombinieren.

Funktionieren Bollinger Bänder bei allen Märkten?

Definitiv. Egal ob Du Aktien, Kryptowährungen, Forex oder Rohstoffe handelst – die Bänder passen sich automatisch an. Wichtig ist nur, dass Du verstehst, wie der Markt „atmet“. Dann holst Du das Maximum aus dem Indikator heraus.

Erik Freutel

Mein Name ist Erik Freutel, Gründer von InsideTrading.de. Hier schreibe ich als Börsenbegeisterter über meine Erfahrungen als Trader, Investor und Wirtschaftsmathematiker.

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