Der DAX 30 spiegelt als deutscher Leitindex die tendenzielle Entwicklung an den Börsen wider. Im DAX 30 sind bezogen auf die Marktkapitalisierung und den Börsenumsatz die 30 größten deutschen Unternehmen zusammengefasst und wird auch als Blue-Chip-Index bezeichnet. Da diese Unternehmen den verschiedensten Marktsektoren entspringen und rund 80 Prozent des in Deutschland zugelassenen Börsenkapitals ausmachen, gilt der DAX 30 als Indikator für die Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft. Außerdem ist er Basiswert für derivate Finanzinstrumente und strukturierten Produkten.
Geschichte des DAX 30
Der Dax startete im Juli 1988 bei einem Stand von 1.000 Punkten. Zu diesem Zeitpunkt galt dieser Index nur als Ergänzung zur den schon existierenden Indizes und entwickelte sich nach und nach zum international anerkannten Hauptindex der deutschen Börsenwelt.
Bereits im Jahre 1871 entwicklte der Ökonom Ernst Louis Étienne Laspeyres eine kommplexe Formel, mit der aus einer Vielzahl von Einzelwerten ein Index berechnet werden konnte und legte damit den Grundstein des DAX 30. Der Deutsche mit französichen Wurzeln gewichtete die Einzelwerte dabei unterschiedlich, sodass der Einfluss auf den Index variierte.
Wer wird in den DAX aufgenommen?
Im DAX befinden sich die 30 größten deutschen Unternehmen in Bezug auf die Marktkapitalisierung und den Börsenumsatz. In den Leitindex werden aber nur Unternehmen aufgenommen, die zudem noch die folgenden Kriterien erfüllen:
- im Prime Standard der Deutschen Börse gelistet
- einen Streubesitz (Freefloat) von mindestens zehn Prozent aufweisen
- juristischen Sitz in Deutschland
Eine Veränderung der DAX-Zusammensetzung findet nach folgenden vier Regeln statt:
Fast-Exit (45/45) (sofortiger Rauswurf)
Wenn ein Unternehmen, in Bezug auf den Börsenumsatz oder die Marktkapitalisierung nicht mehr zu den größten 45 gehört, wird dieses aus dem DAX genommen, sofern ein Nicht-Index-Wert beim Börsenumsatz mindestens Rang 45 und bei der Marktkapitalisierung mindestens Rang 35 erreicht.
Fast-Entry (25/25) (sofortige Aufnahme)
Neu in den DAX aufgenommen wird ein Unternehmen, sofern es in beiden Kriterien mindestens den 25. Rang erreicht. In diesem Fall scheidet das Unternehmen aus dem DAX 30 aus, welches in mindestens einem der beiden Kriterien schlechter als Rang 35 ist und die geringste Marktkapitalisierung aufweist.
Regular-Exit (40/40) (regulärer Rauswurf)
Aus dem DAX30 wird ein Unternehmen genommen, sobald es in einem der beiden Kriterien nicht mehr zu den 40 besten zählt und es einen Nicht-Index-Wert gibt, der nach beiden Kriterien mindestens zu den besten 35 gehört.
Regular-Entry (30/30) (regulärer Aufnahme)
Neu in den DAX aufgenommen wird ein Unternehmen, dass nach Definition der beiden Kriterien zu den 30 größten gehört, falls es ein Unternehmen gibt, dass in einem der beiden Kriterien nicht mehr zu den Top 35 gehört.
Alle 4 Regeln kommen zum ordentlichen Anpassungstermin im September zur Anwendung. Zusätzlich gibt es aber noch außerordentliche Anpassungstermine im März, Juni und Dezember, an denen es zu einem “sofortigen Rauswurf” oder einer “sofortigen Aufnahme” kommen kann. Außerdem kommt es zu einer außerordentlichen Anpassung im Fall von Insolvenzen und wenn ein Unternehmen die oben genannten Voraussetzungen nicht mehr erfüllt. Weiterhin kann es zu Abweichungen von diesen Regeln kommen, falls es zu Übernahmen kommt oder signifikante Veränderungen im Freefloat auftreten — darauf müssen sich aber der Vorstand der Deutschen Börse AG und der Arbeitskreis Aktienindizes einigen.
Aktuelle Zusammensetzung (Stand 31. März 2015)
Der Kurs des DAX30 setzt sich aus den Aktienkursen der einzelnen in ihm enthaltenden Unternehmen zusammen. Am 31. März 2015 waren dieses die folgenden 30 deutschen Unternehmen:
Volkswagen, ThyssenKrupp, Siemens, SAP, RWE, Münchener Rück, Merck, Lufthansa, Linde, Infineon, LANXESS, K+S, Henkel vz, HeidelbergCement, Fresenius Medical Care, Fresenius, E.ON, Deutsche Telekom, Deutsche Post, Deutsche Börse, Deutsche Bank, Daimler, Continental, Commerzbank, BMW, Beiersdorf, Bayer, BASF, Allianz, adidas
Anteile der Unternehmen im DAX — aufgeteilt nach Marktsegment (Stand 31. März 2015).
Gewichtung des DAX 30
Es werden aber nicht alle Kurse der 30 Unternehmen gleich stark gewichtet. DAX-30-Unternehmen mit einer höheren Marktkapitalisierung (des Streubesitzes) beeinflussen den Kurs des Leitindex stärker als Unternehmen mit einer geringeren Marktkapitalisierung (des Streubesitzes). Bei der Gewichtung spielt der Börsenwert oder das Gesamtkapital des Unternehmens keine Rolle. Die Marktkapitalisierung ist das Produkt des Aktienkurses eines Unternehmens und der Anzahl aller vom Unternehmen ausgegebenen Aktien.
Beispiel: Der Kurs der InsideTrading AG beträgt 3,00€ und beim Börsengang wurden 1.000.000 Aktien ausgegeben. Demnach ist die Marktkapitalisierung 3.000.000,00€.
Aktien, die sich im Festbesitz oder im Besitz des herausgebenden Unternehmens befinden, sind für die Gewichtung nicht relevant, wobei Festbesitz bedeutet, dass ein Großaktionär 5% oder mehr der Aktien hält.
Grundsätzlich lässt sich sagen, je höher der Streubesitz einer Aktie ist, desto höher ist auch das Gewicht im Index. Kein DAX-Unternehmen darf jedoch ein höheres Indexgewicht als zehn Prozent aufweisen.
Kursveränderungen der DAX-30-Aktien werden sekündlich in die Neubewertung des Dax-Kurses mit einbezogen, wobei Änderungen im Streubesitz nur quartalsweise von der Deutschen Börse erfasst werden und daher die Gewichtung der Einzelaktien im DAX nur vierteljährlich angepasst wird.
Die fünf einflussreichsten DAX-Unternehmen (Stand 31. März 2015).
Berechnung des DAX
Die Berechnung des DAX unterscheidet sich von der Berechnung vieler anderer Leitindizes (Dow Jones, EURO STOXX 50,…) dahingehend, dass der uns bekannte DAX ein Performanz-Index ist und nicht, wie viele andere Indizes ein Kursindex. Ein Performanz-Index unterscheidet sich von einem Kursindex diesbezüglich, dass bei einem Performanz-Index alle Dividenden und sonstigen Zahlungen in den Index reinvestiert werden und bei einem Kursindex Kapitalveränderungen und Dividendenzahlungen nicht enthalten sind. Natürlich gibt es den Dax auch als Kursindex, dieser ist aber eher unbekannt.
DAX-Performanz-Index: DE0008469008
DAX-Kursindex: DE0008467440
Als Grundlage der Aktienkurse werden die Kurse des elektronischen Handelssystems Xetra verwendet. Die Berechnung startet börsentäglich ab 9:00 Uhr. Die erste Notation kommt zustande, sobald es für alle 30 Unternehmen eine Kurstellung gibt, spätestens jedoch um 9:03 Uhr. Wenn es bis zu diesem Zeitpunkt keinen Eröffnungskurs einzelner Aktien gibt, wird der Schlusskurs des Vortages (Xetra 17:30 Uhr) zur Berechnung verwendet.
Wer mehr Informationen zur genauen Berechnung wünscht, der googelt bitte nach der statistischen Index-Formel von Laspeyres.
Handelszeiten
Die Haupthandelszeit des Dax ist werktags von 9:00- 17:30 Uhr, welches auch der Xetra-Handelszeit entspricht.
Von der Deutschen Börse werden aber auch vor Handelsbeginn und nach Handelsschluss (17:30 Uhr) Kurse des L/E-DAX (Late/Early DAX) berechnet. In der Zusammensetzung entspricht der L/E-DAX dem DAX. Berechnet wird dieser Kurs börsentäglich von 8:00 – 9:00 Uhr und von 17:45 – 20:00 Uhr. Als noch wichtigerer Indikator für die Entwicklung des DAX 30 wird hingegen der X-DAX bezeichnet, welcher börsentäglich von 8:00 – 9:00 Uhr sowie von 17:45 – 22:00 Uhr berechnet wird. Grundlage für die Berechnung des X-DAX sind die Preise des an der Terminbörse gehandelten DAX-Futures mit der kleinsten Restlaufzeit und die Euribor-Zinssätze der Europäischen Zentralbank.
Soviel zunächst als Einstieg in das wirklich komplexe Thema. Es wird zu diesem Artikel in der nächsten Woche einen zweiten Teil geben, in dem es um verschiedene Notationen (Future, Deutsche Bank, Xetra, usw.) gehen wird. Hier geht es zum zweiten Teil.
PS hinterlasst ein Kommentar und besucht unsere Facebook-Seite! 🙂